Berlin. Gegen Long Covid half bisher nur eines: Sich erst gar nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Nun haben israelische Forscher eine Behandlungsmethode gefunden, die für die Millionen Menschen, die an Long Covid leiden, eine deutliche Entlastung bringen könnte: Mit per Hochdruck verabreichtem reinen Sauerstoff sollen sich die Folgesymptome der Erkankung lindern lassen.
Long Covid-Behandlung zeigt Wirkung
Die Patientinnen und Patienten, die an einer Studie der Universität Tel Aviv teilnahmen, litten vor der Behandlung unter anhaltender Erschöpfung, Konzentrationsproblemen, Wortfindungsstörungen, aber teils auch unter psychiatrischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen. Die Forscher unterzogen die Betroffenen über einige Wochen einer intensiven Hochdruck-Sauerstoff-Therapie. Parallel dazu wurden mittels Magnetresonanz mögliche Veränderungen im Gehirn gemessen.
Auf den Bildern zeigte sich vor dem Beginn der Behandlung, dass das Coronavirus bei den Patienten nachhaltige Schäden im Frontallappen des Gehirns bewirkt hatte. Im Laufe der Behandlung besserte sich nicht nur das Befinden der Betroffenen, auch die sichtbaren Schäden im Gehirn entwickelten sich teilweise zurück. Die Verbesserung zeigte sich auch in kognitiven Tests, die den Versuchspersonen vorgelegt wurden.
Corona-Spätfolgen lindern: Von Schlaganfall-Behandlung inspiriert
Zuvor hatte sich die Hochdruck-Sauerstoff-Therapie bei der Behandlung nach Schlaganfällen oder Gehirntraumata als effektiv erwiesen. Die Forscher der Universität Tel Aviv vermuteten, dass sich die Methode auch gegen Long Covid einsetzen lässt. Sie unterzogen 73 Long Covid Patienten zwei Monate lang an fünf Tagen pro Woche der Therapie mit reinem Sauerstoff, der über Maske verabreicht wurde. Der Kontrollgruppe wurde Luft verabreicht. Alle Versuchspersonen hatten zum Beginn der Tests bereits seit mindestens drei Monaten an Long Covid-Symptomen gelitten.
Am Ende der Behandlung zeigte jene Gruppe, die mit der Hochdrucktherapie behandelt wurde, eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden. In der Kontrollgruppe hingegen blieben die Symptome weitgehend unverändert, auch die Magnetresonanz zeigte keine Veränderung. Die größten Fortschritte brachte die Therapie für das Konzentrationsvermögen der Betroffenen, aber auch bei ihrer Fähigkeit, Aufgaben zu planen und durchzuführen. Neue Informationen konnten schneller verarbeitet werden. Zudem brachte die Therapie eine Linderung der psychiatrischen Beschwerden und verbesserte die Schlafqualität.
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Durchbruch gegen Corona-Folgen: Viren bedrohen Hirnstrukturen und Psyche
Die Therapie helfe dem Gehirn, seine Zellstruktur zu regenerieren, erklärt Shani Itskovich-Zilberman vom Forscherteam. Studienleiter Shai Efrati betrachtet die Forschungsergebnisse als Durchbruch: "Für Millionen von Menschen, die an langfristigen Covid-Symptomen leiden, verspricht die Studie neue Hoffnung für eine Erholung von der Krankheit."
Und nicht nur das: Die Forschungsergebnisse könnten auch Aufschlüsse über weitere Krankheitsbilder bieten, sagt Efrati. Durch die Studie sei klar geworden, dass Viruserkrankungen chronische neurologische und psychiatrische Störungen auslösen könnten. Weitere Forschungen auf diesem Gebiet könnten für bisher nicht behandelbare Beschwerden neue Therapieansätze bringen.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.
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