Fachleute sehen die nächste Grippewelle anrollen. In der zweiten Januarwoche wurden demnach schon besonders viele Fälle gemeldet.

Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost: Eine Grippe kommt oft recht plötzlich – und bleibt eine ganze Weile. Besonders in den Wintermonaten gibt es viele Infektionen.

Experten gehen davon aus, dass die nächste Grippewelle bereits anrollt. In der zweiten Januarwoche seien bislang etwa 1260 bestätigte Grippefälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet worden, teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza mit.

Einen höheren Wert gab es in dieser Saison, die offiziell im Oktober startet, noch nicht. Bisher gab es in Deutschland elf gemeldete Todesfälle im Zusammenhang mit Grippe. Die Experten geben aber zu bedenken: Nur ausgewählte Praxen haben Proben eingeschickt und untersuchen lassen.

Bislang 3680 Influenza-Fälle registriert

Die realen Fallzahlen liegen deshalb weitaus höher. Die Statistik gilt dennoch als guter Gradmesser für die Grippe-Entwicklung. Bisher wurden in dieser Saison rund 3680 von Laboren bestätigte Influenza-Fälle registriert.

Die Komponenten des diesjährigen Impfstoffs passen gut zu den bislang entdeckten Viren des Typs A. Wer sich jetzt noch impfen lässt, muss allerdings bis zu zwei Wochen warten, bis der Impfschutz aufgebaut ist. Und es ist nicht sicher, dass jeder Arzt noch Impfstoff bekommt.

Mehr als 15 Millionen Dosen sind insgesamt bereits verwendet worden. Mehrere Tausend Dosen wurden bereits aus EU-Ländern importiert, da sich der Bedarf nicht exakt planen lässt.

In der vergangenen Saison sind rund neun Millionen Menschen wegen einer Influenza-Erkrankung zum Arzt gegangen. Vermutlich starben mehr als 20.000 Menschen durch Grippe, vor allem Ältere mit Vorerkrankungen.

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    Hohe Nachfrage führt zu Engpässen beim Impfstoff

    Die ungewöhnlich starke Grippewelle der vergangenen Saison sehen Experten als einen Grund dafür an, dass sich diesmal sehr viel mehr Menschen impfen lassen. Wegen der hohen Nachfrage gab es Anfang Januar in mehreren Bundesländern Lieferengpässe beim Impfstoff, Deutschland musste deshalb mehrere Tausend Dosen aus EU-Ländern importieren. Allein nach Berlin seien 3000 Dosen geordert worden, sagte eine Sprecherin des Landesamts für Gesundheit und Soziales dazu.

    Das Saarland erhielt nach Auskunft der Landesapothekenkammer „sehr kleine Mengen“ von Impfstoffen aus Polen und Frankreich, dennoch sei nun keiner mehr verfügbar. Auch nach Bayern wurden Impfstoffe importiert. „Wir hatten eine enorm erhöhte Nachfrage“, sagte der Sprecher der Landesapothekenkammer Thomas Metz.

    Schleswig-Holstein ordert „im vierstelligen Bereich“

    Apotheken in Schleswig-Holstein hätten Impfstoffe „im vierstelligen Bereich“ aus dem Ausland, überwiegend aus Großbritannien bezogen, sagte der Geschäftsführer der Landesapothekenkammer, Frank Jaschkowski. „Damit konnten kleinere Versorgungslücken geschlossen werden.“

    Geschätzt einige Tausend Menschen des Bundeslandes hätten sich wegen des Impfstoffmangels nicht gegen Grippe impfen lassen. In anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen gibt es nach Behördenangaben keine größeren Probleme mit den Impfstoffen.

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      Eine Million Dosen mehr als im Vorjahr

      Ein weiterer Grund für die hohe Impf-Nachfrage sei die Einführung des Vierfach-Impfstoffs, der als wirksamer gilt als der mit drei Komponenten, sagte eine Sprecherin des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).

      Für diese Saison hatte das PEI 15,7 Millionen Dosen freigegeben, rund eine Million mehr als in der Vorsaison verimpft worden waren. Im November hatte das Bundesgesundheitsministerium nach Engpässen den Import von weiteren Grippe-Impfstoffen erlaubt.

      Die Komponenten des diesjährigen Impfstoffs passten gut zu den bislang entdeckten Viren des Typs A. „Wer noch nicht geimpft ist und zu den Risikogruppen gehört, sollte das jetzt tun“, sagt Silke Buda vom RKI.

      Frühe Planung der Impfstoffzahl ist schwierig

      Dazu zählten über 60-Jährige, chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal. Es dauert allerdings bis zu zwei Wochen, bis ein Impfschutz aufgebaut ist. Und es ist nicht sicher, dass jeder Arzt noch Impfstoff bekommt.

      Die Herstellung der Impfstoffe muss langfristig geplant werden, denn sie dauert mehrere Monate und geschieht nach wie vor zumeist mit Hilfe von Hühnereiern. Die Pharmafirmen produzieren im November zudem die Grippeimpfstoffe für die Südhalbkugel und haben daher keine weiteren Kapazitäten.

      Die frühe Planung der Impfstoffzahl ist schwierig. Auch 2005 kam es zu einem Mangel. Aus Angst vor der Vogelgrippe hatten sich viele Menschen impfen lassen, obwohl die gewöhnliche Grippe-Impfung gar nicht davor schützt, wie eine PEI-Sprecherin damals sagte.

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      (dpa/küp/les)