Die Kfz-Neuzulassungen brechen in Westeuropa ein. Besonders Kleinwagen sind in Deutschland momentan günstig wie selten zuvor.

Hamburg. Wer in diesen Tagen einen neuen Kleinwagen kaufen möchte, hat gute Chancen, mit weniger als 10 000 Euro auszukommen. Viele Autohersteller locken mit zweistelligen Rabatten. So gibt es aktuell beispielsweise den Citroën C1 und Dacia Sandero ab 6990 Euro, Renault verkauft seine Modelle Clio und Twingo ab 7990 Euro, der Fiat Panda rollt ab 8990 aus den Autohäusern, der Ford Ka für 9650 Euro und der Mitsubishi Colt ab 9990 Euro.

"Wir erleben seit Wochen eine extreme Rabattschlacht bei Kleinwagen", sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Abendblatt. Die Reduzierungen betragen in der Spitze bis zu 38 Prozent. Betroffen seien jedoch vornehmlich Kleinwagen, während im Gesamtmarkt die Rabatte insgesamt wieder zurückgingen.

Ein Grund für den harten Preiskampf ist das Auslaufen der staatlichen Abwrackprämie , mit der im vergangenen Jahr Autoverkäufe mit insgesamt fünf Milliarden Euro Steuergeldern gefördert wurden. Die meisten der rund zwei Millionen Verbraucher, die sich 2009 mit einem staatlichen Finanzzuschuss von 2500 Euro einen Neuwagen anschafften, kauften einen Kleinwagen. "Dadurch wurden bereits 2009 zahlreiche Neuwagenkäufe vorgezogen, die von vielen erst für die darauffolgenden Jahre geplant waren", so Dudenhöffer. Entsprechend sei die Nachfrage im Kleinwagensegment in den vergangenen Monaten besonders drastisch eingebrochen. Die Händler und Hersteller versuchten nun offenbar, mit deutlichen Rabatten neue Kaufanreize zu schaffen, um die rückläufige Nachfrage abzubremsen, so Dudenhöffer.

Wie wichtig derzeit Preisanreize sind, zeigt auch die Entwicklung auf dem Markt der Neuzulassungen - und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in großen Teilen Europas. In Westeuropa wurden im August rund 700 000 Autos weniger verkauft als im Vorjahresmonat, was einem Minus von 12,9 Prozent entspricht, berichtet der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA). In den ersten acht Monaten sank damit die Zahl der zugelassenen Wagen in der Region um 3,5 Prozent auf rund neun Millionen Autos.

Am dramatischsten fiel der Rückgang in Deutschland mit 27 Prozent im August aus. Danach folgten Spanien (minus 23,8 Prozent), Italien (minus 19,3 Prozent), Großbritannien (minus 17,5 Prozent) und Frankreich (minus 7,9 Prozent). Aber auch im Achtmonatsvergleich führt Deutschland die Verliererliste an: Insgesamt verkauften die Autohersteller in Deutschland 28,7 Prozent weniger Wagen als in den ersten acht Monaten des Vorjahres.

Der drastische Rückgang kommt für die rund 38 000 Autohändler in Deutschland allerdings nicht wirklich überraschend. "Uns war allen klar, dass wir nach dem Auslaufen der Abwrackprämie starke Verkaufsrückgänge bei Neuwagen erleben werden", sagt Ulrich Köster, Sprecher des Zentralverbands des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK). Er relativiert sogar das Minus: "Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2008 - also das Jahr vor der Abwrackprämie - liegen wir nur um rund zehn Prozent niedriger." Köster sieht zudem erste Anzeichen für ein Anziehen der Nachfrage. So stiegen die gewerblichen Zulassungen von Fahrzeugen wieder an, auch Fahrzeuge der Mittelklasse und der oberen Mittelklasse seien wieder stärker gefragt. Der Verband erwartet, "dass 2010 zwischen 2,7 und 2,8 Millionen Fahrzeuge verkauft werden".

Die Neuzulassungen werden bis 2025 auf 2,93 Millionen Wagen sinken

"Der deutsche Markt gilt mit seinen rund 42 Millionen Fahrzeugen als gesättigt", urteilt Dudenhöffer. Auf 1000 Einwohner kämen im Schnitt 550 Autos, wobei hierbei auch Babys und betagte Senioren mitgerechnet seien. Der Autoexperte geht davon aus, dass angesichts der schrumpfenden und überalternden Bevölkerung die Zahl der Neuwagenverkäufe von zuletzt rund 3,38 Millionen bis 2025 auf 2,93 Millionen Fahrzeuge zurückgehen werde. Schuld daran trage auch die längere Lebensdauer der Fahrzeuge.

"Die großen Absatzmärkte der Zukunft für Autohersteller liegen in Asien und Osteuropa. Dort sind in den nächsten Jahren weitere große Zuwächse zu erwarten", so Dudenhöffer. Seine Einschätzung wird auch von aktuellen Zahlen des Verbandes der Deutschen Automobilwirtschaft (VDA) bestätigt. Insbesondere die Milliardenbevölkerungen in China und Indien, aber auch Japan und Brasilien sind die stärksten Motoren der weltweiten Autokonjunktur.

Allein in China kletterte der Autoabsatz seit Jahresbeginn um 41 Prozent auf sieben Millionen Fahrzeuge, in Indien um 32 Prozent auf 1,5 Millionen. Von diesem Aufwärtstrend profitieren auch die deutschen Autobauer, so der VDA. In Indien verdoppelten sie ihren Marktanteil auf 2,2 Prozent, am US-Markt stieg er auf 7,5 Prozent.