Lange bevor es in Deutschland "Comedians" gab, gab es Heinz Erhardt, einen der wenigen deutschen Komiker, der nach dem Krieg die Tradition der Kabarettisten aus den 20er-Jahren ebenso am Leben erhielt wie die des Humoristen, der von einer Bühne herab viel gute Laune und ein wenig Nachdenklichkeit verbreitete.

In den 50er- und 60er-Jahren war Heinz Erhardt der komischste und typischste Vertreter des Wirtschaftswunderlandes: wohlgenährt, hilflos schüchtern, scheinbar naiv unterhielt er sein Publikum mit Versen wie:

"Was wär ein Apfel ohne -Sine,

Was wären Häute ohne Schleim?

Was wär'n die Vita ohne -Mine,

Was wär'n Gedichte ohne Reim?

Was wär das E ohne die -llipse,

Was wär veränder ohne -lich?

Was wär ein Kragen ohne Schlipse,

Und was wär ich bloß ohne Dich?"

Seine Stärke war die Wortpointe. Bestehende Redewendungen aus dem Alltag neu komponiert, so dass daraus groteske Wirkungen entsprangen. Heinz Erhardt war schon in den Vorkriegsjahren im berühmten Berliner "Kabarett der Komiker" aufgetreten. Von 1945 an wurde er in Hamburg zu einem der beliebtesten Funkhumoristen. Er dichtete, spielte Theater und drehte knapp 20 TV-Filme. Zu seinem 25. Todestag, der sich am 5. Juni jährte, ist ein wunderbarer Wälzer herausgekommen, der sich mit Erhardt und seinen Filmen beschäftigt: "Heinz Erhardt: Mopsfidel im Wirtschaftswunderland". Ein Buch über die Zeitgeschichte ebenso wie ein Dokument über den deutschen Humor.

Manfred Hobsch & Michael Petzel: Heinz Erhardt: Mopsfidel im Wirtschaftswunderland. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 520 S. mit 542 Abb.; 49,90 Euro.