Berlin. Es gilt als Revolution: Auf der Messe “Boot“ ist das Motorboot Candela C-8 zu sehen. Lesen Sie hier, was daran so außergewöhnlich ist.

Motorboote haben nicht den allerbesten Ruf. Umweltverbände fordern seit Langem strengere Regeln für Verbrennungsmotoren auf Gewässern. Wie bei den Autos ist Elektro im Kommen – auch bei der am Samstag in Düsseldorf beginnenden Messe "Boot".

Neues Sportboot Candela C-8 fliegt über das Wasser

Eine Neuheit ist dort ein Schiff, das, sagen wir mal, über das Wasser fliegt. Dem schwedischen Hersteller sogenannter Hydofoilboote, Candela, attestiert die Fachmesse eine "revolutionäre" Serie. Das Sportboot Candela C-8 wird heiß gehandelt als Kandidat für den diesjährigen European Powerboat Award in der Kategorie Elektroboote. Was steckt hinter der Technik, die Booten Flügel verleiht? Was für das Konzept spricht:

  • keine Abgase
  • kein Lärm
  • für ein Elektroboot eine beachtliche Geschwindigkeit von 22 Knoten (über 40 km/h)
  • hohe Reichweite von 57 Seemeilen (etwa 100 Kilometer)
  • Akku-Ladezeit von weniger als einer Stunde (an einer Schnellladestation)

Tragflächen sorgen für ruhige Fahrt: Nie wieder seekrank?

Schauen Sie sich bitte mal dieses Foto an. Ist es noch ein Boot oder ein I-Pad mit Flügeln? Auf Kopfdruck fahren die Tragflächen heraus, die das Schiff aus dem Wasser heben. Jeder, der bei Physik in der Schule nicht komplett geschlafen hat, ahnt die Vorteile: Weniger Verdrängung, weniger (bis zu 80 Prozent) Widerstand, weniger Reibung. Und ein ruhiges Fahrgefühl. Endlich eine gute Nachricht für Leute, die schnell seekrank werden.

Bei hohen Wellen kann man das Gefährt wie ein Old-School-Old-Schiff fahren. Mit eingefahrenen Hydrofoils ist es allerdings weniger effizient. Die C-8 hat dann einen Tiefgang von weniger als zwei Fuß. Die Boote sind für die Einfahrt in flache Häfen daher gut geeignet.

Da wundert man sich nicht, dass die Schweden das Boot in diesem Sommer in Venedig vorstellen wollen, als Wassertaxi der Zukunft. Daheim in Stockholm will man ebenfalls in diesem Jahr eine vollelektrische Wasserfähre für 30 Passagiere in Betrieb nehmen. Seit Jahren arbeitet das 50-köpfige Ingenieurteam an dem Boot, jetzt soll C-8 in Großserie gehen.

Revolutionäres Elektroboot wird zum Wellenflieger

Der Motor wurde von Candela selbst entwickelt, die 69 kWh Batterie kommt vom Autohersteller Polestar. Das Herzstück der Technologie ist der C-Controller: Ein Bordcomputer, der Eingaben von einer Vielzahl von Sensoren verwendet, um die Tragflügel einzustellen, um das Fahrzeug in Wellen, Wind und verschiedenen Lasten auszugleichen.

Nicht nur der Motor entspricht dem "State of the Art", der Rumpf ist aus Kohlefaser, über einen 15,4-Zoll-Touchscreen oder über eine App wird fast alles im Schiff gesteuert. Alles supermodern.

Elektroboot: Auch der Preis für den Wellenflieger hat Flügel

Das Schiff ist nicht nur futuristisch, sondern auch luxuriös und bietet im Cockpit Platz für acht Personen. Auf dem Deck befindet sich eine große Sonnenliege und darunter im vorderen Bereich eine Kabine Betten für zwei Erwachsene und zwei Kinder sowie eine Marinetoilette.

In absoluter Stille über die Oberfläche zu fliegen, dürfte seinen Reiz haben – und seinen Preis. Der beginnt bei 390.000 US-Dollar, umgerechnet 360.000 Euro. Eine ziemlich hohe Hürde, um dieser Technik auf die Sprünge zu helfen.

Mehr noch als schon auf der Elektronikmesse CES 2023 in Las Vegas dürfte das Boot in Düsseldorf eine Attraktion sein. In Zeiten von Klimaschutz ist ein umweltschonendes Boot, für das Greta Thunberg als Galionsfigur herhalten könnte, lieb und teuer.