Auf Erfolgskurs: Das Hamburger Biotechunternehmen steigert Gewinn und Umsatz deutlich. Forscher werden dringend gesucht.

Hamburg. Werner Lanthaler ist gut gelaunt. "Wir sind kein Fall mehr für eine Restrukturierung", sagt der Chef des Hamburger Biotechnologieunternehmens Evotec. Vor drei Jahren, als der Österreicher nach Hamburg kam, sah dies noch anders aus. Evotec hatte sich beim Test von neuen Wirkstoffen für Arzneimittel verhoben. Summen in Millionenhöhe wurden verbrannt, ehe sich herausstellte, dass die getestete Substanz nicht hielt, was sich das Unternehmen davon versprochen hatte. Lanthaler hat die Firma mittlerweile saniert und dabei auch Personal entlassen müssen. Doch jetzt geht es aufwärts. In den vergangenen Monaten wurde allein in Hamburg die Zahl der Mitarbeiter um 35 auf 185 erhöht. Weltweit arbeiten in dem Unternehmen mehr als 610 Beschäftigte, unter anderem in den USA, in Großbritannien und Indien. "Wir suchen weiter aggressiv nach Experten", sagt Lanthaler, der vor allem Forscher im Visier hat.

Inzwischen aber steht das Unternehmen wieder gut da, macht im zweiten Jahr hintereinander Gewinne. Zum Jahresende konnte sich Evotec sogar einen teuren Umzug nach Langenhorn leisten, in ein neues Firmengebäude am Essener Bogen. Das Unternehmen bezog das ehemalige Forschungszentrum des US-Pharmakonzerns Eli Lilly. Lanthaler gab ihm dem Namen Manfred-Eigen-Campus, frei nach dem deutschen Nobelpreisträger und Evotec-Mitbegründer Manfred Eigen.

Lanthaler hat das Hamburger Unternehmen auf drei Säulen gestellt. Unter anderem testet Evotec für Fremdkunden Wirkstoffe auf ihre Tauglichkeit für Medikamente. 20 000 bis 30 000 Tests pro Tag sind mit der Technik, die die Hamburger entwickelt haben, möglich. Zudem werden die getesteten Stoffe katalogisiert. Inzwischen lagern mehrere Tausend Substanzen, die möglicherweise eines Tages gegen Krankheiten helfen, in der Wirkstoffbibliothek des Unternehmens.

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Neben diesem Bereich, in dem Evotec groß geworden ist, hat Lanthaler eine Forschungsallianz mit den großen Pharmakonzernen wie Boehringer Ingelheim, Roche oder Novartis angeschoben. Der Vorteil für Evotec besteht darin, dass das Unternehmen sämtliche Forschungsaufwendungen von den Konzernen erstattet bekommt. Im Erfolgsfall fließen zusätzlich Zahlungen in Millionenhöhe. Und wenn aus einem Wirkstoff tatsächlich eines Tages ein Medikament wird, bekommt Evotec eine Umsatzbeteiligung. Ein Mittel gegen Diabetes, das so entstanden ist, sei laut Lanthaler besonders erfolgreich. Es könne bereits 2015/16 auf den Markt kommen. Auch bei einem Mittel gegen Alzheimer sei man vorangekommen. "In diesem Jahr wird eine Studie der Phase IIb beginnen", sagte Lanthaler. In dem Test am Menschen soll der Nachweis der Wirksamkeit der Substanz gelingen. Insgesamt drei klinische Testphasen müssen neue Medikamente vor einer Zulassung bestehen.

Dritter Eckpunkt der Strategie ist weiterhin die Forschung auf eigenes Risiko, die durch die Gewinne aus der Fremdforschung finanziert wird. Lanthaler hofft auf weitere Aufträge. "In den nächsten fünf Jahren wird das Outsourcing in der Forschung um fünf bis zehn Prozent pro Jahr wachsen", sagt er. Und da will sein Unternehmen kräftig mitverdienen. Auch deshalb startete Evotec eine Innovations- und Effizienzoffensive. So forscht Evotec zusammen mit der Harvard Universität in den USA. "Es reicht nicht, wenn wir in der Forschung genauso gut sind wie unsere Kunden. Wir müssen besser sein."

Schon jetzt macht sich der Trend der Fremdvergabe in der Evotec-Bilanz bemerkbar. 2011 ist der Umsatz um 45 Prozent auf 80,1 Millionen Euro gewachsen. Der Jahresüberschuss legte um 123 Prozent auf 6,7 Millionen Euro zu, die Forschungsausgaben stiegen um 38 Prozent auf 8,4 Millionen Euro. Hinzu kamen nochmals rund zehn Millionen Euro für Zukäufe und den Umzug. In diesem Jahr erwartet Evotec ein zweistelliges Wachstum des Konzernumsatzes auf 88 bis 90 Millionen Euro. Und auch der Gewinn soll zulegen.