Traditionsflugzeug flog Sonnabend zusammen mit dem modernen A380 über den Hamburger Hafengeburtstag. Wie die Technik sich verändert hat.

Hamburg. Fünf Flugzeuggenerationen liegen zwischen den beiden Maschinen, die am Sonnabend Seite an Seite über den Hamburger Hafen flogen: Die eine ist eine Junkers Ju 52 mit 16 Passagiersitzen und 1800 PS, die andere ein Airbus A380, der 525 Fluggäste transportieren kann und dessen Triebwerke umgerechnet zusammen fast 130.000 PS leisten.

"Trotzdem wird die Ju wahrscheinlich lauter sein", sagte Bernhard Conrad, Technologiechef bei Lufthansa Technik in Hamburg und Vorsitzender der Deutsche Lufthansa-Berlin-Stiftung, die den Traditionsflieger aus Wellblech betreibt. Die Ju 52 durfte sich erlauben, den Airbus zu übertönen, denn sie feierte mit 400 Ehrengästen, darunter Airbus-Chef Thomas Enders, ihren 75. Geburtstag. Der A380 dagegen kam frisch aus dem Werk Finkenwerder. Es ist der siebte dieser Luftriesen, den die Lufthansa erhält.

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Trotz der Verschiedenartigkeit der beiden Flugzeuge sieht Conrad eine Verbindung zwischen ihnen - über das Kranichsymbol am Heck hinaus: "Auch im A380 steckt irgendwo ein Stück Junkers-Pioniergeist." Hinzu kommt: Rumpfteile für die Ju 52 wurden in den 1930er-Jahren in Hamburg produziert, heute entstehen hier Rumpfsektionen für alle Airbus-Typen.

Aber nicht nur an der Geräuschentwicklung zeigt sich der enorme Fortschritt in den vergangenen 75 Jahren, wie Conrad erklärt: "Die Ju ist kein Drei-Liter-Flugzeug." Ihr Verbrauch pro Passagier auf 100 Kilometer liegt mehr als viermal so hoch.

Zwar galt der Klassiker aus Dessau damals als überragend robust und zuverlässig, doch auch im Hinblick auf den Wartungsaufwand haben sich die Maßstäbe verschoben: "Ein Kolbenmotor muss nach 1000 bis 1500 Flugstunden überholt werden, moderne Strahltriebwerke können bis zu 20-mal so lange am Flügel bleiben." Auch der Passagierkomfort hat sich immens verbessert. Die Ju 52 hat nicht einmal eine Druckkabine, kann also nicht in der ruhigen Luft "über dem Wetter" fliegen. Dennoch - oder gerade deshalb - ist die Nachfrage nach Rundflügen mit der dreimotorigen Maschine groß: Für die diesjährige Saison von Mai bis Oktober ist schon fast die Hälfte der verfügbaren Plätze gebucht.

In den 25 Jahren, seit der Oldtimer für die Stiftung unterwegs ist, hoben fast 250 000 Menschen mit ihm ab. "Ihnen ist ein unvergleichliches Flugerlebnis zuteil geworden", sagt Conrad: "Wir sehen immer wieder, dass die Passagiere den Piloten nach der Landung begeistert die Hände schütteln." Zwar zahlen die Gäste 199 Euro dafür, um nach 30 Minuten wieder am gleichen Ort auszusteigen. "Aber zwischendurch waren sie sehr weit weg - 75 Jahre weit", so Conrad. "Das kann ein A380 nicht bieten." Wollte man die Ju 52 nach üblichen betriebswirtschaftlichen Kriterien betreiben, müssten die Flugpreise allerdings noch höher sein.

Daher setzt die Stiftung auf das ehrenamtliche Engagement von Lufthansa-Mitarbeitern. In diesem Jahr sind es 62 Piloten und Flugbegleiter sowie fünf Hamburger Techniker. In der alljährlichen Winterliegezeit bei Lufthansa Technik helfen weitere Freiwillige bei der regelmäßigen Verjüngungskur mit, darunter auch Auszubildende - "wir können gar nicht alle annehmen, die mitarbeiten wollen", berichtet Conrad.

In den nächsten Jahren bekommt die Ju 52 noch eine "große Schwester": Derzeit wird in den USA unter der Regie von Lufthansa Technik eine 54 Jahre alte Lockheed L1649A Super Star restauriert. Ende nächsten Jahres soll die viermotorige Maschine, eine Weiterentwicklung der legendären Super Constellation, ihren "zweiten Erstflug" absolvieren und später ebenfalls in Hamburg stationiert ein.

Die auffallend elegante Lockheed mit dem delfinförmigen Rumpf war das erste Passagierflugzeug, das Routen wie etwa Hamburg-New York ohne die zuvor notwendigen Tankstopps bedienen konnte, markierte aber gleichzeitig den Höhepunkt und das Ende des Langstreckenflugverkehrs mit Propellern.

Trotz des Familienzuwachses wird die Ju 52 so bald nicht aufs Altenteil geschickt. "Der Auftrag der Stiftung lautet: Sie soll auch mit 100 Jahren noch fliegen", sagt Conrad - und er ist überzeugt, dass die Jubilarin das auch schaffen wird: "Sie ist topfit, sie hat gute Gene mitbekommen, und Falten hat sie ja ohnehin schon."