Es ist ein unwürdiges Schauspiel, das sich bei Karstadt abspielt. Der Kaufvertrag für die insolvente Warenhauskette ist eigentlich längst unter Dach und Fach, da kommt plötzlich ein vor Monaten abgeblitzter Bieter aus der Versenkung und reicht einfach ein neues Gebot für das Unternehmen ein. Das Schlimme daran ist: Der Italiener Maurizio Borletti könnte mit diesem unverschämten Gebaren sogar Erfolg haben.

Das ist nicht zuletzt die Schuld des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, der mit dem Investor Nicolas Berggruen einem Mann den Zuschlag für Karstadt erteilte, der einen wesentlichen Punkt für das Zustandekommen des Kaufvertrags noch gar nicht geklärt hatte. Von Anfang an fehlte eine Übereinkunft mit den Vermietern über die Reduzierung der Mietzahlungen. Was zunächst als ein marginales Problem abgetan wurde, erweist sich nun immer mehr als Stolperstein, der den Verkauf von Karstadt zu Fall bringen könnte. Die Vermieter torpedieren eine Einigung mit Berggruen ganz bewusst, um mit Borletti doch noch einen für sie angenehmeren Eigentümer ins Boot zu holen.

Auf der Strecke bleiben dabei die rund 25 000 Mitarbeiter von Karstadt, die zwischen den Profitinteressen der Investoren zerrieben werden. Auf die Zusicherung Borlettis, er werde den Beschäftigten keine Opfer abverlangen, sollten sie jedenfalls nichts geben. Noch bei seinem ersten Angebot hatte er zusammen mit Highstreet eine Verlängerung der Arbeitszeiten bei Karstadt gefordert. Dass davon nun nicht mehr die Rede ist, dürfte pures Kalkül im Verhandlungspoker sein.