Nicht jeder ist zum Helden geboren: Die Lebensgeschichten der Männer von der Apollo 11 nach ihrer Rückkehr.

Washington. Auf ihre Reise zum Mond hatten sich Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins in jahrelangem Training vorbereitet. Für das, was sie nach ihrer Rückkehr auf die Erde im Juli 1969 erwartete, gab es keine Vorbereitung. Schlagartig waren die drei Männer an Bord der Apollo 11 zu historischer Bedeutung gelangt. Doch wie lässt sich ein Leben sinnvoll fortsetzen, das bereits in jungen Jahren mit einer unwiederholbaren Heldentat verknüpft ist? Auf diese Frage haben Armstrong, Aldrin und Collins unterschiedliche Antworten gefunden. Ihre Lebensgeschichten erzählen vom schwierigen Umgang mit dem Ruhm bei der Rückkehr in den Alltag.

Am 24. Juli 1969 landeten die drei Astronauten in einer Kapsel im Pazifischen Ozean. Nur wenige Tage konnten sie sich von ihrer Reise erholen, ehe die US-Regierung sie an Bord einer Luftwaffen-Boeing auf eine einmonatige Imagetour rund um die Welt schickte. „Am Ende war ich körperlich am Boden“, erinnerte sich Collins 1997 in einem Interview mit einer NASA-Historikerin. „Es war ermüdend, ich wurde ständig das Gleiche gefragt.“

Am meisten machte der plötzliche Ruhm dem früheren Kampfpiloten Aldrin zu schaffen. Aldrin, 20 Minuten nach Armstrong der zweite Mensch auf dem Mond, fiel nach der Rückkehr in ein tiefes Loch. Er kämpfte mit Depressionen und Alkoholismus. „Anstatt mich frei zu fühlen und mich selbst zu erkunden, fühlte ich mich isoliert, alleine, unsicher“, schreibt er in der unlängst erschienenen Neuauflage seiner Autobiografie. „Zum Trinken kam die Depression, ich trank immer mehr, die Depression wurde immer tiefer.“

Nach Jahren der Krise in den 70-er Jahren fing sich Aldrin wieder. Er ging in Therapie, auch sein Glaube half ihm weiter. Aldrin gründete eine Firma für Raketenentwicklung, gründete eine Stiftung für Weltraumtourismus und schrieb mehrere Bücher. Neue Technik begeistert den 79-Jährigen weiterhin: Er kommuniziert rege über das Online-Netzwerk Twitter und nahm sogar einen Song mit dem Hiphop-Sänger Snoop Dogg auf. Doch Aldrin macht immer wieder Negativschlagzeilen - zuletzt 2002, als er einen Filmemacher verprügelte, der die Mondlandung als Schwindel bezeichnete.

Ganz anders verhielt es sich mit Neil Armstrong, dem als erster Mensch auf dem Mond ein ewiger Platz in den Geschichtsbüchern sicher ist. Armstrong, der wie Aldrin und Collins Jahrgang 1930 ist, ist ein stiller Held, der die Öffentlichkeit scheut. Nach der Rückkehr zur Erde verließ Armstrong die NASA, widmete sich seiner Professur an der Universität von Cincinnati und kam als Mitglied der Aufsichtsräte großer Firmen zu beträchtlichem Vermögen.

Der Ruhm war Armstrong unheimlich. Nach seiner Mondreise sei er von Freunden und Kollegen „plötzlich etwas anders behandelt worden“, erinnerte sich Armstrong 2005 in einem seltenen Interview mit dem Sender CBS. Nie habe er das Gefühl gehabt, all die Aufmerksamkeit verdient zu haben. „Die Umstände haben mich in diese besondere Rolle gebracht“, sagte er. „Aber eigentlich wollen wir alle doch nicht nur für eine einzelne Großtat anerkannt werden, sondern für die Mühen unserer alltäglichen Arbeit.“

Michael Collins war an Bord der Apollo 11 der Mann, der den Mond nie betreten durfte. Er steuerte das Kommandomodul um den Mond, während Armstrong und Aldrin in einer Landekapsel auf dem Boden aufsetzten. Das Interesse der Öffentlichkeit an ihm war geringer, was seine Rückkehr in den Alltag begünstigt haben dürfte. Collins diente unter anderem als Direktor des US-Nationalmuseums für Raumfahrt und arbeitete in der Raumfahrtindustrie.

Dass er den Mond nicht betreten hat, bereite ihm „keinen Ärger und keinen Frust“, beteuerte er 1997 in einem Interview. „Für mich war es ein Privileg, einen der drei Plätze auf der Apollo 11 zu haben“, sagte Collins. „Hatte ich den besten der drei Plätze? Nein. Bin ich zufrieden mit dem Platz, den ich hatte? Ja. Ich bin sehr glücklich über alles.“