Der frühere BayernLB- Vorstand ist wegen Verdachts auf Bestechlichkeit verhaftet worden. Er soll 38 Millionen eingestrichen haben.

Frankfurt. Gerhard Gribkowsky, so heißt es in München immer wieder, passte eigentlich nie zur BayernLB. Nicht zu der Riege der meist unauffälligen Landesbanker, die sich in einer Runde von Sparkassendirektoren eher heimisch fühlen als auf dem Parkett der internationalen Kapitalmärkte. Risikovorstand Gribkowsky kam von der Deutschen Bank, er schätzte internationales und schillerndes Flair. Doch nun fügt sich ausgerechnet er bestens ein in die von Skandalen geprägte jüngere Geschichte der Landesbank. Gestern wurde Gribkowsky verhaftet.

Gegen ihn bestehe der dringende Verdacht der Bestechlichkeit, der Untreue und der Steuerhinterziehung, erklärte die Staatsanwaltschaft München I. Hintergrund ist der Verkauf von Formel-1-Rechten, die zuvor dem Münchner Medienunternehmer Leo Kirch gehörten, durch die Landesbank im Jahr 2006. Gribkowsky soll für seine Rolle dabei 50 Millionen Dollar (38 Millionen Euro) erhalten haben. Anfang der Woche war der Eingang einer solchen Summe bei seiner Privatstiftung in Österreich bekannt geworden.

Gerhard Gribkowsky sollte für die BayernLB Risiken eigentlich möglichst klein halten. Der Manager war bis 2008 als Vorstand für die Vermeidung von Kreditausfällen verantwortlich, dem Vernehmen nach rechnete er sich zwischenzeitlich sogar Chancen auf den Vorstandsvorsitz aus. Sein Abgang war abrupt: Die Bank und deren Eigentümer sahen in dem heute 52-Jährigen einen der Verantwortlichen für die milliardenschweren Verluste mit US-Immobilienpapieren und setzten den groß gewachsenen Manager wie zuvor Bankchef Werner Schmidt vor die Tür.

Als zupackend und offen beschreiben Kollegen Gribkowsky. Das Formel-1-Geschäft ist das schillerndste Kapitel in seiner Karriere, und damalige Weggefährten berichten, dass er diese Aufgabe durchaus genossen habe. Gerne zeigte Gribkowsky sich an den Grand-Prix-Strecken an der Seite der Größen des PS-Zirkus wie des langjährigen Vermarkters der Rennserie, Bernie Ecclestone, oder des Teamchef-Urgesteins Flavio Briatore.

Diese hofierten den Mann aus München, schließlich war die BayernLB als wichtigster Kreditgeber Kirchs für das Motorsportgeschäft zum größten Anteilseigner der Formel-1-Gesellschaft geworden. Im Umfeld des gescheiterten Medienunternehmers ist man jedoch schlecht auf den Banker zu sprechen. Gribkowsky habe die Beteiligung alles andere als ideal gemanagt, findet ein Ex-Kirch-Manager, er habe gegenüber Ecclestone klein beigegeben.

Als die BayernLB ihre Formel-1-Rechte verkaufte, gab es in der Rennserie gerade einen heftigen Machtkampf, der Ecclestone um die Rolle des zentralen Strippenziehers zu bringen drohte. Durch den Verkauf der BayernLB-Anteile an den ihm gewogenen Finanzinvestor CVC ging er am Ende jedoch sogar noch gestärkt aus der Sache hervor. "Unter Gribkowsky hatte Ecclestone deutlich mehr Einfluss als in der Kirch-Zeit", sagt ein Insider. War Gribkowsky also nur ein ungeschickter Manager der Formel-1-Beteiligung? Oder war er korrupt? Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen offenbar einiges an Indizien für die zweite Variante gesammelt.

So gilt nun als gesichert, dass die ominösen 50 Millionen Dollar in Österreich aus dem Formel-1-Umfeld stammen. Gribkowskys Anwalt Gerald Toifl hatte von Beraterhonoraren gesprochen - dies war möglicherweise aber nur eine Tarnung. Das Geld war Gribkowsky im Jahr 2006 aus der Karibik und Mauritius zugeflossen.

Die BayernLB erklärte, die Staatsanwaltschaft habe die Bank aufgefordert, "auf jegliche eigene Ermittlungsaktivitäten bis auf Weiteres zu verzichten, um die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht zu gefährden".

Grundsätzlich sei für Haftungsfragen gegenüber aktuellen oder früheren Vorständen der Verwaltungsrat zuständig, sagte ein BayernLB-Sprecher auf Nachfrage. Dessen Vorsitzender ist Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU). Sein Ministerium hatte die Bank zu Wochenbeginn aufgefordert, besonders zu prüfen, ob sich "weitere Schadenersatzansprüche gegen Herrn Dr. Gribkowsky ergeben könnten". Das Institut hält die Landespolitik seit Jahren in Atem, zuletzt mit dem unglückseligen Kauf der Kärntener Bank Hypo Group Alpe Adria.