Berlin. Ryan Gosling war vier Jahre lang Privatmann. Nun spricht er über seinen neuen Actionfilm “The Gray Man“ und seine Rolle in “Barbie“.

Vier Jahre lang war Ryan Gosling in keinem Film mehr zu sehen. Seit „Aufbruch zum Mond“, wo er den ersten Mann auf dem Mond spielte. Nun aber kehrt der Hollywoodstar mit einem echten Action-Knaller zurück.

The Gray Man“ ist die bislang teuerste Netflix-Produktion, die derzeit im Kino läuft, aber auch schon auf der Streamingplattform zu sehen ist. Wir haben den 41-Jährigen dazu in Berlin gesprochen.

Ihr letzter Film ist vier Jahre her. Warum hat das so lange gedauert? Das ist ja fast schon ein Comeback.

Ryan Gosling: Nun, ich bin Vater geworden. Ich wollte Zeit mit ihnen verbringen. Und habe das ziemlich genossen. Und ich bin sehr privilegiert, dass ich mir das eine Zeit lang erlauben kann. Aber dann sagte ich: Hey, du hast Kinder, du solltest mal wieder Geld verdienen. Gerade wegen ihnen. Und dieser Film war genau richtig. Mehr aus Hollywood:Meg Ryan: Der Star aus Harry und Sally feiert 60. Geburtstag

Wieso gerade dieser?

Ich wollte immer schon einen Actionfilm machen. Ich meine, ich habe schon viele Filme gedreht, die Actionsequenzen hatten. Aber noch nie einen richtigen Actionfilm. Ich war daran auch selber schuld. Es gibt ja schon einige Actionfilme. Ich habe deshalb lange auf den richtigen gewartet. Und den hier haben die Russo-Brüder gemacht, die diese Art Kino schon seit einem Jahrzehnt machen. Und dann mochte ich einfach diesen Charakter. Ein Agent wider Willen, der seinen Job eigentlich gar nicht machen will. Sondern lieber zu Hause Netflix gucken würde. Wie jeder von uns.

Müssen Sie das jetzt sagen, weil das ein Netflix-Film ist?

Nein. Ich schaue viel Netflix. Wenn du Kinder hast, kannst du nicht mehr so oft ins Kino. Und in Zeiten des Lockdowns haben wir doch alle dieselbe Erfahrung gemacht: Dass wir mehr Zeit zu Hause verbracht haben, als uns lieb war. Ich schätze das sehr, was Netflix macht. Dass man etwas auf der Couch gucken kann, wenn man nicht raus kann. Auch interessant:Aktie stürzt ab: Wie Netflix jetzt aus der Krise kommen will

Ryan Gosling hat sich zuletzt etwas rar gemacht, nun ist er in „The Gray Man“ zu sehen.
Ryan Gosling hat sich zuletzt etwas rar gemacht, nun ist er in „The Gray Man“ zu sehen. © picture alliance | Vianney Le Caer

Und wie ist das jetzt, nach dem Lockdown erstmals wieder einen Film weltweit zu promoten und in diverse Länder zu reisen? Fühlen Sie sich dabei eigentlich sicher?

Netflix hat strenge Hygieneregeln, die nehmen das sehr ernst. Deshalb fühle ich mich ganz sicher. Aber das war ja auch ein Grund, den Film anzunehmen. Das war mitten in der Pandemie. Die Kinos mussten schließen. Dreharbeiten wurden auf Eis gelegt. Und da kam dieses Angebot von den Russos: Möchtest du einen Film drehen und dafür um die Welt reisen? Ich dachte, das ist unmöglich. Gerade bei so viel Action. Aber sie machten es möglich. Und es war großartig, rauszukommen. Und ich konnte die Kinder mitnehmen. Und ihnen Europa zeigen.

Konnten Sie denen diese Orte denn überhaupt zeigen? Hat man dafür Zeit bei solchen Dreharbeiten?

Ich bin zuallererst ein Dad. Deshalb habe ich den Film ja auch gemacht. Ich kann Ihnen da einen lustigen Moment verraten. Als wir in Prag diese lange Actionsequenz drehten und ich durch die halbzerschossene Straßenbahn schlitterte, klingelte plötzlich mein Telefon. Als ich das nächste Mal hinter eine Bank rutschte, ging ich mit der einen Hand, die frei war, dran. Eva (Eva Mendes, Goslings Frau – die Red.) war am Apparat. Wir wohnten in einem Hotel in der Nähe. Und sie fragte, wie lange das noch so weitergeht mit den Explosionen, die Mädchen hätten in einer Stunde Zoom-Unterricht. Das bringt es wohl auf den Punkt: Das ist die neue Familienrealität. Lesen Sie hier:Eva Mendes und Ryan Gosling sind zum zweiten Mal Eltern

Und was hat Ihre Töchtern am meisten beeindruckt in Europa?

In Frankreich waren wir wirklich überall. Im Louvre, im Chateau Chantilly. Als ich sie fragte, was ihnen am besten gefallen hat, meinten sie aber: die Obstschale im Hotel. Sie sind schon beeindruckt, aber von Dingen, auf die man nicht kommen würde.

Wie fühlt sich das an, wieder zurück im Geschäft zu sein. Es stehen ja gleich noch vier weitere Projekte an.

Es ist schön, wieder hier zu sein. Und schön, wieder arbeiten zu dürfen. Ich habe großen Spaß daran, diese Filme zu drehen. Und ich hoffe, das Publikum hat auch Spaß, wenn es sie sieht.

Gleich nach „The Gray Man“ haben Sie den „Barbie“-Film gedreht. Da spielen Sie Ken. Die Strähnchen haben Sie ja immer noch im Haar. Ist Ihnen sonst noch was von der Rolle geblieben?

Schön, dass sie das bemerkt haben! (lacht) Ja, tatsächlich: Ich habe gelernt, was ein Ken ist. Ich habe den Ken in mir erkannt. Und erkenne ihn jetzt auch in anderen. Es gibt viele davon. Auch bei Ihnen in Berlin. Als ich herumspaziert bin, habe ich viele von ihnen gesehen. Und immer gedacht: Oh, da ist wieder einer. Ich kenne meine Kens.

In „The Gray Man“ macht sich Chris Evans ja mit diesen Worten über Sie lustig: „Du schaust aus wie Ken.“ War das schon ein kleiner Seitenhieb?

Das stand nicht im Skript. Das haben sich die Russos spontan einfallen lassen. Die haben sich wohl von dem inspirieren lassen, was ich gern meine „Kenergie“ nenne.

Haben Sie den Film auch gemacht, um Ihren Kindern zu imponieren? Die dürften sonst ja noch nicht viele Ihrer Filme gesehen haben, wegen der Altersfreigabe. Ist „Barbie“ der Film, mit dem Sie punkten können?

Ja, das spielte tatsächlich eine Rolle, den Film anzunehmen. Aber das hat ihnen gar nicht imponiert. „Wieso machst du das?“, haben sie gefragt. „Keiner spielt mit Ken.“

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de