Das Unternehmen Paul Hildebrandt AG verpackt und transportiert alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Firmensitz ist in Henstedt-Ulzburg.

Henstedt-Ulzburg. "Dort unten liegt die Zukunft unserer Firma", sagt Jan Marcus. "Wir wachsen rasant und brauchen unbedingt mehr Platz." Der 51 Jahre alte Vorstandsvorsitzende des Verpackungsmultis Paul Hildebrandt AG (Firmenspruch: "Packende Welten") an der Lise-Meitner-Straße in Henstedt-Ulzburg zeigt auf ein eingezäuntes Stück Wiese, auf dem im vergangenen Jahr noch Mais wuchs. Es ist 17.000 Quadratmeter groß und erstreckt sich bis zur Fun Arena, dem vor einem Jahr eingeweihten Fitness- und Erlebnispark.

Jan Marcus und sein Vater, Seniorchef Jens Marcus, 75, haben das Grundstück für den "Fall eines Falles" von Landwirt Hans-Hinrich Wrage aus Alveslohe erworben. Der Vorsitzende des dortigen Ortsbauernverbandes bekam im Gegenzug ein gemeindeeigenes Ausgleichsgelände.

"Wir hatten Angst, dass Bauer Wrage das Land irgendwann einmal an einen anderen Bewerber verkaufen würde", sagt Jan Marcus. "Deshalb haben wir, als wir ein Signal von der Gemeinde auffingen, schnell zugegriffen." Auf dem Grundstück entsteht bis Ende 2014 ein neues Büro- und Lagergebäude. Die Architektin hat fertige Pläne bereits in der Schublade hat. Sie heißt Carola Marcus und ist die Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden. Der erste Spatenstich soll bis Ende 2013 erfolgen.

Manja Biel von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde bestätigt den Verkauf des Geländes an die Hildebrandt AG, den Namen des Verkäufers jedoch nennt sie nicht. "Das sind Interna", sagt sie. Doch sie gibt zu: "Wenn ein sehr erfolgreiches gewerbliches Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten sucht, ist die Gemeinde bei der Flächenbeschaffung gerne behilflich. Wichtig ist nur, dass der Branchenmix erhalten bleibt, dass Arbeitsplätze geschaffen werden und dass Gewerbesteuer bezahlt wird."

In Norderstedt konnte die Firma nicht weiter expandieren

Die Beziehungen der Hildebrandt AG zur Gemeinde sind offensichtlich sehr gut. Das war nicht der Fall, als das Verpackungsunternehmen seinen Hauptsitz noch am Gutenbergring in Norderstedt hatte. "So viel Platz, wie wir benötigten, konnte uns die Stadt nicht zur Verfügung stellen", erinnert sich Jan Marcus. "Da haben wir den Standort des Unternehmens nach Henstedt-Ulzburg verlegt." Ausschlaggebend war vor 25 Jahren die Zusage, dass in Kaltenkirchen-Süd eine Anschlussstelle zur Bundesautobahn A 7 entsteht.

Die aktuellen Ausbaupläne sind ganz im Sinne des Seniorchefs, der zum dreiköpfigen Vorstand gehört. Jens Marcus, der das Aktienkapital mit seinem Sohn zur Hälfte teilt, denkt noch nicht an den Ruhestand. Gleich nach seiner Rückkehr von einer Urlaubsreise auf einem Kreuzfahrtschiff über das Mittelmeer will er wieder im Unternehmen aktiv werden. "Er scharrt schon mit den Hufen", scherzt Jan Marcus und lächelt. "Mein Vater ist stets ein großer Optimist gewesen, ihm kann es nicht schnell genug gehen. Heute kauft er noch am liebsten Grundstücke und Lastkraftwagen."

Die Kunden sollen stets innerhalb von 24 Stunden beliefert werden

Großvater Gustav habe noch ehrfürchtig zur Familie Hildebrandt aufgeschaut, ehe diese ihr Unternehmen nach der Ölkrise 1976 an Jens Marcus verkaufte. Der Opa war früher Seemann und Kapitän eines Handelsschiffes, das 1957 Männer des untergegangenen Segelschiffes Pamir aus dem Meer fischte.

Jan Marcus geht durch die weiträumigen Lagerräume. Hier haben die Gabelstaplerfahrer das Sagen. Sie transportieren tonnenweise Industrieverpackungen, Folien, Umreifung, Pappen, Flo-Pak und Papier zu den draußen wartenden Lastwagen. Auch Holzwolle für Särge - sie saugt jede Flüssigkeit auf - ist gefragt. Fest eingepackt steht die Ware auf Paletten und wartet auf den Abtransport zu Bestattungsinstituten.

"Wir führen in unserer Kartei 35.000 Kunden", betont Jan Marcus. "Sie müssen möglichst innerhalb von 24 Stunden beliefert werden, und das schaffen wir in der Regel auch - selbst wenn es ein Großauftrag des Volkswagenkonzerns in Wolfsburg ist. Wir liefern Verpackungsmaterial, ob groß oder klein. Für Gabelstapler oder Heftklammern." Von A wie Abfallsäcke, Alu-Verbundfolie, Allzweckplane, Antirutschmatten, Aufblasbeutel, Automatenklebeband, Autolackierpapier bis Z wie Ziehpaletten, Zuschnitte aus Vollpappe, Zweiwellige Kartonagen. Zu den Großkunden gehören auch Druckereien und Firmen aus dem Buchbindehandwerk. Gerne erzählt der Chef die Geschichte vom ersten Harry-Potter-Roman, für den sein Handelshaus das Buchrücken-Papier geliefert habe.

"Mit einem Produktsortiment von mehr als 50.000 Artikeln in unseren 13 Niederlassungen gelten wir als einer der bestsortierten Fachhändler in Europa", sagt Jan Marcus. "Marktführerschaft bedeutet für uns, preiswert qualitative Standards zu setzen, immer unseren Kunden verpflichtet."

Das wird auf Dauer keine einfache Sache sein, denn die Konkurrenz ist groß. "Wir sind eines der letzten mittelständischen Familienunternehmen in dieser Branche", sagt Jan Marcus. "Der Druck der Industrie, die Firmen aufkauft, wird stärker. Aber wir sind gewappnet. Für jede Verpackungsfrage gibt es eine gute Lösung, die unsere Kunden zufrieden macht."

Am kommenden Dienstag stellen wir Ihnen das Solarzentrum Norderstedt vor.