Der Preiskampf unter den Anbietern bleibt nicht ohne Folgen. Das Abendblatt zeigt Ihnen die derzeit günstigsten Tarife von Autoversicherern.

Hamburg. Der Preiskampf unter den Autoversicherern bleibt nicht ohne Folgen. Das bekamen die 50 000 deutschen Kunden des Direktversicherers Ineas bereits zu spüren. Nach der Insolvenz des niederländischen Konzerns mussten sich die Autofahrer schnell eine neue Versicherung suchen. Erstmals schlitterte damit ein Kfz-Versicherer in Deutschland in die Insolvenz. "Die niederländische Gesellschaft galt als besonders preisaggressiv", sagt Christoph Schmitt von Fitch Ratings. Der britische Direktversicherer Admiral Group sah sich wiederum gezwungen, Berichte über die Aufgabe seines Deutschland-Geschäfts zu dementieren. Allerdings recht halbherzig, denn nach wie vor werden "derzeit die verschiedenen Optionen für den deutschen Markt geprüft", wie die Gesellschaft mitteilt.

Günstige Basistarife in der Kfz-Versicherung

Günstige Standardtarife in der Kfz-Versicherung

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Nach jahrelangem ruinösen Wettbewerb mit mehr Ausgaben als Einnahmen steigen jetzt auch die Prämien. "Über 80 Prozent der Versicherer haben im Durchschnitt ihre Tarife in der Haftpflicht erhöht", sagt Ivana Höltring, Geschäftsführerin der Nafi-Unternehmensberatung.

Sechs Jahre lang sanken die Prämien wegen des harten Wettbewerbs

"Bei der üblichen Kombination aus Haftpflicht und Vollkasko mit 300 Euro Selbstbeteiligung steigt der Beitrag im Marktdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Prozent", sagt Höltring. Auch die preisgünstigsten Anbieter bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. "Das Beitragsniveau ist leicht gestiegen", sagt Holger Brendel von der HUK Coburg. Nach einer Analyse der Nafi-Unternehmensberatung stiegen die Prämien in den Basistarifen bei den zehn günstigsten Anbietern in der Kombination Haftpflicht und Vollkasko zwischen 1,5 und 11,5 Prozent. Nur zwei Versicherer senkten ihre Tarife. Im Schnitt ergibt sich in dieser Vergleichsgruppe wie bei den günstigsten Standardtarifen eine Preissteigerung von rund 3,6 Prozent. Auch bei der Allianz wird sich das Prämienniveau erhöhen. "Aber nur marginal", wie eine Sprecherin sagt.

Für höhere Prämien haben die Versicherer gute Argumente. "Seit sechs Jahren in Folge sind die Prämien jetzt gesunken", sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Preise bewegen sich auf dem Niveau der 1980-Jahre. Doch die Schadenaufwendungen sind höher als die Einnahmen. "Allein seit 2008 sind in der Branche versicherungstechnische Verluste von 2,2 Milliarden Euro aufgelaufen", sagt Lübke.

Dennoch bleibt die Kfz-Versicherung eine preissensible Branche. "Den Preisanhebungen sind enge Grenzen gesetzt", sagt Brendel. Denn die Wechselbereitschaft der Kunden ist hoch. Knapp jeder dritte Autofahrer plant, zur Jahreswende 2010/11 zu einem neuen Anbieter zu wechseln oder zumindest in einen anderen Tarif, ergab eine Umfrage der VHV Versicherungen. 44 Prozent der Autofahrer, die sich nach einem neuen Kfz-Versicherer umsehen, sind von ihrem bisherigen Anbieter enttäuscht. Wechseln können Versicherte, wenn sie ihren alten Vertrag bis zum 30. November kündigen.

Exklusiv für das Abendblatt hat die Nafi-Unternehmensberatung die günstigsten Kfz-Versicherer für die Metropolregion Hamburg ermittelt. Neben Hamburg wurden die Zulassungsregionen mit den Kennzeichen STD, WL, PI, OD, RZ und IZ berücksichtigt. Auf der Basis von knapp 10 000 Kundenprofilen - um möglichst viele Fahrzeuge und Fahrertypen zu erfassen - wurden 250 Tarife von 74 Versicherern analysiert und die Durchschnittsprämie ermittelt. Sie gibt Auskunft über das Preisniveau. Getrennt nach Basis- und Standardtarifen wurden die so ermittelten Prämien mit dem Marktdurchschnittspreis verglichen. Je größer die prozentuale Abweichung zum Durchschnittspreis ausfällt, desto günstiger ist der Tarif für das Gros der Versicherten (s. Tabellen).

Vor allem junge Fahrer müssen überdurchschnittlich viel zahlen

Da aber in die Prämie rund 30 individuelle Merkmale einfließen, kann es in Einzelfällen zu Abweichungen kommen, sodass andere Versicherer günstiger sind. "Solche Abweichungen betreffen vor allem junge Fahrer, Fahrer, die sehr viele Kilometer fahren oder Vorschäden haben", sagt Höltring. Außerdem sind einige Versicherer wie HDI, Badische oder Universa nicht berücksichtigt, weil ihre Tarife zum 1. Januar 2011 noch nicht vorlagen. Direktanbieter (D) bieten ihre Tarife vorwiegend über das Internet an. Serviceversicherer (S) vertreiben ihre Policen über Vertreter oder Makler.

Die Basistarife sind die günstigsten Tarifvarianten der Versicherer und enthalten nur einen unterdurchschnittlichen Leistungsumfang. Wer sie abschließt, sollte deshalb nach den Leistungseinschränkungen fragen. In der Regel gibt es eine Werkstattbindung. Bei einem Kaskoschaden muss das Fahrzeug in einer Partnerwerkstatt des Versicherers repariert werden. Die Neuwertentschädigung geht maximal bis zu sechs Monaten und es gibt keinen Rabattretter. Auch Folgeschäden beim Marderbiss sind nicht versichert. Die Versicherer verzichten auch nicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit, wenn eine rote Ampel übersehen und ein Unfall verursacht wird.

Standardtarife, die im Schnitt zehn bis 25 Prozent teurer sind, enthalten deutlich mehr Leistungen. So reicht zum Beispiel die Neuwertentschädigung von zwölf bis 24 Monaten. "Es gibt 40 Leistungskriterien, die in sehr unterschiedlichem Umfang angeboten werden", sagt Höltring. Deshalb fallen die Leistungsunterschiede bei den Versicherern in diesen Tarifen besonders groß aus. Autofahrer sollten deshalb die Auswahl nicht nur nach dem Preis treffen. Denn die Kunden mit Ineas sind damit nicht gut gefahren.