Der neue Airbus-Betriebsrat fordert eine dezentralere Entscheidungskultur im Unternehmen und will die künftige Rolle der Leihkräfte neu überdenken.

Hamburg. Die neue Spitze des Airbus-Betriebsrats will sich für dezentralere Entscheidungskompetenzen im Unternehmen starkmachen. In den vergangenen Jahren seien immer mehr Verantwortlichkeiten in die Zentrale nach Toulouse abgewandert, sagte der neu gewählte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Johann Dahnken. Darunter habe die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen gelitten.

Die "Kultur der Zusammenarbeit" hat aus Sicht des Betriebsrats gelitten

Dahnken war bislang Betriebsratsvorsitzender am Standort Bremen. In seinem neuen Amt löst er Rüdiger Lütjen ab, der sich auf seine Aufgaben im europäischen Betriebsrat des Mutterkonzerns EADS konzentrieren will. Zwar sei Airbus "sehr gut aus der Krise herausgekommen" und sehe sich zudem gut gerüstet für einen "riesigen Zukunftsmarkt", sagte Dahnken. Doch werde die "Kultur der Zusammenarbeit" zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretern nicht mehr so gepflegt wie in früheren Jahren. "Der sozialpartnerschaftliche Geist ist mit Einführung des Sparprogramms Power 8 in die Luft gesprengt worden", meinte auch Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste.

"Wir werden den Arbeitgeber jetzt fordern", kündigte Dahnken an. Eines der Ziele sei es, einen "Zukunftsvertrag für Airbus" auszuarbeiten, der an den im Jahr 2003 vereinbarten Siduflex-Tarifvertrag zur Bewältigung von Geschäftsschwankungen anschließt. So müsse unter anderem geklärt werden, für welche Zwecke man auf Leihkräfte zurückgreifen wolle. In manchen Unternehmensbereichen seien zu 30 bis 50 Prozent Zeitarbeiter eingesetzt. "Manche von ihnen sind schon seit sieben, acht oder neun Jahren im Unternehmen, aber Planungssicherheit haben sie nicht", sagte Jutta Blankau.

Auch Entwicklungsarbeiten könnten immer häufiger ausgelagert werden

Zunehmend würden jedoch auch Firmen oder Einzelpersonen mittels Werkverträgen beauftragt, erklärte Dahnken - und dann gilt nicht mehr das mit Airbus vereinbarte Prinzip, dass Leihkräfte das gleiche Grundgehalt erhalten wie fest angestellte Beschäftigte. Zudem steige der Druck auf die Stammbelegschaft, Leistungen und Termine zu koordinieren und die Qualität der abgelieferten Arbeit zu überwachen.

Dahnkens Stellvertreter, der Hamburger Betriebsrat Uwe Klencz, möchte außerdem erreichen, dass für die Zukunft festgeschrieben wird, für welche Aufgabenbereiche die jeweiligen Airbus-Standorte verantwortlich sind. Denn man befürchte, dass die Firma immer häufiger auch Entwicklungsarbeiten ins Ausland verlagert.