Palma de Mallorca. Die Zukunft des Airbus-Militärtransporters A400M ist offenbar gerettet. Zum Auftakt eines EU-Verteidigungsministertreffens in der Hauptstadt der Ferieninsel Mallorca sagte die spanische Ressortchefin Carme Chacon: "Wir haben eine prinzipielle Einigung zwischen den sieben Bestellernationen und dem Airbus-Mutterkonzern EADS erreicht." Einzelheiten zu dem Durchbruch, um den mehr als ein halbes Jahr erbittert gerungen wurde, sollen jedoch erst heute bekannt gegeben werden.

EADS und die Regierungen von Deutschland, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Luxemburg, Spanien und der Türkei konnten sich monatelang nicht auf die Aufteilung der Mehrkosten von mindestens 5,2 Milliarden Euro einigen. Verzögerungen um mehr als drei Jahre, Sonderwünsche der Kunden und Managementfehler haben das einstige Prestigeprojekt an den Rand des Scheiterns gebracht. Die spanische Verteidigungsministerin Chacon sagte nun: "Das Airbus-Projekt wird ein Erfolg für Europa."

EADS wollte, dass die beteiligten Staaten einen Großteil der Zusatzkosten von rund 5,2 Milliarden Euro übernehmen. Der Bundesregierung war diese Summe allerdings zu hoch. Nach bisherigem Stand wollen die Regierungen etwa zwei Milliarden Euro übernehmen und zusätzlich 1,5 Milliarden an Krediten anbieten, wobei noch nicht klar ist, ob das Paket den Welthandelsregeln entspricht, wie Insider betonten.

Da EADS die Übernahme weiterer 800 Millionen Euro angeboten habe, bliebe eine Finanzierungslücke von 900 Millionen. 500 Millionen davon könnten durch das Inkrafttreten sogenannter Eskalationsklauseln aufgebracht werden, durch die EADS mehr Geld etwa für gestiegene Rohstoffpreise und Gehälter erhielte. Außerdem könnte die Sonderausstattung für extreme Tiefflüge, die bislang nur Deutschland verlangt, verschoben werden. Um die verbleibenden 400 Millionen wurde zuletzt noch gestritten.

Airbus-Chef Thomas Enders hatte mehrfach mit dem Ausstieg aus dem weit mehr als 20 Milliarden Euro teuren A400M-Programm gedroht, falls keine für das Unternehmen tragfähige Lösung gefunden werde.

EADS wollte die Einigung gestern zunächst noch nicht bestätigen. Auch Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg blieb verhalten: "Ich denke, es gibt konstruktive Verhandlungen, und wir werden eine Einigung erzielen", erklärte er in Berlin.

Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko ging schon weiter: "Ich hatte bereits zuvor in internen Gesprächen angeregt, die Finanzierung des A400M auch über eine Überbrückung mithilfe von Krediten zu gewährleisten, so wie es zuletzt in vielen anderen wirtschaftlichen Bereichen erfolgreich funktioniert hat. "Umso mehr freue ich mich jetzt über die heutige Lösung, die sehr wichtig für Norddeutschland und seine Luftfahrtindustrie ist", sagte er dem Abendblatt. Schließlich ließen sich einige der für den A400M genutzten Technologien auch für den Fortschritt der zivilen Luftfahrt nutzen.

Eine Einigung in dem Finanzierungsstreit beendet auch die Ungewissheit bei zahlreichen Beschäftigten in Norddeutschland. In Bremen arbeiten mehr als 1000 Beschäftigte an dem Projekt, bei Airbus in Hamburg sind mehr als 200 Mitarbeiter für Entwicklungsaufgaben und Tests eingesetzt.