Mit der richtigen Karte im Portemonnaie können Verbraucher im Ausland kostenlos Geld abheben. Wichtige Tipps für Reisende.

Hamburg. Zur Urlaubszeit kann sich der Euro trotz aller Turbulenzen um die Gemeinschaftswährung von seiner besten Seite zeigen. Denn er macht das Bezahlen in den insgesamt 16 Euro-Staaten einfach. Ärger gibt es meist hinterher, "wenn die Urlauber zum Beispiel sehen, wie teuer das Geldabheben am Automaten war", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Zwar dürfen die Gebühren innerhalb der Euro-Zone nicht höher sein als wenn man im Inland einen fremden Geldautomaten benutzt, dennoch sind die Preise happig. Fällig werden ein Prozent des abgehobenen Betrages, mindestens aber vier bis sieben Euro. So zahlen Kunden der Hamburger Sparkasse 4,95 Euro und die der Deutschen Bank 5,99 Euro. "Deshalb wird es besonders teuer, wenn immer nur kleine Beträge während der Ferien abgehoben werden", sagt Castelló. Andererseits kann die sichere Verwahrung von hohen Bargeldbeträgen im Urlaub zu einem Problem werden.

Eine Alternative zur teuren EC-Karte ist die Postbank Sparcard. Zehnmal pro Jahr kann der Kunde an allen VISA-Plus-Automaten kostenfrei vom verzinsten Sparkonto Geld abheben. Erst danach werden 5,50 Euro pro Abhebung fällig. Ein ähnliches Produkt bietet auch die Deutsche Bank an. Mit dieser Sparkarte, eine Art Sparbuch im Scheckkartenformat, kann an 35 000 Geldautomaten in 30 Ländern kostenfrei Geld abgehoben werden. Wer allerdings noch auf die Verzinsung achtet, muss zum Produkt der Postbank greifen. Denn dort gibt es 1,8 Prozent Zinsen, während es bei der Deutschen Bank nur 0,25 Prozent sind. Kunden der Deutschen Bank kommen in ausländischen Filialen des Instituts oder ausgewählten Partnerbanken (Barclays, BNP Paribas) auch mit der EC-Karte kostenlos an Bargeld.

Hilfreich ist es, vor Urlaubsbeginn das Limit für Abhebungen am Geldautomaten im Ausland zu erfragen. Eventuell kann es erhöht werden. "Kunden der Postbank können das Limit im Onlinebanking anheben und wieder absenken", sagt Iris Laduch-Reichelt von der Postbank. Wer seine EC-Karte monatelang nicht eingesetzt hat, sollte das vor der Abreise noch einmal im Inland tun, um ihre Funktionsfähigkeit zu testen. Anfang des Jahres gab es Probleme beim Geldabheben, weil der Chip auf der Karte die Jahreszahl 2010 nicht verarbeiten konnte. Auch die Kreditkarte sollte schon im Vorwege des Urlaubs genutzt werden. Denn die Banken haben ein internes Warnsystem, mit dem bei einem vermeintlichen Betrug die Karte gesperrt wird. Dies kann auch geschehen, wenn erstmals nach langer Nichtnutzung wieder eine Transaktion im Ausland stattfindet.

Mit den Kreditkarten einiger Banken können Urlauber in den Euro-Ländern die Gebühren auch umgehen. Deutsche Kreditbank (DKB), ING-DiBa, Volkswagen Bank, Comdirect, SEB und ADAC bieten Kreditkarten an, mit denen ihre Kunden in Euro-Ländern gratis Bargeld ziehen können. Doch außerhalb der Euro-Zone verlangen auch diese Banken ein Auslandseinsatzentgelt oder eine Umrechnungsgebühr, die zwischen 1,25 und 1,65 Prozent liegen. Das ist aber immer noch günstiger als bei den meisten anderen Banken. Verbraucher müssen deshalb abwägen, ob es sich für sie lohnt, wegen eines Urlaubs die Bank zu wechseln. Eine Ausnahme ist die DKB, die keine zusätzlichen Gebühren erhebt.

Die Kreditkarte hat den Vorteil, dass sie bei rund 25 Millionen Akzeptanzstellen weltweit angenommen wird. Geld abheben ist weltweit an allen Geldautomaten mit PIN möglich. "Wer einen Mietwagen oder ein Hotel reserviert, kommt um den Einsatz der Kreditkarte praktisch nicht herum", sagt Michael Lermer von der Deutschen Bank. Neben der EC-Karte benötigen Urlauber ohnehin ein zweites Zahlungsmittel. "Reisende sollten mindestens zwei Möglichkeiten haben, um im Ausland an Bargeld zu kommen", sagt Uwe Döhler von der Stiftung Warentest. Neben der Kreditkarte bieten sich vor allem bei Fernreisen Reiseschecks an. Sie werden von Banken in allen wichtigen Währungen und unterschiedlichen Stückelungen verkauft. Dafür fallen Gebühren von ein bis zwei Prozent des Gesamtbetrags an. Die Einlösung ist zum Teil kostenfrei. Für verloren gegangene oder gestohlene Reiseschecks bieten die Aussteller Ersatz am Reiseort.

Zu den wichtigen Vorbereitungen für den Urlaub gehört das Lernen von Kontonummer und Bankleitzahl. Als Alternative können die Nummern notiert oder im Handy abgespeichert werden. "Ohne die Kontonummer ist die Sperrung der EC-Karte nicht möglich", sagt Kerstin Altendorf vom Bundesverband deutscher Banken. Anders ist es bei Kreditkarten. Die 16-stellige Nummer muss sich niemand merken, da man bei einer Sperrung direkt mit der Kartenfirma verbunden wird. Die Karte kann dann anhand der Adresse gesperrt werden.

Nach einem Verlust muss die EC-Karte schnell gesperrt werden, denn Diebe können an einem Tag in der Regel 1000 Euro und in der Spitze bis zu 4000 Euro abheben, wie die FMH-Finanzberatung herausgefunden hat. Soweit der Kunde nicht grob fahrlässig gehandelt hat, haftet er für Schäden bis zur Kartensperre mit 150 Euro. Manche Banken erheben diese Gebühr auch nicht. Bei der Kreditkarte sind die finanziellen Risiken für den Kunden geringer und liegen bei nur 50 Euro. Es sei denn, der Kartenbesitzer hat grob fahrlässig gehandelt. Dann hat er die Karte zum Beispiel nicht sicher aufbewahrt, die PIN darauf notiert oder den Verlust nicht umgehend angezeigt.