Investor Nicolas Berggruen kann eine weitere Frist nicht einhalten. Metro-Chef Eckhard Cordes bekräftigt Interesse an Fusion mit Kaufhof.

Hamburg. Es war ein weiteres, banges Wochenende für die rund 25.000 Mitarbeiter der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt: Eigentlich hätte Investor Nicolas Berggruen dem Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg bis gestern eine Lösung für die noch offenen Mietstreitigkeiten für die rund 120 Warenhäuser des Konzerns präsentieren sollen. Doch nach Abendblatt-Informationen konnte der Milliardär diese Frist nicht einhalten. Aus Kreisen des Investors und des Vermieterkonsortiums Highstreet verlautete übereinstimmend, man sei noch immer zu keiner Einigung über die Reduzierung der Mieten gekommen - gut acht Wochen nachdem der deutsch-amerikanische Milliardär den Zuschlag für das insolvente Unternehmen erhalten hatte.

Im Ringen um die Zukunft von Karstadt liegt der Ball nun wieder einmal beim Amtsgericht Essen, das am Dienstag über die nunmehr dritte Fristverlängerung für den deutsch-amerikanischen Investor entscheiden muss. Am vergangenen Donnerstag hatte sich der Gläubigerausschuss der Warenhauskette für eine solche Verlängerung starkgemacht. Sie müsste bis Anfang September reichen, um den Vermietern ausreichend Zeit zu geben, die nötige Zustimmung ihrer eigenen Kapitalgeber für den Deal einzuholen. Nur bei einer Einigung von Berggruen und den Vermietern wird der bereits vor Monaten geschlossene Kaufvertrag rechtskräftig.

Der Betriebsrat der Warenhauskette drängte alle Beteiligten zu einer raschen Einigung: "Für die Mitarbeiter von Karstadt ist die seit Monaten anhaltende Unsicherheit nur schwer zu ertragen", sagte Gesamtbetriebsratsmitglied Jürgen Gerling dem Abendblatt. Frei werdende Stellen könnten aufgrund der Insolvenz nur unter großen Schwierigkeiten neu besetzt werden, so der Arbeitnehmervertreter, der auch Vorsitzender des Betriebsrats von Karstadt Wandsbek ist. "Von den Auszubildenden in Wandsbek, die jetzt ihre Lehre beendet haben, wird niemand übernommen, obwohl sie eine gute Leistung erbracht haben. Das tut schon weh."

Unterdessen bringen sich immer weitere Konkurrenten von Karstadt für den Fall in Stellung, dass die Gesprächen zwischen Berggruen und den Vermietern doch noch scheitern sollten. So bekräftigte der Handelskonzern Metro (Kaufhof) am Wochenende sein nach wie vor vorhandenes Interesse an dem Unternehmen. "Eine gute Lösung ist der Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt", sagte der Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes, der "Welt am Sonntag". "Die Marktanteile der Warenhäuser am deutschen Einzelhandel sinken seit Jahren, der Markt ist nicht groß genug für zwei. "Irgendwann wird es zu einem Zusammenschluss kommen, wann und unter welchen Umständen auch immer." Schon vor der Insolvenz von Karstadt im vergangenen Jahr hatte Metro versucht, die besten Standorte des Essener Konkurrenten zu übernehmen.

Auch eine europäische Warenhausallianz habe "viel Charme", sagte Cordes. "So könnten die Warenhäuser in Deutschland von Erfahrungen in den anderen Ländern und von gemeinsamen Einkaufsvorteilen profitieren und auch Marken bekommen, die bisher von europäischen Wettbewerbern - aber nicht von uns - angeboten werden können." Im deutschen Markt sehe er Konsolidierungsbedarf. "Wenn man sich auf die guten Plätze konzentriert, kann man auch mit Warenhäusern in Deutschland gutes Geld verdienen."

Dagegen hat der italienische Kaufhauskönig Maurizio Borletti vorerst wohl keine Chance, mit seinem spät eingereichten Gegenangebot für Karstadt zum Zuge zu kommen. Der Betreiber der Ketten La Rinascente und Printemps hatte am vergangenen Donnerstag um 14.32 Uhr, 28 Minuten vor Beginn des Gläubigerausschusses, ein Angebot zur Übernahme von Karstadt in die Runde gemailt. Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" unter Berufung auf einen Brief von Donnerstagabend zitierte, habe Insolvenzverwalter Görg an Borletti geschrieben, es sei "offenkundig, dass unter solchen Umständen eine eingehende Würdigung nicht möglich war".

Eine erste Prüfung habe jedoch ergeben, dass "Ihr Entwurf nicht unterschriftsreif war oder ist". Zudem enthalte das Angebot "eine ganze Reihe von aufschiebenden Bedingungen". So ist nach Ansicht von Görg die kartellrechtliche Frage bei einer möglichen Karstadt-Übernahme durch Borletti völlig ungeklärt. "Ihre Intervention der letzten Tage kann unter den gegebenen Verhältnissen keinen Erfolg haben", schrieb Görg weiter. Borletti hatte unter anderem mit weitgehenden Zugeständnissen an die Vermieter versucht, das Konsortium Highstreet auf seine Seite zu ziehen.