Hamburger Conergy schreibt Verluste. Asiatische Billiganbieter erobern den Markt

Hamburg. Einstige Hoffnungsträger geraten immer stärker unter Druck: Die deutsche Solarbranche leidet unter einem Mix aus Preisverfall, Überkapazitäten und hartem Wettbewerb mit Firmen aus Asien. Während die Fotovoltaik in Zeiten des Atomausstiegs als Energie der Zukunft gehandelt wird, sind bei den Herstellern von Solarzellen und -modulen hierzulande Verluste beinahe an der Tagesordnung.

Etliche Firmenchefs senkten bereits den Daumen und strichen ihre Prognosen nach zum Teil heftigen Fehlbeträgen zusammen, wie die Hamburger Conergy AG, Q-Cells und Solon. Aber auch der Projektentwickler Phoenix Solar schraubte nach erneuten Verlusten im zweiten Quartal seine Erwartungen herunter. Die in die roten Zahlen geratene Sunways wagte erst gar keinen Ausblick. Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen ist der Freiburger Projektentwickler S.A.G. Solarstrom, der dank seines Auslandsgeschäfts Umsatz- und Gewinnzuwächse verbuchen konnte.

Auch Branchenriese Solarworld kommt glimpflich davon. Firmenchef Frank Asbeck berichtete gestern zwar über Umsatzrückgänge trotz gestiegener Absatzmengen, schreibt aber immerhin schwarze Zahlen. Noch hält Asbeck an seinem Umsatzziel für 2011 von mehr als 1,3 Milliarden Euro fest. Er äußerte aber Bedenken, dass durch Überkapazitäten weiter sinkende Preise Umsatz und Gewinn belasten könnten.

Hatte der von der Bundesregierung beschlossene Atomausstieg noch die Hoffnung auf einen Boom der erneuerbaren Energien genährt, schwand diese aber rasch. Vielmehr ließen die Subventionskürzungen der vergangenen zwölf Monate in den beiden größten Absatzmärkten Deutschland und Italien die Nachfrage erlahmen. Zudem überrollen asiatische Billiganbieter den Markt. Nun stöhnen die deutschen Solarfirmen wegen der Folgen: Überkapazitäten und Preisverfall. Lediglich diejenigen, die sich in den USA und Asien tummeln, können die Einbußen zumindest teilweise kompensieren.

Die Branche hofft nun unisono auf eine Geschäftsbelebung in der zweiten Jahreshälfte, da Anfang 2012 weitere Einschnitte bei der Förderung von Solarstrom anstehen. Solarworld-Chef Asbeck rechnet für 2011 in Deutschland mit neu installierten Leistungen von mehr als vier Gigawatt (GW). Bis Mai waren es nach Daten der Bundnetzagentur erst rund 1,1 GW.

Die Bonner Solarworld verbuchte im zweiten Quartal bei einem Umsatzminus von 21 Prozent auf 302 Millionen Euro einen Rückgang des Überschusses um über 66 Prozent auf knapp zehn Millionen Euro. Dagegen stiegen die Absatzmengen von Wafern, Modulen und Bausätzen auf 196 (Vorjahr: 185) Megawatt (MW).

Das angeschlagene Hamburger Solarunternehmen Conergy hat auch im ersten Halbjahr 2011 den Preisverfall in der Branche zu spüren bekommen und rote Zahlen geschrieben. Der Verlust nach Steuern lag bei 41 Millionen Euro nach einem Gewinn von fünf Millionen im Vorjahreshalbjahr. Der Umsatz blieb mit 388,5 Millionen Euro nahezu konstant. Bei der Hauptversammlung am 26. August wollen die Aufsichtsratsmitglieder nun ihre Mandate niederlegen und ihre Posten für Finanzinvestoren frei machen, die sich an der Rettung des Unternehmens beteiligt hatten.