Hohe Renditen sind nicht mehr so leicht zu erzielen wie in den Jahren zuvor. Wegen der aktuell niedrigen Zinsen ist bei den Anlegern etwas mehr Risikobereitschaft gefragt.

Hamburg. 2009 war ein gutes Jahr für Aktionäre, doch für Zinssparer sah es zuletzt eher mau aus. "Die Festgeldzinsen für sechs Monate sind innerhalb von zwölf Monaten von 3,70 auf aktuell 1,13 Prozent abgestürzt", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung ( www.fmh.de ).

Sparzinsen fallen weiter

Wer vor einem Jahr beim damals besten Anbieter, der Mercedes Benz Bank, Festgeld für ein Jahr anlegte, machte mit einem Zins von 5,40 Prozent ein sehr gutes Geschäft. "Angesichts einer Inflationsrate von 0,4 Prozent, die eine sehr gute Realverzinsung ermöglicht, ist das für eine sichere Geldanlage ein Spitzenergebnis", sagt Herbst. Doch Anleger, die solche Anlagen jetzt zurück erhalten, stehen vor einem Problem. "Die Zinsen werden noch weiter fallen", erwartet Experte Herbst.

"Die Banken erhalten mehr Geld von den Kunden als sie in Ratenkredite umwandeln können", sagt Horst Biallo vom Internet-Verbraucherportal Biallo. Er favorisiert Tagesgeld. "Die besten Angebote sind hier nicht schlechter als beim Festgeld."

So bietet die Isbank 2,30 Prozent für ein Jahr, während 1822 direkt Tagesgeld mit 2,75 Prozent verzinst - allerdings nur für Neukunden und nur bis Ende März. Ohne Einschränkungen bietet die Bank of Scotland 2,30 Prozent auf dem Tagesgeldkonto. Experte Herbst sieht Sparer beim Festgeld besser aufgehoben, wenn sie für eine bestimmte Zeit ihr Geld nicht benötigen. Denn die Konditionen können hier - im Gegensatz zum Tagesgeld - während der Laufzeit nicht plötzlich verändert werden. "Aber angesichts der niedrigen Zinsen sollte man sich nicht länger als für zwölf Monate binden." Wer die Absicherungsgrenzen der einzelnen Banken berücksichtigt, hat auch für 2010 eine sichere und kalkulierbare Anlage. Weitere aktuelle Zinskonditionen gibt es unter www.abendblatt.de/rechner .

Gute Zeiten für Bauherren

Was Zinssparer ärgert, erfreut die Bauherren: niedrige Zinsen. "Mit Konditionen von unter 4,5 Prozent effektiv gehören die aktuellen Zinssätze für lange Laufzeiten, also für 15 oder 20 Jahre, zu den tiefsten der vergangenen 50 Jahre", sagt Robert Haselsteiner, Vorstand der Interhyp AG, einem Vermittler von Baufinanzierungen. Mindestens bis zur Jahresmitte haben Bauherren und Immobilienkäufer die Möglichkeit, eine günstige Finanzierung aufzunehmen. So kann selbst bei einer Tilgung von zwei Prozent mit einer Monatsrate von 800 Euro ein 15jähriges Darlehen über150 000 Euro aufgenommen werden. "Erst im zweiten Halbjahr wird es zu Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank kommen, die höhere Baugeldzinsen nach sich ziehen werden", sagt Haselsteiner.

Anleihen haben die beste Zeit hinter sich

Mit Anleihen war 2009 viel Geld zu verdienen. Vorausgesetzt Anleger griffen zu riskanten Staatsanleihen aus Argentinien oder der Ukraine, mit denen man eine Rendite von mehr als 100 Prozent erzielen konnte, die vor allem aus Kursgewinnen resultiert. Selbst europäische Firmenanleihen mit hoher Qualität warfen je nach Bonität zwischen sechs und 27 Prozent Rendite ab. So wird es 2010 nicht weitergehen. Mit hochverzinslichen Anleihen, sogenannten High Yield Bonds, sollte noch eine Rendite von zehn Prozent möglich sein, erwartet Fondsmanager Ian Spreadbury von Fidelity. Um das Problem der Einzeltitelauswahl zu umgehen, sollten Anleger Fonds bevorzugen. Sie reduzieren durch eine Bündelung vieler Anleihen das Risiko.

Dagegen lassen im nächsten Jahr Bundesanleihen mit einer mittleren Laufzeit von drei bis fünf Jahren nur eine Rendite von 2,50 bis 2,75 Prozent erwarten, prognostiziert die Hamburger Sparkasse (Haspa).

Alternativ bieten sich zur Depotbeimischung griechische Staatsanleihen an. Wegen des höheren Risikos kassiert der Anleger eine Rendite von 4,50 bis 5,00 Prozent. "Aber eine solche Anlage muss zur Risikobereitschaft des Anlegers passen", sagt Bernd Schimmer von der Haspa. "Dennoch halte ich Zahlungsausfälle von Griechenland für sehr unwahrscheinlich."

Am Aktienmarkt lief es 2009 ausgesprochen gut. Mit brasilianischen oder russischen Aktien waren sogar Kursgewinne von mehr als 100 Prozent möglich. Entgegen zu den wirtschaftlichen Befürchtungen stiegen die Kurse. Es zeigte sich, dass Rezessionsjahre wie 1967, 1975, 1982, 1993 und 2003 gute Jahre für Börsianer sind. Denn in diesen Jahren legte der Deutsche Aktienindex (DAX) trotz schrumpfender Wirtschaftsleistungen zwischen 14 und 49 Prozent zu. 2009 wird das Bruttoinlandsprodukt um mehr als vier Prozent sinken und der DAX verbuchte einen Gewinn von rund 25 Prozent. Diese Entwicklung begründet Vermögensverwalter Hans-Georg Kuhlmann vom Privaten Anlage Management (PAM) vor allem mit der laxen Geldpolitik der Notenbanken: "Das Geld wird von den Banken eher als kostenloses Spielgeld zur Eigenanlage genutzt als zur Weitergabe von Krediten an die Industrie."

Die Favoriten: Rohstoffe und Aktien

Dennoch sind die meisten Experten eher optimistisch für das neue Börsenjahr. "Wir gehen von einer aufgestauten Nachfrage nach Aktienanlagen aus, weil viele Anleger noch unterinvestiert und Aktien günstig bewertet sind", sagt Anja Hochberg von Credit Suisse. "Der Markt ist nicht überhitzt und kann noch bis in den Mai hinein gut laufen", sagt Uwe Bergold von GR Asset Management. Der frühere Sparkassenberater erkannte den Crash von 2000 rechtzeitig und favorisiert seit 2001 Rohstoffe. Er setzt bei seinen Fonds vor allem auf Rohstoffaktien und erwartet, dass besonders Agrarrohstoffe 2010 zu den Favoriten gehören werden. "2010 dürfte ein starkes Jahr für Rohstoffe werden", sagt Stefan Graber von Credit Suisse. "Sie profitieren von einer Belebung der Wirtschaft."

Experte Schimmer von der Haspa sieht den DAX in der ersten Jahreshälfte bis auf 6600 Punkte klettern. "Es ist falsch, am Jahresanfang noch auf fallende Kurse zu warten", sagt Schimmer. Unsicherheit und Turbulenzen erwartet er eher für das zweite Halbjahr. Als einen Anlageschwerpunkt sieht er das Thema Energierelevanz. Die Industrialisierung der Schwellenländer beschleunigt den Verbrauch fossiler Energievorkommen. "Von diesen neuen Herausforderungen profitieren Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien", sagt Schimmer.

Gold verliert bei steigenden Zinsen

Nach dem Höhenflug von Gold im Jahr 2009 (rund 20 Prozent auf Euro-Basis) sind die Perspektiven für das Edelmetall begrenzt. Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg sieht den Kurs der Feinunze Gold (31,1 Gramm) bei bis zu 1250 Dollar. "Die Krise wird nicht wiederkehren, aber die Verunsicherung bleibt", sagt Proettel. Als stützend für den Kurs sieht er, dass die Zentralbanken von der Verkaufs- wieder auf die Käuferseite bei Gold gewechselt sind. Bergold sieht den Goldkurs Ende 2010 bei 1500 bis 2000 Dollar. Einen Dämpfer könnten dagegen steigende Zinsen für Gold bedeuten, denn das Edelmetall bringt keine Zinsen.