Washington. Aiden McCarthy verlor bei dem Blutbad am Unabhängigkeitstag Mutter und Vater. Für den Jungen wurden zwei Millionen Dollar gespendet.

Auf die Großeltern von Aiden McCarthy wartet die schwerste Aufgabe ihres Lebens. Sie müssen dem Zweijährigen beibringen, das Mama und Papa nie mehr zurückkommen werden. Irina (35) und Kevin McCarthy (37) gehören zu den sieben Toten, die Robert Crimo in Highland Park bei Chicago auf der alljährlichen Parade zum amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli zurückgelassen hat.

Als der 21-Jährige, der nun offiziell des siebenfachen Mordes beschuldigt ist, von einem Hausdach mit einem Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15 wahllos auf Zuschauerinnen und Zuschauer anlegte, warf sich Kevin McCarthy laut Augenzeugen wie ein Schutzschild auf seinen kleinen Sohn und fand dabei den Tod. Im anschließenden Chaos wurde Adrienne Rosenblatt, eine Nachbarin der McCarthys, auf das Kind aufmerksam und informierte die Großeltern. Sie nahmen den verängstigten Jungen bei der Polizei in ihre Obhut.

Nach Angriff: Zwei Millionen Dollar Spenden für Aiden McCarthy

Aidens Schicksal als Voll-Waise verdrängte den Tod von Katherine Goldstein (64), Jacquelyn Sundheim (63), Stephen Straus (88) und Nicolas Toledo-Zaragoza (78) aus den Schlagzeilen, allesamt Besucher des „4th of July”-Umzugs, die ebenfalls im Kugelhagels starben. Die Identität des siebten Opfers war bis gestern noch nicht öffentlich.

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Anwohner schalteten umgehend auf der Spenden-Internetseite „Gofundme” einen Aufruf, um dem Jungen „in der unvorstellbaren Situation, ohne seine Eltern aufzuwachsen”, etwas Stabilität zu geben. Bis Mittwochmorgen leisteten über 36.000 Menschen Hilfe. Es kamen rund zwei Millionen Dollar zusammen.

Eine US-amerikanische Flagge weht am Tag nach dem Massaker in Highland Park auf halbmast.
Eine US-amerikanische Flagge weht am Tag nach dem Massaker in Highland Park auf halbmast. © Ashlee Rezin/Chicago Sun-Times/AP/dpa

Todesschütze von Chicago besaß fünf Waffen

Für den Täter Robert Crimo will die Staatsanwaltschaft durchgehende Untersuchungshaft beantragen. Bisher hat sich der Sohn des ehemaligen Bürgermeister-Kandidaten in Highland Park nicht zur Tat geäußert.

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Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen davon aus, dass der schmächtige Rap-Sänger das Massaker über Wochen minutiös bist in die Fluchtwege geplant hatte. Crimo war demnach im Besitz von insgesamt fünf Waffen, darunter zwei Gewehre. Alles legal. Auch weil sein Vater 2019, als der Schütze erst 19 Jahre alt war, für seinen Sprössling die Anmeldung für eine Waffen-Lizenz (Firearm Owners Identification) unterstützte, wie sie im Bundesstaat Illinois verlangt wird.

Crimo drohte bereits 2019 mit Gewalttat

Dass die sogenannte FOID-Karte ausgestellte wurde, sorgt laut US-Medien unter Experten für Augenrollen. Drei Monate zuvor stattete die Polizei dem jungen Crimo einen Besuch ab, weil er damit gedroht hatte, zuhause „jeden zu ermorden”. Damals fand man über ein Dutzend Messer, einen Dolch und ein Schwert bei ihm.

Ob der junge Mann danach zu einer psychologischen Untersuchung gedrängt wurde, ist bisher unbekannt. Im Lichte frisch verschärfter Waffengesetze im US-Kongress, die vor allem bei 18- bis 21-Jährigen vor Waffenkäufen intensivere Hintergrund-Checks vorschreiben, sagen Analysten, dass Crimos Amoklauf möglicherweise zu verhindern gewesen wäre, „wenn man früher genauer hingeschaut hätte”.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.