Die Senkung der Luftschadstoffe ist ein Schwerpunkt der Branchenmesse SMM in Hamburg. Greenpeace bewertet Offensive positiv.

Hamburg. Die internationale Seeschifffahrt soll sauberer werden. Reeder und Werften setzen dabei darauf, Schweröl als Treibstoff durch Flüssiggas zu ersetzen. "Seit Anfang des Jahres können Passagierschiffe und Yachten nun mit für Gas geeigneten Hauptmaschinen ausgestattet werden. Dabei reduzieren sich Schwefel und Stickoxide fast gegen null und auch der Anteil von Kohlendioxid geht deutlich zurück. An ersten Projekten arbeiten wir bereits", sagte Bernard Meyer, der Chef der Papenburger Meyer Werft , gestern im Vorfeld der Leitmesse für den weltweiten Schiffbau in Hamburg.

Schwefeldioxid und Stickoxide stehen im Fokus von Politik und Reedereien

Die Offensive, die auch von der Umweltschutzorganisation Greenpeace als positiv eingeschätzt wird, geht auf die von der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO geschlossenen Abkommen zurück. So soll der Anteil von Schwefel in Treibstoffen bis 2012 von 4,5 auf 3,5 Prozent und bis 2020 auf 0,5 Prozent sinken. Für Nord- und Ostsee gilt bereits seit 1. Juli ein Anteil von einem Prozent, der 2015 auf 0,1 Prozent sinken soll. Auch der Ausstoß von Stickoxiden soll in diesem Bereich bis Anfang 2016 um 80 Prozent unter dem Wert von 2009 liegen.

Werftchef Meyer erwartet, dass sich künftig duale Antriebe durchsetzen werden, die sowohl Schweröl als auch Gas verbrennen können. "Durch den Gasantrieb werden die Kosten für einen Passagierschiffsneubau um fünf bis zehn Prozent steigen", sagte Meyer.

Mit den Gasantrieben, die bereits in der norwegischen Küstenschifffahrt eingesetzt werden, ließe sich auch eine saubere Energieversorgung der Schiffe in den Häfen erreichen. "Es ist sinnvoller, etwa bei einer ,Aida' die Kraftwerke an Bord einzusetzen, anstatt das Schiff von Land aus mit Strom zu versorgen", sagte Meyer. Der Wirkungsgrad der Anlagen an Bord sei mit 50 Prozent deutlich höher als bei Landanlagen.

+++ Schiffspositionen im Hamburger Hafen und auf der Elbe +++

Die Bundesregierung sieht gerade in der maritimen Umwelttechnologie Chancen für die Branche, Marktanteile und damit Arbeitsplätze zu sichern. "Energieeffizienz ist ein zentrales Entwicklungsfeld für den Schiffbau und dessen Zulieferindustrie", sagte Hans-Joachim Otto, der Maritime Koordinator der Regierung, gestern Abend zur Eröffnung der SMM. In ihrem Rahmen findet erstmals auch ein zweitägiger Kongress zu Umweltthemen statt. So will Otto trotz der Sparmaßnahmen im Haushalt Mittel für Forschung und Entwicklung derzeit nicht kürzen. "Im Gegenteil wollen wir die Förderung von 2,6 auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär.

Auch die Förderung von Aufträgen mit günstigen Zinsen für Entwicklungsländer wird wieder möglich. "Das ist ein Ergebnis der Spitzengespräche mit der Branche", sagte Otto. Die Meyer Werft bewirbt sich um einen Neubau für eine Fähre über 100 Millionen Euro für Indonesien, das bereits 24 solcher Schiffe aus Papenburg erhalten hat. "Der Auftrag wird international ausgeschrieben und frühestens im Frühjahr 2011 vergeben", sagte Werftchef Meyer. "Wir stehen in Konkurrenz zu den Niederlanden, Japan, Korea und China, die auch Entwicklungshilfegelder anbieten."

Greenpeace begrüßt die Ansätze der Branche für einen besseren Umweltschutz. "Die Beschlüsse der Internationalen Schifffahrtsorganisation zur Senkung von Schwefeldioxid- und Stickoxid-Ausstößen auf Schiffen weisen in die richtige Richtung", sagt Schifffahrtsexperte Christian Bussau von Greenpeace. "Den Schwefelgehalt im Schweröl von Schiffen bis 2020 auf 0,5 Prozent zu senken, ist ein anspruchsvolles Ziel - und langfristig wird das auf den Ersatz von Bunkeröl durch Schiffsdiesel oder Gas hinauslaufen."

Aus Bussaus Sicht ist eine Vielfalt technologischer Mittel nötig, um die Emissionen der Seeschifffahrt zu drosseln. "Bei kleineren Schiffen sind Landstromanschlüsse eher sinnvoll als bei Großfrachtern. Auf Langstrecken mit stabilen Windströmen wiederum macht der Einsatz von Hilfssegeln Sinn." Zudem gebe es etliche Möglichkeiten, den Verbrauch individuell zu senken. Denn letztlich müsse die Schifffahrt einen deutlich höheren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Greenpeace schätzt, dass die Branche rund 4,5 Prozent der globalen Emissionen an Treibhausgasen erzeugt: "Es wird höchste Zeit", sagt Bussau, "dass endlich die klimarelevanten Gase der Schiffe in internationale Verhandlungen einbezogen werden."