Ab Juli gibt es in Deutschland vom Staat weniger Förderung. Wer den Strom selbst nutzt, fährt künftig finanziell besser.

Hamburg. Mit der geplanten Kürzung der Förderung für die Solarenergie kommt die Branche mächtig in Bewegung. Bis zum Sommer werden sich die Unternehmen vor neuen Aufträgen kaum retten können. Denn weil die Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom jetzt erst ab Juli statt schon von April an greift, wollen viele Kunden noch eine Fotovoltaikanlage bis zum Sommer auf das Dach und an das Netz bekommen.

Und diese Entscheidung kann zu einer lohnenden Investition werden. Denn bis zum Sommer gibt es 39,14 Cent je ins Netz eingespeiste Kilowattstunde (kWh). Eine Anlage von vier Kilowatt, die in Hamburg im Jahr etwa 3400 kWh Strom liefert, kostet inklusive Montage rund 11 500 Euro, wenn man den vom Bundesverband Solarwirtschaft ermittelten Durchschnittspreis von 2864 Euro je Modul und Kilowatt für das erste Quartal zugrunde legt. Da die Einspeisevergütung für 20 Jahre garantiert wird, ergibt sich eine Rendite von 8,4 Prozent vor Steuern für eine solche Anlage. Durch die Kürzung der Einspeisevergütung um 16 Prozent zum 1. Juli würde sich die Rendite um mehr als zwei Prozentpunkte verringern.

Die Branche freut sich deshalb über den Aufschub, um zusätzliche Aufträge zu generieren. "Das sehen wir sehr positiv, und bis Ende Juni haben wir auch noch Kapazitäten", sagt eine Sprecherin der Hamburger Solarfirma B & Q Dachbau GmbH. Zwar müssen die Firmen noch viele Aufträge abarbeiten, die wegen des strengen Winters liegen geblieben sind. "Bis Ende April sind wir ausgebucht, danach gibt es noch Möglichkeiten", sagt Christof Gundert von Microsal Solarsysteme in Hamburg. Eng könnte es eher mit dem Material für die Fotovoltaikanlagen werden, die aus Sonnenenergie Strom erzeugen. Wechselrichter sind ohnehin knapp, berichten fast alle Installationsbetriebe. Zur Einspeisung in das öffentliche Netz muss die Gleichspannung einer Fotovoltaikanlage in Wechselspannung umgewandelt werden. "Auch bei den Modulen ist die Lage angespannt", sagt Gundert. Angesichts dieser Situation dürfen die Verbraucher zunächst auch nicht mit sinkenden Preisen rechnen.

Nach der Kürzung der Einspeisevergütung setzt die Branche auf eine stärkere Eigennutzung des selbst erzeugten Stroms. "Denn in diesem Fall fällt die Kürzung der Förderung wesentlich geringer aus", sagt Bernd Schüßler vom Solarstrommagazin "Photon". Mit dem Verbrauch des Stroms im eigenen Haus spart man die Stromkosten des Energieversorgers von rund 20 Cent, zusätzlich gibt es eine Vergütung des selbst genutzten Stroms in Höhe von 20,99 Cent je kWh. Zusammen ergibt sich so ein finanzieller Vorteil von rund 41 Cent gegenüber 33 Cent bei direkter Einspeisung. Auch die Zusatzvergütung des selbst genutzten Stroms wird für 20 Jahre garantiert. "Wenn man davon ausgeht, dass der Strompreis in den nächsten 20 Jahren um jeweils 0,5 Cent pro Jahr steigt, dann ergibt sich daraus ein durchschnittlicher finanzieller Vorteil von 45 Cent/kWh", rechnet Schüßler vor. Das ist deutlich mehr als die Einspeisevergütung für ins Netz gelieferten Strom, auch wenn man berücksichtigt, dass auf den selbst verbrauchten Strom noch etwa 2,3 Cent/kWh Umsatzsteuer an das Finanzamt gezahlt werden müssen.

Natürlich lässt sich nicht der gesamte auf dem Dach erzeugte Strom in einem Haushalt selbst verbrauchen. "Für ein Einfamilienhaus mit einer Anlage mit fünf Kilowatt kann von 25 bis 30 Prozent ausgegangen werden", sagt Milan Nitzschke von Solarworld. Dieser Anteil lässt sich aber noch erhöhen. Das Hamburger Unternehmen Conergy wird im zweiten Halbjahr eine Box anbieten, die es dem Kunden ermöglicht, den Anteil des selbst erzeugten Stroms zu maximieren. Sie zeigt, wann die Solarerträge am größten sind und Stromfresser wie Wasch- und Spülmaschine ans Netz gehen sollten. Mit einer solchen Optimierung lässt sich der Anteil des selbst verbrauchten Stroms auf bis zu 40 Prozent steigern.

Dennoch ist es häufig so, dass Strom erzeugt wird, wenn er nicht benötigt wird. Solarworld will deshalb noch in diesem Sommer ein Energiepaket für Eigenstromversorger anbieten. "Eine Solarstromanlage wird mit einem Batteriespeicher und einer Verbrauchskontrolle kontrolliert", sagt Solarworld-Sprecher Nitzschke. Dann lassen sich bis zu 65 Prozent des selbst erzeugten Stroms selbst nutzen. Die Batterie in der Größe einer Waschmaschine kann bis zu 25 Prozent des Tagesstrombedarfs speichern. So lassen sich auch die Hausgeräte mit Strom versorgen, wenn die Sonne nicht scheint. Die Kosten der Batterie werden mit 3000 Euro beziffert. Ob die Anlage zur Markteinführung auch so viel kosten wird, steht noch nicht fest. "Der Strom, der dann nicht selbst genutzt werden kann, lässt sich auch an den Nachbarn statt ins große Stromnetz liefern", skizziert Nitzschke noch eine Möglichkeit der Zukunft.

Darüber hinaus hat selbst verbrauchter Strom noch weitere Vorteile. "Das Stromnetz wird lokal von Erzeugungs- und Verbrauchsspitzen befreit", sagt Frederik Moch vom Bundesverband der Solarwirtschaft. Dies spare Netzausbaukosten und senke die Spitzenlastpreise an den Strombörsen. Selbst wer keinen Solarstrom erzeugt, gewinnt indirekt. Denn die hohe Vergütung der eingespeisten Solarenergie wird auf alle Stromverbraucher umgelegt. Moch: "Direkt verbrauchter Solarstrom verringert die Umlagekosten für alle Stromverbraucher um bis zu 40 Prozent im Vergleich zur Netzeinspeisung."