Der Umsatz mit Multimedia-Handys steigt weiter kontinuierlich an. Die Verbraucherforscher erwarten einen Durchbruch zum Massenmarkt.

Hamburg. Mal eben bei Google gucken, wie es am schnellsten in die Innenstadt geht, kurz noch eine Online-Überweisung abschicken und dann einen Musiktitel bei YouTube anhören - all das erledigt fast jeder zehnte Deutsche bereits mit dem Handy und nicht mehr nur mit dem PC. Seit 2004 das UMTS-Netz eingeführt wurde, ist das Surfen mit mobilen Geräten möglich. Nach jüngsten Erkenntnissen könnte es jetzt schon bald zu einem Massenphänomen werden.

Nach einer aktuellen Verbraucheranalyse 2010 der Axel Springer AG ("Bild", Hamburger Abendblatt) und der Bauer Media Group hat sich der Anteil der Mobile-Web-Nutzer innerhalb des vergangenen Jahres nahezu verdoppelt: Während 2009 noch 4,2 Prozent der Deutschen per Handy oder Tablet-PC im Internet unterwegs waren, sind es gegenwärtig schon 8,6 Prozent.

In diesem Jahr wird jedes dritte neue Handy ein Smartphone sein

Dieser Trend, da sind sich die Autoren der Studie sicher, wird sich weiter verstärken. Die Voraussetzungen für den Massenmarkt seien erreicht, "wenn die technologischen Neuerungen und die geringen Kosten den Zugang erleichtern", sagte Andrea Treffenstädt, Marktforscherin bei der Axel Springer AG. Der Durchbruch zum Massenmarkt stehe deshalb kurz bevor. Schon jetzt werde die Zielgruppe immer breiter, eine vergleichbare Entwicklung habe es bei der Handy- und Internetnutzung gegeben.

Auch der Branchenverband Bitkom sieht einen Boom in Sachen Mobile-Web: "Die Tendenz geht hier steil nach oben", sagte Telekommunikationsexperte Manfred Breul dem Abendblatt. Durch die Entwicklung bei Smartphones und anderen mobilen Geräten wie dem iPad von Apple oder anderen sogenannten Tablet-PC werde es in den kommenden Jahren zu einem "rasanten Zuwachs" der Nutzung kommen. Laut Bitkom wird der Absatz von Smartphones in Deutschland in diesem Jahr um 47 Prozent auf 8,2 Millionen Stück zulegen. Damit wird jedes dritte neue Handy ein Smartphone sein, 2009 war es erst jedes fünfte. Der Umsatz mit den vielseitigen Multimedia-Handys steigt 2010 voraussichtlich um 33 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

Rasant wächst auch die Zahl der Anwendungen, der sogenannten Apps. Beliefen sich die Bitkom-Schätzungen im Februar noch auf rund 200 000 verfügbare Apps, ist jetzt von weltweit rund 400 000 Anwendungen für die unterschiedlichsten Zwecke die Rede - sei es für eine Fahrplanauskunft, zum Onlinebanking, E-Mail-Schreiben oder zum Pizzabestellen.

Vor allem im Bereich Onlineshopping verlagert sich die Aktivität der Nutzer zunehmend auf die mobilen Geräte. Das Stichwort heißt hier "M-Com", also "Mobile Commerce". Nach Angaben der aktuellen Verbraucheranalyse kaufen bereits heute mehr als 40 Prozent der Deutschen im Internet ein. "Durch Mobile-Web wird sich dieser Trend weiter verstärken", so Marktforscherin Andrea Treffenstädt.

Mobile-Web könnte zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor werden

"Vor allem für die Medienbranche, aber auch für Versandhäuser könnte das interessant werden", ergänzt Bitkom-Experte Breul. "Dafür allerdings müssen die Inhalte und Vertriebskonzepte auf die mobilen Geräte abgestimmt werden." Laut der Studie "Go Smart 2012", die von Google und der Otto Group in Auftrag gegeben wurde, beginnt mit M-Commerce sogar "eine neue Handelsära". Auch Treffenstädt stellt klar: "Das Mobile-Web könnte zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor werden." Das Internet to go werde das tägliche Leben jedoch nicht komplett umwälzen - sondern nur ergänzen.

Auch in der Hansestadt profitiert die Branche von diesen Trends: "Das Mobile-Web bietet zahlreiche Business-Chancen für Hamburger Unternehmen", sagte Ulrike Gagel, Mobile-Marketingexpertin bei der Agentur ThreeSome M&C Consulting. "Eine besonders gute Basis bietet die Hansestadt rund um das Thema App-Entwicklung und -Vermarktung", so Gagel weiter. "Die Nähe zur florierenden E-Commerce-Branche sowie zur Werbe- und Medienindustrie lässt hier viele kreative Firmen entstehen, die sich bundesweit einen Namen als Spezialdienstleister machen."