Regierungen und EADS haben immer noch keine Lösung für den Militärtransporter gefunden: Jetzt wurden die Gespräche überraschend vertagt.

Berlin. Der Streit zwischen der Airbus-Mutter EADS und den europäischen Abnehmerstaaten um den Militärtransporter A400M geht nächste Woche in eine neue Runde. Deutschland sperrt sich weiter gegen eine Aufteilung des Auftrags in mehrere Tranchen, was auf einen höheren Preis hinausliefe. "Verhandlungsbasis war und bleibt der Vertrag", hieß es nach einer zweitägigen Verhandlungsrunde der Staatssekretäre mit EADS-Chef Louis Gallois und Airbus-Chef Tom Enders in Berlin. "Wir halten am A400M fest, aber nicht um jeden Preis."

Die Krisengespräche über Europas größtes Rüstungsprojekt werden laut Verteidigungsministerium voraussichtlich am Dienstag in Berlin weitergehen. Ziel beider Seiten bleibe, bis zum Ablauf eines Stillhalteabkommens Ende Januar eine Einigung zu erzielen, hieß es am Rande der Verhandlungen. In der jüngsten Gesprächsrunde seien allerdings kaum Fortschritte erzielt worden, es lägen keine neuen Vorschläge auf dem Tisch. EADS nannte die Gespräche schwierig. Die Frist bis Ende Januar werde wohl bis zur letzten Sekunde ausgereizt, hieß es.

Deutschland ist mit 60 Flugzeugen größter Abnehmer des A400M, der bei der Bundeswehr die über 30 Jahre alten Transalls ersetzen soll. Im Gegensatz zu Frankreich und Spanien lehnt die Bundesregierung die finanziellen Nachforderungen von EADS ab.

Auch die sogenannte Tranchenlösung würde eine Preiserhöhung bedeuten: Die Staaten erhalten dabei zum vereinbarten Festpreis zunächst eine geringere Anzahl von Flugzeugen und verhandeln über den Rest später neu. Damit würde das Finanzproblem künftigen Regierungen überlassen, die 2020 entweder neue Gelder für die restlichen Flugzeuge aufbringen oder sich zum Ausstieg aus dem Projekt entschließen müssten.

Ursprünglich hatten die sieben europäischen Bestellnationen bei Vertragsabschluss 2003 einen Festpreis von 20 Milliarden Euro für 180 Flugzeuge und eine relativ kurze Entwicklungszeit vereinbart. Dies ist in der Branche sehr ungewöhnlich, da sich Rüstungsprojekte in den allermeisten Fällen verteuern und verzögern. Beim A400M werden die Mehrkosten inzwischen auf 7,6 bis 11,2 Milliarden Euro geschätzt. EADS will davon 5,2 Milliarden Euro auf seine Kunden abwälzen. Für weitere 2,4 Milliarden Euro hat der Konzern bereits Rückstellungen gebildet.

Die Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers geben dem EADS-Management eine Mitschuld an der A400M-Misere. Überstiegen die Verluste die erwarteten 7,6 Milliarden Euro, könnte der Konzern zu einer Kapitalerhöhung gezwungen sein, warnten die Prüfer. Die Beschaffung des frischen Kapitals könnte nach Ansicht von Experten eine Debatte anstoßen, die weder die französische noch die deutsche Regierung führen will.