Cape Canaveral. Zurück zum Mond – und dann zum Mars: Die Nasa startet endlich ihr krisengeplagtes “Artemis“-Programm. An Bord: zwei deutsche Puppen.

50 Jahre nach der letzten Mondlandung hat die Nasa eine weitere Odyssee in den Weltraum gestartet. Mehrere Versuche waren in den letzten Monaten gescheitert. Doch am Mittwoch ist die von vielen Pannen begleitete Mondmission „Artemis 1“ zu einem ersten Teststart aufgebrochen.

Die Schwerlastrakete vom Typ SLS hob um 7.48 Uhr deutscher Zeit am Weltraumbahnhof Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida erstmals ab, um eine unbemannte Orion-Kapsel ins All zu bringen. Die Nasa spricht von der „stärksten Rakete“ aller Zeiten.

Die Fehlschläge der letzten Monate ändern nichts am spektakulären Ziel der Nasa: Im Verbund mit der Europäischen Weltraumorganisation Esa möchte die US-Weltraumbehörde in den nächsten Jahren einen bewohnten Außenposten auf dem Mond bauen. Kommentar zur Mond-Mission: Rückkehr zum Mond: Science-Fiction trifft harte Machtpolitik

Mond-Expedition ist mehrfach geplatzt

Die Nasa hatte den geplanten Start der Rakete im August und September zweimal wegen technischer Probleme kurzfristig absagen müssen. Insgesamt wurden drei Starts abgesagt:

  • Am 29. August trat ein Tankleck auf und ein Triebwerk konnte nicht ausreichend heruntergekühlt werden.
  • Am 3. September trat ebenfalls ein Leck in der Wasserstoffleitung auf, welche für den Transport von dem Treibstoff benötigt wird. Das Problem konnte auch mit flüssigem Wasserstoff nicht behoben werden. Die Wasserstofftanks waren nur zu 11 Prozent gefüllt. Drei Stunden vor dem möglichen Start- Zeitfenster wurde der Start schließlich abgesagt.
  • Am 27.September wurde der dritte Startversuch abgesagt. In Florida wütete der Hurrikan "Ian" und für 24 Bezirke in Florida wurde der Notstand ausgerufen.
Schaulustige verfolgen am frühen Mittwochmorgen in Florida den Start der Mond-Rakete.
Schaulustige verfolgen am frühen Mittwochmorgen in Florida den Start der Mond-Rakete. © AFP | JIM WATSON

Auch am Mittwoch sah es zunächst nicht gut aus für die krisengeplagte Mission: Bei der Vorbereitung traten mal wieder kleinere technische Probleme auf. Erst musste die Nasa die Einleitung von flüssigem Wasserstoff in eine der Raketenstufen vorübergehend unterbrechen, weil ein Leck an einem Ventil entdeckt wurde. Später gab es dann noch Probleme mit einem Radar. Auch interessant:Warum der Mond jetzt schnelles Internet erhalten soll

Dann aber hob die Rakete ab – eine knappe Dreiviertelstunde nach der Öffnung des Startfensters. Rund drei Wochen lang soll die Kapsel in einer Umlaufbahn um den Mond herum unterwegs sein, bevor sie am 11. Dezember zurück auf der Erde erwartet wird.

Menschen auf dem Mond

Lebende Menschen sind nicht an Bord – aber immerhin zwei Puppen: Zohar und Helga. Sie wurden in Deutschland entwickelt und ahmen den weiblichen Körper mit Knochen, Weichteilen und Geschlechtsorganen nach. Das Projekt soll testen, ob eine in Israel entwickelte Schutzweste besonders einen weiblichen Körper effektiv vor gefährlicher Weltraumstrahlung schützen kann.

Die Nasa will mit der Artemis-1-Mission erneute Reisen von Menschen zum Mond vorbereiten. Die Kapsel soll während ihrer mehrwöchigen Reise den Mond umrunden, aber nicht auf dem Erdtrabanten landen. Die Folgemission „Artemis 2“ soll Astronauten in eine Mond-Umlaufbahn bringen. Mit „Artemis 3“ soll dann frühestens 2025 eine erneute Mondlandung glücken.

Am Mond soll zudem eine Art Umsteigebahnhof Richtung Mars geschaffen werden, als Basis für einen bemannten Flug zum dorthin in fernerer Zukunft. Als bislang letzter Mensch war im Dezember 1972 der 2017 gestorbene US-Astronaut Eugene Cernan mit der „Apollo 17“-Mission auf dem Mond gewesen. (fmg)

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.