Berlin. Jack Sweeney twittert, wann und wo Privatjets von Prominenten starten und landen. Auch Elon Musk schüchtert den Studenten nicht ein.

Am späten Donnerstabend konnte die Welt live mitverfolgen, wohin es Steven Spielberg in seinem Privatjet verschlug. Die Gulfstream G650 des Regisseurs („Schindlers Liste“, „Catch Me If You Can“) hob im irischen Charlestown ab, 18 Minuten später landete die Maschine nahe der Ortschaft Shannon. Auf der ultrakurzen Kurzstrecke verbrannte der Jet 466 Kilo Kerosin und schleuderte zwei Tonnen CO2 in die Umwelt.

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Nachvollziehen lassen sich die detaillierten Flugangaben auf dem Twitter-Account @celebjet. Jack Sweeney, ein 19-jähriger Informatikstudent aus Florida, betreibt das Konto, das automatisiert Privatflugzeuge trackt. Dafür programmiert Sweeney sogenannte Bots: Computerprogramme, die in Echtzeit Satellitendaten nutzen, um auf kleinen Kartenausschnitten die aktuelle Position der Flugzeuge anzuzeigen.

Auch die Flüge des Privatjets von Elon Musk werden veröffentlicht

Viele dieser Daten sind öffentlich, doch Sweeney macht sie für Hunderttausende Twitter-Nutzer leicht sichtbar. In den vergangenen Tagen sahen sie zum Beispiel, wie der Jet des Golfers Tiger Woods von Barcelona nach Mallorca flog; oder wie die Gulfstream-Maschine von Oprah Winfrey aus Nashville kommend New Orleans ansteuerte. Fast im Stundentakt twittert Sweeneys Bot eine neue Route.

Immer angezeigt wird, wo ein Flugzeug startet und wo es landet. Häufig veröffentlicht das Softwareprogramm auch Informationen zu Kerosinverbrauch, Kosten und CO2-Emissionen des jeweiligen Flugs.

Schlagzeilen machte Sweeney allerdings mit einem anderen Account: @elonjet. Das Konto hat mehr als 475.000 Follower und meldet alle Flugbewegungen von Elon Musks Privatflugzeug. Und der Teenager ist dem Tesla-Chef ein Dorn im Auge. „Kannst du das abschalten?“, soll er in einer Direktnachricht an den Bot-Programmierer geschrieben haben, das berichtete der Nachrichtensender CNN Ende Januar. Der Milliardär zeigt sich von so viel Transparenz wenig angetan und ist offenbar um seine Sicherheit besorgt: „Ich mag die Vorstellung nicht, von einem Verrückten erschossen zu werden.“

Sweeney erhielt ein Angebot, den Musk-Account zu löschen – und lehnte ab

Musk machte dem jungen Luftfahrt-Fan ein Angebot über 5000 Dollar, damit er den Account löscht. Sweeney lehnte ab. „5000 Dollar sind nicht genug für das, was ich daran habe“, sagte Sweeney und forderte 50.000 Dollar. Er könne das Geld fürs College und den Kauf eines „Model 3“ von Tesla gebrauchen, so der Student. Lesen Sie auch: Twitter reicht Klage gegen Tesla-Chef Elon Musk ein

Der reichste Mann der Welt ging auf die Forderung nicht ein. Inzwischen soll Musk einen Dienst nutzen, der die Identifizierung seines Jets erschweren soll. Offenbar ohne Erfolg: Der jüngste Tweet des „Elonjet“-Bots stammt vom frühen Freitagmorgen. Demnach flog Musks Privatflugzeuge innerhalb von Texas von Brownsville nach Austin. Auf dem 43-Minuten-Flug verbrauchte die Maschine 1.120 Kilo Treibstoff und stoß vier Tonnen CO2 aus.

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Und Jack Sweeney denkt nicht daran, nur Flugzeugen nachzuspüren. Zwischenzeitlich nahm er auch Yachten schwerreicher Oligarchen ins Visier. Über sein Twitter-Konto @RussiaYachts konnte die Welt dabei zusehen, wohin die Luxus-Boote der russischen Milliarde schipperten. Ob Sweeney mit seinen Bots die Oligarchen auf hoher See weiter jagt, ist unklar. Der letzte Tweet auf „Russia Yachts“ wurde im März veröffentlicht.

Sweeneys Account sagt aber auch einiges über das Verständnis von Prominenten für Klimaschutz aus. Denn wegen ihr geringen Transportkapazität belasten Privatjets das Klima überdurchschnittlich stark. Wie der britische Dienstleister für Datenaufbereitung „Real World Visuals“ ermittelt hat, liegt der CO2-Verbrauch einer Person in der Economy-Class auf einem Flug von London nach New York in einem üblichen Jumbojet bei 313 Kilogramm. Fliegt eine Person dieselbe Strecke mit dem Privatjet, emittiert sie 25.056 Kilogramm CO2.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.