Die Reedereien werben gern damit, dass Seeschiffe eine unschlagbare Umweltbilanz aufweisen. Um einen Schiffscontainer auf den langen Strecken zu bewegen, brauche man nur drei Liter Schweröl je 100 Kilometer, heißt es in einschlägigen Rechnungen.

Diese Durchschnittswerte nutzen denjenigen natürlich wenig, die an Häfen oder an viel befahrenen Schifffahrtsrouten leben und ständig hohe Dosen an Schwefeldioxid und Stickoxiden einatmen müssen. Die riesigen Dieselmotoren der Hochseeschiffe sind schwimmende Müllverbrennungsanlagen. Dort wird das verheizt, was in einer Raffinerie nicht weiterverarbeitet werden kann, sogenanntes Bunker-C-Öl, das in Inhalt und Konsistenz dem Straßenteer ähnelt.

Die Seeschifffahrt ist das Rückgrat des modernen Welthandels, unverzichtbar für den Austausch von Gütern zwischen Ländern und Kontinenten. Immer größer und zahlreicher werden Containerfrachter, Massenguttransporter und Tanker, immer mehr Kreuzfahrtschiffe laufen zugleich die großen Häfen an. Doch relativ geräuschlos konnte sich die Schifffahrtsbranche über viele Jahre dem Trend zu strengeren Auflagen für den Umwelt- und Klimaschutz entziehen, speziell beim Ausstoß von Abgasen.

Schwefeldioxid und Stickoxide im Schiffsverkehr sollen in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden - ein längst überfälliger Schritt. Den Werften und ihren Zulieferern in Deutschland bietet das die Chance, ein zentrales Thema mit guten Produkten zu besetzen. Dieser Schub ist lebenswichtig für die krisengeplagte deutsche Schiffbauindustrie.