Wegen des Ausstands in Frankfurt wurden am Freitag elf Verbindungen von Fuhlsbüttel gestrichen. In der nächsten Woche drohen weitere Aktionen.

Frankfurt/Hamburg. Verhärtete Fronten im Tarifkonflikt am Frankfurter Flughafen: Am Freitag streikten die rund 200 Beschäftigten auf dem Vorfeld den zweiten Tag hintereinander. Von den zwischen 8 und 22 Uhr geplanten 1082 Starts und Landungen wurden bis zum Abend knapp 300 gestrichen. An den Schaltern der Fluggesellschaften bildeten sich lange Schlangen, ein Chaos blieb aber aus. Ein Kompromiss zwischen dem Flughafenbetreiber Fraport und der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) zeichnet sich bisher nicht ab. "Wir werden nicht zurückstecken", sagte der Tarifvorstand der GdF, Markus Siebers, am Freitag. Für die kommende Woche droht die Gewerkschaft mit weiteren Streiks.

In Hamburg sind Flüge der Lufthansa betroffen, die pro Tag 15-mal Hamburg und Frankfurt miteinander verbinden. Am Donnerstag mussten in der Zeit zwischen 15 und 22 Uhr drei, am Freitag insgesamt elf Verbindungen gestrichen werden. "Die Passagiere können kostenlos stornieren, ihre Tickets für die Bahn nutzen oder umbuchen", sagte ein Lufthansa-Sprecher dem Abendblatt. Allerdings fliegt von der Hansestadt außer der Lufthansa nur China Eastern auf dem Weg nach Shanghai nach Frankfurt - dies aber nur dienstags und donnerstags.

+++ Die Rechte der Kunden +++

+++ Abgehobene Lohn-Forderung +++

"Wir orientieren uns bei unseren Forderungen an den Abschlüssen für die Flughäfen München und Berlin", sagte GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang dem Abendblatt. Dabei gehe es im Durchschnitt um Zuschläge von 30 bis 40 Prozent - allerdings berechnet auf vier Jahre. Dies sei zwar eine "signifikante Steigerung", liege aber in der Vorfeldkontrolle noch um zehn bis 20 Prozent unter dem Einkommen der Fluglotsen. "Das Zuweisen der Positionen der Jets auf dem Boden ist aber durchaus mit der Arbeit der Lotsen auf mittleren Flughäfen vergleichbar. Die Vorfeldlotsen sitzen ebenfalls im Tower", so Vogelsang weiter. In Spitzenpositionen soll das Jahresgehalt auf 86 700 Euro steigen, wobei die wöchentliche Arbeitszeit von 28 auf 22 bis 25 Stunden sinken soll, fordert die GDF.

Am Streik beteiligt sind zudem die Beschäftigten in der Vorfeldaufsicht, die mit ihren Autos den Jets den Weg auf dem Flugplatz zeigen sowie Start- und Landebahnen kontrollieren, und die Mitarbeiter in der Verkehrszentrale. Dort koordinieren Disponenten, welche Parkpositionen und Einstieg-Gates für die Flugzeuge frei sind. "Bei der Schlichtung hatten wir akzeptiert, dass in der Aufsicht und bei der Verkehrszentrale deutlich weniger verdient wird als in der Kontrolle. Zudem hatten wir eingewilligt, dass für die Mitarbeiter aller drei Bereiche eine eigenständige GmbH gegründet wird, und waren bereit, für insgesamt vier Jahre abzuschließen", sagte Vogelsang. Doch die Schlichtung, die Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust geleitet hatte, scheiterte Anfang Februar.

"Wir können Gehaltserhöhungen, die mit Zuschlägen und kürzeren Arbeitszeiten zwischen 48 und 73 Prozent für vier Jahre liegen, nicht akzeptieren. Es passt nicht in das Gehaltsgefüge bei Fraport, wenn etwa Beschäftigte, die an anderer Stelle für den Flughafen arbeiten, bis zu 40 Prozent weniger verdienen", sagt Fraport-Sprecher Mike Schweitzer. Deshalb hatte das Unternehmen den Schlichterspruch abgelehnt, obwohl die Forderungen für die Kontrolleure akzeptiert wurden. "Wir sind aber gesprächsbereit und fordern die GdF auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren." Dazu ist auch die Gewerkschaft bereit. "Voraussetzung ist, dass auf Grundlage des Schlichterspruchs verhandelt wird", so Vogelsang.

Bis dahin hilft sich der Flughafen Frankfurt mit Personal, das schon einmal in der Vorfeldkontrolle, der Aufsicht und der Verkehrszentrale eingesetzt wurde und nun geschult wird. Am Donnerstag konnten so 70 Prozent der Starts und Landungen abgewickelt werden. "Auch am Freitag und kommende Woche werden wir mindestens 50 Prozent des Flugbetriebs aufrechterhalten", so Fraport-Sprecher Schweitzer.