Nach einer Studie der Handelskammer dauert es bei einer Firmengründung Jahre bis zum ersten Gewinn. Bankkredite sind schwer zu bekommen.

Hamburg. Auf die Frage nach der wichtigsten Voraussetzung für eine erfolgreiche Firmengründung hat Frank Burghardt eine spontane Antwort: "Man muss die richtige Idee haben." Zusammen mit Erik Berg hat er im Jahr 2008 den Hörgerätespezialisten Die Hörmeister gegründet. Die Idee war offenbar richtig - zwei Jahre später hatten die beiden schon sechs Filialen, heute gehören zehn Geschäfte und 35 Mitarbeiter zum Unternehmen.

An Menschen, die es Burghardt und Berg nachtun wollen, mangelt es in Hamburg nicht. Die Stadt hat sich immer mehr zu einer Gründerhochburg entwickelt und auch im ersten Halbjahr 2011 ist die Zahl der Firmenzugänge in der gewerblichen Wirtschaft (Handels- und Handwerkskammer) weiter auf 11 732 Betriebe gestiegen. Doch so gut wie bei den Hörmeistern läuft es nur bei wenigen Gründern, wie eine aktuelle Studie der Handelskammer Hamburg zur Nachhaltigkeit von Exstenzgründungen zeigt. Demnach sind von allen Gewerbebetrieben, die im Jahr 2006 neu angemeldet wurden, nur noch knapp 56 Prozent am Markt.

Dabei sind die ersten drei Jahre offenbar die kritischsten. Im zweiten Jahr liegt die Rate der Gewerbeabmeldungen besonders hoch. Fünf Jahre nach dem Start existiert noch etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen. Auffällig ist auch der Unterschied zwischen den sogenannten Kleingewerbetreibenden und den Unternehmern, die ihre Firma ins Handelsregister eintragen lassen: Bei den Kleingewerbetreibenden ist das Risiko des Scheiterns deutlich höher.

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Spürbar verbessern können Gründer ihre Chancen, wenn sie Beratungsangebote zum Beispiel der Handelskammer oder der H.E.I. Hamburger ExistenzgründungsInitiative nutzen. Dort gibt es zum Beispiel Tipps für die Aufstellung eines Geschäftsplans. "Bei den Menschen, die zur H.E.I. kommen, stellen wir häufig Defizite bei den kaufmännischen Kenntnissen fest", sagt Dirk Bachmann, Sprecher der Institution. "Ohne einen realistischen Geschäftsplan hat man schlechte Karten", bestätigt Frank Burghard. Ihm stand in der Anfangsphase der Firmengründung ein Berater der Handwerkskammer zur Seite. Dank der guten Vorbereitung klappte es dann auch mit der Finanzierung durch die Haspa.

Typisch ist Letzteres nicht: Laut der Studie kommt nur jeder sechste Gründer an Darlehen von Kreditinstituten. Mehr als 80 Prozent der Befragten finanzieren ihre Unternehmen zumindest anteilig mit Eigenkapital. Mehr als jeder Dritte verwendet zudem öffentliche Mittel - dies sind vielfach Personen, die arbeitslos waren und deshalb staatliche Zuschüsse nutzen können. Etwa jeder vierte Existenzgründer leiht sich parallel Geld von Familienmitgliedern und Freunden. Nur 7,1 Prozent der Befragten geben an, ihre Pläne mit Förderkrediten wie dem KfW-StartGeld zu finanzieren, obwohl deren Konditionen in der Regel günstiger sind als die von regulären Bankkrediten. Die Handelskammer werde sich künftig dafür einsetzen, dass Existenzgründer noch besser über solche Fördermöglichkeiten informiert würden, sagt Bernd Reichardt, Leiter des Geschäftsbereichs Starthilfe & Unternehmensförderung bei der Kammer.

Aus der Studie geht zudem hervor, dass Gründungen im Dienstleistungssektor, etwa Beratungsfirmen oder Personal- und Bürodienste, bessere Perspektiven haben als junge Firmen im Einzelhandel. "Häufig kennen Gründer im Dienstleistungsbereich ihre künftigen Kunden schon vorher", so Bachmann. Nur etwa jeder zwanzigste Einzelhändler gibt in der Umfrage an, er habe den beim Firmenstart angestrebten Gewinn erreicht. Ohnehin konnte mehr als die Hälfte der Befragten selbst im dritten Jahr keinen Gewinn erwirtschaften, der eine "ausreichende Lebensgrundlage" gewährleistet. Immerhin 14 Prozent der Unternehmen kamen im dritten Jahr jedoch auf einen Gewinn von mehr als 60 000 Euro.

Eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Start bringen nach der Erfahrung von Bachmann die meisten Gründer mit: gute Branchenkenntnisse. Das war auch bei den Hörmeistern so, denn beide arbeiteten bereits als Angestellte in diesem Metier. "Ich habe jetzt aber wesentlich mehr Arbeit als vorher", sagt Burghardt. So sollen in diesem Jahr zwei oder drei weitere Filialen hinzukommen. Reich geworden ist Burghardt dabei bis jetzt nicht: "Ich fahre immer noch mein altes Auto."