Berlin. Lange hat er dem Leben die Faust gezeigt. Jetzt besiegt ihn die Demenz: Bei Ex-Boxlegende René Weller ist eine Hirn-OP unausweichlich.

Seit längerer Zeit schon sei der Mann an ihrer Seite nicht mehr der, der er einmal war, sagt Maria Weller: Er wurde neunmal Deutscher Meister und Vize-Europameister bei den Amateuren und zweimal Europameister bei den Profis. Fünf Mal war er Deutschlands Boxer des Jahres. Von 55 Profikämpfen verlor er nur einen – doch jetzt scheint René Weller (68) von seiner Krankheit beisiegt zu werden: Der schwer an Demenz erkrankte ehemalige Champion wurde laut Medienberichten in die Heidelberger Universitätsklinik eingewiesen. Eine Hirn-Operation scheint unausweichlich.

„Rene´ konnte nichts mehr alleine. Sich nicht mehr anziehen, kaum noch laufen, zitterte am ganzen Körper und wusste nichts mehr. Selbst seine geliebte Keksdose kannte er nicht mehr. Rene‘ wusste nicht, was er macht. So hat er beispielsweise Zahnpasta gegessen. Die Klinik ist der einzig richtige Ausweg. Und ich weiß, dass er dort in den besten Händen ist“, sagte Ehefrau Maria gegenüber „Bild“. Lesen Sie auch: Studie: Omikron schützt vor Reinfektion durch BA.4 und BA.5

Seit 2014 leidet Weller unter der sogenannten „Boxerkrankheit“. Experten gehen davon aus, dass wiederholte starke Kopftreffer diese Hirnschädigung auslösen können.

René und Maria Weller 2016 bei der „Sportler des Jahres“-Gala in Baden-Baden.
René und Maria Weller 2016 bei der „Sportler des Jahres“-Gala in Baden-Baden. © Getty Images | Gisela Schober

Nie habe sie ihren Mann in ein Pflegeheim geben wollen, sagte Maria Weller immer wieder in Talkshows. Vor einem Jahr hatten beide beschlossen, die Krankheit ihres Mannes, unter der er bereits seit 2014 leidet, öffentlich zu machen. Die Fans sollten den Star auch mit der Krankheit respektieren.

Die Boxlegende braucht bei jedem Handgriff Hilfe

1,6 Millionen Menschen mit Demenz leben in Deutschland. Nicht nur sie, sondern auch ihre Familien sind stark von den Auswirkungen der Demenz und Alzheimer betroffen. Angehörige verzweifeln regelrecht, weil sie das Leben mit den Betroffenen trotz aller Liebe, trotz des Verantwortungsgefühls nicht bewältigen. Auch interessant: Jens Lehmann: Nachbarschaftsstreit mit Kettensäge

„Ich könnte mit dem Kopf gegen dem Kopf gegen die Wand schlagen. Wenn ich nichts zu essen mache, isst er nichts“, sagte Maria Weller in einem Interview. 28 Jahre lang ist sie mit dem gelernten Heizungsmonteur und Goldschmied zusammen, mit Unterbrechungen. 2013 heirateten die beiden, leben bei Pforzheim und verkauften sich als Promi-Paar im Privatfernsehen. „Big Brother“, „Frauentausch“, Sommerhaus der Stars“ – das Leben sollte leicht und lustig sein. Doch es kam anders.

Weller trommelt die ganze Nacht mit den Fäusten unter der Bettdecke

Im „Stern“ erzählte die 69-Jährige vor einem Jahr, wie es für sie ist, einen Mann zu pflegen, der einst eine Legende war und heute nicht mehr weiß, wo das Badezimmer in seiner Wohnung ist. „Ich lebe im Grunde allein. Ein stumpfes Leben.“ Sie hat ihrem Mann versprochen, immer an seiner Seite zu sein. Im Alltag sieht das Leben mit Demenz so aus: Sie muss ihm in jeder Lage helfen. Auch beim Duschen, sonst laufe ihr Mann mit Shampoo in den Haaren durch die Wohnung. Die Krankheit komme in Schüben. „Manchmal kann er die ganze Nacht nicht schlafen, schlägt mit den Fäusten unter der Bettdecke zu. Da kommen wieder die Erinnerungen an seine Karriere hoch“, sagte Maria Weller. Raus gehen kann sie nur, wenn er schläft. Lesen Sie hier: Sport bei großer Hitze: Was man unbedingt beachten sollte

Maria Weller will sich laut Medienberichten der Heidelberger Kopf-Klinik ein Zimmer nehmen. Die Einweisung in die Klinik bezeichnet sie als „unausweichlich“. Laut Experten steigt bei vielen Demenzpatienten der Hirndruck. Die Gefahr eines Schlaganfalls sei extrem erhöht, so Hirn-Chirurgen.In der Kopfklinik werde „ein MRT erstellt, danach der Hirndruck gemessen,“ berichtet Maria Weller. Auch interessant: Stefan Mross: Angehörige erschossen, Täter vor Gericht

Hirn-Operation zur Druckauslastung

Beim Altershirndruck sind die Ablaufkanäle für das Hirnwasser gestört. Vereinfacht gesagt wird bei der Hirn-Operation ein dünner Schlauch mit einem Ventil, ein sogenannter Shunt, in eine der Gehirnkammern gelegt, der die überschüssige Nervenflüssigkeit aus dem Gehirn in die Bauchhöhle ableitet. Vielfach bringe das Entlastung

„Ich weiß, dass ich René nicht mehr lange haben werde“, so Maria Weller. „Ich habe jedoch alles erdenklich Mögliche für ihn getan. Das hilft über meine seelischen Schmerzen hinweg. Menschen, die ein ebenso schweres Schicksal zu tragen haben, rate ich nur, immer positiv zu bleiben.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.