Karstadt-Investor Nicolas Berggruen soll bis zum 2. September Zeit bekommen, um die schwierigen Mietverhandlungen abzuschließen.

Essen. Der italienische Kaufhausbetreiber Maurizio Borletti hat vorerst keine Chance, mit seinem Angebot für die insolvente Warenhauskette Karstadt zum Zuge zu kommen. "Berggruen ist weiterhin der Einzige, mit dem verhandelt wird", sagte ein Sprecher von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg nach einer Sitzung des Karstadt-Gläubigerausschusses gestern in Essen. Kreisen zufolge soll der Milliardär Nicolas Berggruen mehr Zeit erhalten, um den Kauf des Konzerns mit rund 25 000 Mitarbeitern in trockene Tücher zu bringen. Görg sei vom Ausschuss beauftragt worden, das zuständige Amtsgericht Essen zu bitten, die Frist für die Entscheidung über den Insolvenzplan und damit das Schicksal von Karstadt auf den 2. September zu verschieben, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Görgs Sprecher sagte dazu lediglich, die Entscheidung liege beim Gericht.

Berggruen hat bereits einen Kaufvertrag für Karstadt unterzeichnet, muss aber noch eine Einigung mit den Warenhausvermietern erzielen, um Karstadt endgültig übernehmen zu können. Borletti versucht nun, Berggruen Karstadt in letzter Minute abzuluchsen. Dabei beißt er aber auf Granit: "Der Vertrag soll so, wie er mit Berggruen vereinbart worden ist, vollzogen werden", sagte der Sprecher Görgs. Es werde nun daran gearbeitet, die für eine Einigung mit Berggruen fehlenden "20 bis 30 Prozent abzuarbeiten".

Berggruen hatte dem Vermieterkonsortium Highstreet um Goldman Sachs und die Deutsche Bank große Zugeständnisse abgerungen, er will die Immobilien in Sport-, Luxus- und normale Warenhäuser aufteilen. Die endgültige Einigung steht aber noch aus. Grund für die Verzögerung ist Verhandlungskreisen zufolge die Forderung aus dem Kreis der Gläubiger von Highstreet, eine Versammlung einzuberufen, um über die Mietsenkungen und die Änderungen an den Kreditverträgen abzustimmen. Dazu müsste 21 Tage vorher eingeladen werden. Das Highstreet-Konsortium hatte gehofft, die Zustimmung schneller im schriftlichen Verfahren einholen zu können. Das Amtsgericht Essen muss nun am 10. August entscheiden, ob es einer nochmaligen Fristverlängerung zustimmt.

Borletti hatte vor der Sitzung der Gläubiger sein Werben um Karstadt nochmals verstärkt. "Wir bieten Highstreet einen Mietvertrag zu wesentlich besseren Konditionen als die Berggruen Holding an", heißt es in einem Brief Borlettis an den Insolvenzverwalter. Die Miete sei über die Laufzeit höher als von Berggruen angeboten.