Aber jede dritte Firma senkt laut einer Bankenstudie die Ausschüttung, 15 halten sie vermutlich konstant. Manche Aktionäre müssen ganz verzichten.

Hamburg. Die Aktionäre von DAX-Unternehmen müssen in zweitem Jahr in Folge mit sinkenden Dividenden rechnen. "Die Ausschüttungen reduzieren sich in diesem Jahr um 11,4 Prozent auf rund 20 Milliarden Euro", sagt Michael Köhler von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dem Abendblatt. Verglichen mit dem massiven Wirtschaftseinbruch kommen die Aktionäre noch gut davon. Denn gemessen an Gewinneinbrüchen von mehr als 50 Prozent, geben sich die Firmenlenker der 30 größten deutschen Unternehmen (DAX) spendabel.

Nach den Schätzungen der LBBW hält die Hälfte der Firmen die Dividende konstant. Fünf Unternehmen heben ihre Ausschüttung sogar an, darunter die Deutsche Bank, die Deutsche Börse und Pharmariese Merck. "Die Firmen kürzen ihre Dividende nur ungern und hatten die Ausschüttungen im vergangenen Jahr schon stark reduziert", sagt Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment. So waren die Ausschüttungen 2009, die das Geschäftsjahr 2008 betreffen, um rund 17 Prozent gekürzt worden. Jedes dritte Dax-Unternehmen kommt wahrscheinlich 2010 um einen solchen Schritt nicht umhin.

Den Anfang macht der Stahlkonzern ThyssenKrupp, der an diesem Donnerstag mit seiner Hauptversammlung die Dividendensaison eröffnet. Die Ausschüttung soll von 1,30 auf 0,30 Euro sinken. Zahltag für die Aktionäre ist jeweils der erste Werktag nach der Hauptversammlung.

"Einige zyklische Aktien wie ThyssenKrupp oder Salzgitter zahlen die Dividende aus der Substanz, da sie rote Zahlen geschrieben haben", sagt Köhler. Das werde gemacht, um eine gewisse Dividendenkontinuität zu gewährleisten und sei kein Drama, wenn es nicht zum Dauerzustand werde. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertritt zwar die Auffassung, dass eine Dividende erst verdient sein muss. Im Fall von ThyssenKrupp hält die Vereinigung allerdings zu den Aktionären. "Es handelt sich lediglich um eine Anerkennungsdividende", sagt DSW-Sprecher Marco Cabras. "In guten Zeiten hat das Unternehmen die Anleger nur unterproportional am Erfolg beteiligt, folglich bekommen sie auch jetzt nicht die volle Auswirkung der Krise zu spüren."

Manche Aktionäre müssen allerdings auf eine Ausschüttung ganz verzichten. Dazu gehören die Anteilseigner der Commerzbank, die wegen der Inanspruchnahme staatlicher Hilfsgelder keinen Cent an die Aktionäre ausschütten darf. Dividendenausfall erwarten die Experten der LBBW auch bei Lufthansa, Infineon und Daimler.

Dem stehen Unternehmen mit attraktiven Dividendenrenditen gegenüber. Dazu gehören die Versorger E.on und RWE mit rund fünf Prozent. Attraktiv sind auch die Versicherungswerte Allianz und Münchener Rück mit bis zu fünf Prozent. Die höchste Dividendenrendite bietet die Telekom mit 7,86 Prozent. "Das Unternehmen zahlt die Dividende allerdings schon seit Jahren aus der Substanz", warnt Köhler. Die Dividendenrendite ergibt sich aus Kurs und geplanter Ausschüttung. Im Durchschnitt erreicht sie einen Wert von 3,7 Prozent und liegt damit noch über der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen. Niedrige Zinsen sollen das Interesse für Dividenden wecken.

"Ich rechne damit, dass die Dividendentitel in diesem Jahr stärker in das Blickfeld der Anleger rücken werden, nachdem die zyklischen Unternehmen im vergangenen Jahr besonders gut gelaufen sind", sagt Annecke, die den Aktienfonds UniDividendenAss managt. Solche Investmentfonds setzen auf dividendenstarke Aktien und nehmen dem Anleger die Auswahl ab. "Denn allein die Dividendenrendite ist kein gutes Auswahlkriterium", sagt Cabras.