Regierungen geben 3,5 Milliarden Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Der EADS-Konzern schreibt Verlust.

Berlin/Hamburg. Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Abnehmerländer des Militärtransporters A400M auf die Finanzierung des Projekts geeinigt. Die Bestellernationen hätten sich bereit erklärt, für 180 Flugzeuge zwei Milliarden Euro mehr zu zahlen als die ursprünglich vereinbarten 20 Milliarden Euro, teilte EADS am Freitagabend im Anschluss an eine Gesprächsrunde in Berlin mit.

Zudem stellen die Regierungen demnach weitere 1,5 Milliarden Euro in Form von Krediten zur Verfügung. Dafür würden sie an künftigen Exportumsätzen beteiligt, heißt es. Darüber hinaus verzichten die Besteller auf alle Vertragsstrafen für "aktuelle Verzögerungen" - das Projekt liegt um mehr als drei Jahre hinter dem ursprünglich vereinbarten Zeitplan. Vorabzahlungen bis zu den ersten Auslieferungen im Jahr 2014 werden vorgezogen. Die beteiligten Regierungen und Parlamente müssen dem Kompromiss noch zustimmen.

Deutschland und Frankreich sind mit 60 beziehungsweise 50 Maschinen die größten Abnehmer des Militärtransporters. Daneben haben auch Belgien, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und die Türkei das Flugzeug bestellt. In den Verhandlungen ging es darum, wie die Kostenüberschreitungen im A400M-Programm von insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro unter dem Hersteller und den Kunden aufgeteilt werden.

Der Airbus-Mutterkonzern EADS kündigte an, dass wegen der A400M-Belastungen Verluste im Geschäftsjahr 2009 beim operativen Gewinn und beim Konzernüberschuss anfallen. Für 2009 muss das Unternehmen für das Projekt zusätzliche Rückstellungen von 1,8 Milliarden Euro bilden. Bereits zuvor hatte EADS dafür 2,4 Milliarden Euro zurücklegen müssen. Am kommenden Dienstag legt der Konzern seine Bilanz für 2009 vor.

Technische Probleme vor allem bei den Triebwerken, teure Sonderwünsche der Kunden und Managementfehler hatten das einstige Prestigeprojekt des europäischen Militärtransporters an den Rand des Scheiterns gebracht. Airbus-Chef Thomas Enders drohte mehrfach mit dem Ausstieg aus dem Programm, falls keine für das Unternehmen tragfähige Lösung gefunden werde. Gemäß dem im Jahr 2003 geschlossenen Liefervertrag hätte EADS die Mehrkosten allein schultern müssen. Dies hatte der Hersteller jedoch als unakzeptabel bezeichnet.

Er werde nicht das gesamte Unternehmen wegen eines einzelnen Rüstungsprojekts in Gefahr bringen, sagte Enders. Nach seiner Auffassung trägt die Politik eine Mitschuld an den Verzögerungen: Die Regierungen hatten entschieden, die Triebwerke gegen den Willen von Airbus durch ein europäisches Konsortium ohne einschlägige Erfahrung entwickeln zu lassen und nicht bei Pratt & Whitney aus Kanada.

Gerade die gigantischen Turboprop-Triebwerke des A400M ermöglichen extrem steile oder kreisende Landungen, wie sie in Kriegsgebieten üblich sind, und sollen den Flieger dennoch fast so schnell machen wie einen Jet. Außerdem kann er dank der kräftigen Motoren auch auf kurzen, nur 750 Meter langen Schotter- oder Sandpisten landen.

Die Einigung in dem Finanzierungsstreit beendet auch die Ungewissheit bei zahlreichen Beschäftigten in Norddeutschland. In Bremen arbeiten mehr als 1000 Beschäftigte an dem Projekt, bei Airbus in Hamburg sind mehr als 200 Mitarbeiter für Entwicklungsaufgaben und Tests eingesetzt. Bereits in der vergangenen Woche, als sich eine Lösung in dem Ringen abzeichnete, hatte Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko dem Abendblatt gesagt, eine Rettung des Projekts sei sehr wichtig für Norddeutschland und seine Luftfahrtindustrie, schon weil sich einige der für den A400M genutzten Technologien auch für den Fortschritt der zivilen Luftfahrt nutzen ließen.