Der Solaranlagenbauer ist offen für Gespräche mit Interessenten. Endgültiger Nachfolger für Sebastian Biedenkop ist noch nicht gefunden.

Hamburg. Monatelang hat der angeschlagene Hamburger Solaranlagenbauer Conergy nach einem neuen Chef gesucht. Da sich jedoch kein Nachfolger für den ausscheidenden Sebastian Biedenkopf fand, wechselt jetzt der Conergy-Aufsichtsratschef Philip Comberg selbst auf den Chefsessel des Unternehmens. Der Jurist und ehemalige Investmentbanker kündigte gestern allerdings an, dass er zum Jahresende 2012 wieder ins Kontrollgremium zurückkehren werde.

Comberg ist erst im August des vergangenen Jahres zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Hamburger Unternehmens gewählt worden. Zuvor haben diverse Hedgefonds, darunter York Capital, die Mehrheit an der Firma übernommen - und so Conergy fast schon in letzter Minute vor dem Aus gerettet. Seither wird über die Möglichkeit einer Übernahme des Hamburger Unternehmens durch einen chinesischen Wettbewerber diskutiert. Denn Comberg war von 2007 bis 2009 Manager beim chinesischen Hersteller Solarfun Power und soll auch jetzt noch eine enge Verbindung zu dem asiatischen Land haben. "Natürlich sprechen wir mit unseren asiatischen Lieferanten", hat der neue Conergy-Chef gestern dem Abendblatt bestätigt. "Wir stellen uns als ein attraktiver Partner für die Hersteller auf. Und wenn jemand gerne ein Gespräch mit uns führen will, werden wir uns dem nicht verschließen."

+++ Neuer Conergy-Chef kommt aus den eigenen Reihen +++

+++Solarspezialist Conergy sucht einen neuen Chef+++

Conergy wäre kein Einzelfall. Erst kürzlich wurde bekannt, dass das chinesische Solarunternehmen LDK Solar bei dem Konstanzer Solarzellenhersteller Sunways einsteigt. Auch Sunways kämpfte zuvor mit massiven Finanzproblemen. Experten rechnen mit weiteren Übernahmen durch Chinesen in der Solarbranche. Deutschland ist für das Land der Sonne deshalb interessant, weil es der größte Solarmarkt der Welt ist. Zudem gelten die Firmen hierzulande als technologisch vorbildlich. Förderlich für Investoren ist, dass die deutschen Hersteller derzeit zum Schnäppchenpreis zu haben sind.

Denn immer mehr Firmen der Branche leiden unter dem drastischen Preisverfall für die Anlagen. Im vergangenen Jahr gab es mit Solon und Solar Millennium deshalb sogar zwei namhafte Pleiten in Deutschland. Das liegt nicht zuletzt an den Kampfangeboten der Konkurrenz aus dem Land der Mitte, die mithilfe des Staates den deutschen Markt überschwemmen. China hat seine Solarbranche in den vergangenen Jahren flächendeckend mit billigen Krediten in Milliardenhöhe gefördert und so den Grundstein für die Expansion ins Ausland gelegt.

Für einen Verkauf oder zumindest eine Beteiligung von Chinesen an Conergy spricht auch, dass Hedgefonds wie York Capital sich in Unternehmen engagieren, sie aufhübschen und mit Gewinn verkaufen. Diese Strategie dürfte nun auch Comberg bei Conergy vorantreiben. Er ist Gründungspartner von Alcosa Capital und wird in den kommenden zwölf Monaten bei Conergy unter anderem die Bereiche Strategie, Unternehmensentwicklung, Personal und Recht verantworten.

Der Aufsichtsrat ernannte zudem den bislang fürs Rechnungswesen verantwortlichen Jan Vannerum als neuen Finanzvorstand. Darüber hinaus rückt der Leiter der Region Asien Pazifik, Marc Lohoff, in den Vorstand auf, der nunmehr zusammen mit dem fürs Europa-Geschäft zuständigen Alexander Gorski aus vier Mitgliedern besteht. Am Ende des Jahres soll eines der drei verbleibenden Vorstandsmitglieder den Vorsitz übernehmen.