Lieferzeiten für Kunden von bis zu neun Monaten. Auch Exporte ziehen an

Hamburg. In der Autobranche ist die Stimmung trotz der aktuellen Lieferengpässe für Neuwagen sehr optimistisch. "Die langen Lieferzeiten für Neuwagen sind ein positives Zeichen", sagte Eckehart Rotter, Sprecher des Verbands der Deutschen Autoindustrie (VDA). Die weltweite Nachfrage nach deutschen Automobilen lege "deutlich zu". Dazu komme ein erfreuliches Interesse aus dem Inland. "Das geht über alle Marken hinweg", sagte Rotter dem Abendblatt. Nicht nur Premiumfahrzeuge, sondern auch Massenhersteller wie VW oder Opel seien von dem Aufschwung betroffen.

In Hamburg müssen sich VW-Kunden auf besonders lange Wartezeiten einstellen. Aber auch Ford Krüll spricht von Lieferzeiten von bis zu vier Monaten. "Ein heute bestellter Golf Variant kann erst in neun Monaten geliefert werden", sagte Alexander Tiedtke, Inhaber des Hamburger VW-Händlers Willy Tiedtke. Auch die durchweg neuen Modelle Touareg, Sharan und Touran ließen bis zum Frühjahr auf sich warten. "Besonders die Firmenkunden bestellen erfreulich viel", sagt Tiedtke. Der Absatz habe wieder das gleiche Niveau wie vor der Krise erreicht. Tiedtke hofft nun, dass die Produktionsleitung bei Volkswagen Volumina, die für das Ausland bestimmt sind, für den deutschen Markt freigibt.

Von der optimistischen Lage bei den deutschen Unternehmen profitieren insbesondere die Premiumhersteller. "2009 haben viele Kurzarbeit gefahren, da kauft sich der Firmeninhaber keine S-Klasse", sagte Arne Joswig, Sprecher des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein. Die Situation wende sich bei den Mittelständlern nun wieder zum Guten und löse einen Nachfrageschub aus. "Selbst beim Opel Insignia haben wir eine Lieferfrist von neun Wochen, das ist für uns lange", sagte Joswig, der auch Inhaber des Opel-Autohauses Lensch & Bleck mit Filialen in Hamburg und Schleswig-Holstein ist.

Unproblematisch für die Kunden ist der Kauf bei BMW in Hamburg: Nur beim X5, der in den USA gefertigt wird, benötigt die Niederlassung eine Frist bis zum November. "Aber es wird an der Kapazitätsgrenze produziert", sagte Holger Siegel von BMW in Hamburg. Mercedes rechnet für die A-Klasse wegen eines Werksumbaus in Rastatt mit Engpässen im nächsten Frühjahr.

Auch beim Autoterminal Bremerhaven ist die starke Nachfrage nach deutschen Fahrzeugen spürbar: "Wir haben bei den Exportwagen ein Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr", sagte ein Sprecher.