Berlin. Die Inzidenzen steigen, die Corona-Lage wird sich im Winter naturgemäß verschärfen. Da Omikron und seine Varianten meist zu milden Krankheitsverläufen führten und viele Menschen geimpft sind, schien das Infektionsgeschehen beherrschbar zu sein.
Jetzt kommt eine Nachricht, die beunruhigend ist und alle Planspiele über den Haufen werfen könnte: Eine Virus-Variante, die so ansteckend, so gefährlich, so tückisch ist wie bisher befürchtet, aber nicht wirklich erwartet worden war. Die Rede ist von den Varianten BQ1 und BQ11. Lesen Sie auch: Corona: Fast jeder hat Antikörper – das sind die Folge
Corona: Viele Varianten stehen in den Startlöchern
Die Kammlinie zwischen Warnung und Panikmache ist schmal, im aktuellen Fall eine echte Gratwanderung. Denn die Information aus den USA ist inoffiziell und schwer nachprüfbar. Folgt man ihrem Urheber, sollte sie noch nicht publik werden. Sie ist dem Epidemiologen Eric Feigl-Ding (39) zugespielt worden. Er machte das Datenleck bei der US-Gesundheitsbehörde CDC umgehend über Twitter publik.
Der frühere Harvard-Forscher ist ein weltweit renommierter Epidemiologe und Gesundheitsökonom und verfährt wie der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Zweifel nach dem Motto "lieber eine Warnung zu viel als eine zu wenig". Fakt ist: Feigl-Ding bezieht sich auf Daten von CDC. Wären sie ein Fake, wären sie längst dementiert worden. Fakt ist auch: Seit Langem sagen Wissenschaftler so eine Entwicklung voraus.
"Viele Varianten stehen in den Startlöchern." Das Zitat geht auf Thorsten Lehr von der Saar-Universität zurück, auf den wohl bekanntesten Corona-Modellierer in Deutschland. Erst vor Tagen warnte er im ZDF, die Variante, die kommen werde, "wird sich auf jeden Fall gegen die jetzige durchsetzen." Das werde das Infektionsgeschehen nochmal anfachen.
Mehr noch: "Wenn wir eine Variante bekommen, die auch noch eine schwere Krankheitslast hat, dann werden die Karten noch einmal neu gemischt und die Situation könnte deutlich schlimmer werden als das, was wir gesehen haben."
Corona: Die "Eine-Million-Dollar-Frage" nach dem Impfstoff
Lehr sprach da noch im Konjunktiv – Feigl-Ding nicht mehr. "Ich kann nicht beschreiben, wie wütend ich über diese Katastrophe bin", twittert er. Er ist sauer, weil die CDC die Daten nicht geteilt hat – mit Bedacht oder aus Schlampigkeit? –, und befürchtet, dass die Varianten einen hohen Immunflucht-Faktor haben. Das bedeutet, dass sie die Impfstoffe unterlaufen. Für ihn ist es die Eine-Million-Dollar-Frage, ob der gerade neu entwickelte Ba5-Booster gegen BQ1 und BQ11 hilft.
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"Sehen Sie sich diesen exponentiellen Anstieg an", twittert er. An anderer Stelle kommt der Experte zu dem Schluss, dass die derzeitigen gängigen Medikamente gegen diese beiden BQ-Varianten "im Grunde jetzt nutzlos" seien. Schnelle Übertragung gepaart mit einer höheren und tödlichen Gefahrenpotenzial: Das kommt dem Szenario nahe, vor dem Lauterbach im Frühjahr gewarnt hat – vor der einen Mutation, die eine Killervariante hervorbringt. Damals wurde er dafür gescholten. Auf Feigl-Ding hat er übrigens bislang nicht reagiert. Was vielleicht ein gutes Zeichen ist.
Oder auch nicht.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.
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