Berlin/Rom. Die EU hat ein Insekt als Lebensmittel zugelassen. Italiens Postfaschisten treibt das zur Weißglut – sie wittern gar eine Verschwörung.

Die meisten Menschen im Westen ekeln sich vor der Vorstellung, Insekten zu essen. Doch Lebensmittel aus Würmern, Grillen und Heuschrecken könnten bald zum Alltag gehören. Die Europäische Union hat die Hausgrille "Acheta domesticus" in Pulverform als neuartiges Lebensmittel zugelassen. Die EU-Kommission hatte bereits im November die Europäische Wanderheuschrecke als Lebensmittel anerkannt.

Die Heuschrecke werde in Pulverform, getrocknet oder gefroren als Nahrungsmittel angeboten und könne als Snack oder weitere Zutat den Lebensmitteln hinzugefügt werden, teilte die Kommission mit. Einem Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zufolge stelle das Insekt "kein Risiko für die menschliche Gesundheit" dar. Das Insekt soll in den Zutaten aufgelistet werden.

Italien startet Kampagne gegen Grillen auf dem Teller

Die Suche nach alternativen Proteinquellen läuft weltweit auf Hochtouren. Der Klimawandel wird unseren Speiseplan verändern. Der Fleischkonsum gilt als eine der Hauptursachen für die globale Erwärmung: Die Tierhaltung verursacht mehr Treibhausgase als der weltweite Verkehr. Daher will auch Brüssel den Verzehr proteinhaltiger Insekten vorantreiben – ganz zum Ärger des Feinschmecker-Paradieses Italien.

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Das Land von Pizza und Spaghetti startet jetzt eine europäische Kampagne gegen Grillen auf dem Teller. Unter der Führung der rechtspopulistischen Premierministerin Giorgia Meloni setzt Italien auf Ernährungssouveränität, verteidigt seine mediterrane Diät und stellt sich verbissen gegen das Konzept von Insekten als Proteinquelle der Zukunft.

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Den Ton gibt Lega-Chef und Vizepremier Matteo Salvini an. "Snacks mit Grillen? Nein danke! Wenn jemand in Europa Insekten essen will, soll er es tun, für meine Kinder bevorzuge ich ursprüngliche Lebensmittel aus unserer Erde", wetterte Salvini.

Insekten essen: Politikerin warnt vor Komplott

Die Abgeordnete von Melonis Partei "Fratelli d´Italia", Maria Cristina Caretta, warnt vor einem Komplott, um Italiens gastronomische Tradition zu zerstören. "Wir werden Widerstand gegen Brüssels Ernährungsdiktatur leisten", meinte Caretta.

"Die große Mehrheit der Italiener würde niemals Insekten auf den Tisch bringen, da sie als Fremdkörper in der nationalen Esskultur gelten", kommentierte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti. Auch interessant: Italien: Schloss und Teil eines Dorfes billig zu verkaufen

Laut einer Coldiretti-Umfrage sind 54 Prozent der Italiener gegen Insekten als Lebensmittel. Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida will sich für den Schutz italienischer Agrarprodukte einsetzen und stemmt sich gegen Insekten auf dem Teller.

"Wir wollen die Qualität unserer Lebensmittel gegen die Aggression der Globalisierung verteidigen", sagte der Minister. So sprach er sich gegen "Laborfleisch" und gegen Insekten als Lebensmittel aus. Zugleich wolle er Italiens Ernährungssouveränität forcieren.

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