Berlin. Hitzesommer 2022: Hohe Temperaturen können Medikamente beschädigen, ihre Wirkung beeinträchtigen. Eine Gefahrenzone wird übersehen.

Manche Medikamente gehören in den Kühlschrank, gerade in Hundstagen. Was droht, wenn die Temperaturen – für die nächsten Tage erwartet – auf über 35 Grad steigen? Worauf sollte man achten?

Arzneimittel und Hitze: keine harmlose Kombination. "Hitze kann Arzneimittel beschädigen, ohne dass das äußerlich erkennbar ist", warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Ein eingängiges Beispiel nennt Peter Lamberti, Pressesprecher der Apotheker in Mülheim (zuerst berichtete die WAZ darüber): Zäpfchen verflüssigen sich bei über 37 Grad. "Selbst wenn sie danach wieder erkalten, wirken sie unter Umständen nicht mehr richtig." Generell wird empfohlen: Einmal geschmolzene Medikamente nicht weiter verwenden.

Hitzesommer: Arzneimittel müssen gekühlt werden

Gewöhnlich sollte man Arzneimittel zwischen 15 und 25 Grad lagern. Auch im Hochsommer sollte man sie eigentlich in einem ungekühlten Schrank verstauen können. Am robustesten reagieren Tabletten oder Kapseln. Indes gibt es Ausnahmen und Sonderfälle. Und: Im Zuge des Klimawandels werden die Extremsommer zunehmen.

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Vorsichtig sollte jeder sein, der Medikamente im Auto transportiert; sei es nach dem Einkaufen, sei es auf einer Reise. Im Wageninneren können sich sehr hohe Temperaturen entwickeln, relativ schnell bis zu 70 Grad Celsius. Das wird schnell übersehen oder unterschätzt.

Hitzesommer: 19,5 Millionen kühlpflichtige Medikamente

Der baden-württembergische Apothekerverband empfiehlt, Arzneimittel, besser unter dem Beifahrersitz oder unter dem Gepäck im Kofferraum aufzubewahren – nicht jedoch im Handschuhfach, am Armaturenbrett oder in der Hutablage. Das sind die heißesten Stellen in einem Wagen. Auf keinen Fall sollte man Medikamente im Pkw lassen, wenn es länger in der Sonne geparkt ist.

Wie bei Zäpfchen drohen bei Hitze auch Probleme bei Cremes und Salben. Bei hohen Temperaturen trennen sich die fetten von den wässrigen Bestandteilen. Dann verändert sich die Konsistenz des Mittels.

Hitzesommer: Insuline sind besonders empfindlich

Besonders achten sollte man auf die Druckgasbehälter, beispielsweise von Asthmasprays. Sie können sich sehr stark aufheizen, sodass hinterher nicht mehr gewährleistet ist, ob noch die richtige Menge Wirkstoff abgegeben wird, wenn man das Medikament einnimmt.

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Nicht nur die Lagerung verändert die Wirkung von Medikamenten. Auch der Körper reagiert in der Hitze auf sie anders, so etwa bei Blutdruckmedikamenten. Bei hohen Temperaturen sinkt oft der Blutdruck. Wer blutdrucksenkende Mittel einnimmt, verstärkt den Effekt. Bei großer Hitze ist womöglich eine niedrigere Dosierung angebracht. Das muss man aber zwingend vorab mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Hitzesommer: Medikamente auf Reisen mit Kühltasche

Unabhängig von der Sommerzeit gibt es ohnedies kühlpflichtige Arzneimittel, zum Beispiel Insuline. Sie gehören in den Kühlschrank. Im Jahr 2021 gaben die Apotheken in Deutschland 19,5 Millionen kühlpflichtige Arzneimittel ab. Solche Medikamente brauchen während des Transports von der Apotheke zum Patienten eine kontinuierliche Kühlung und eignen sich nicht für den Postversand.

Klarheit bringt immer Blick auf die Verpackung des Arzneimittels oder in den Beipackzettel. Für Diabetiker ist wichtig, dass Insuline auf Reisen in eine Kühltasche oder eine isolierende Styroporbox gehören. (fmg/san)

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