Berlin. Bei einem Fall mutmaßlicher rassistischer Polizeigewalt starb der 25-jährige Jayland Walker. Ihn sollen 60 Kugeln getroffen haben.

Wenn Polizei-Wachen in Amerika verbarrikadiert werden, droht Ungemach von der Straße. In Akron/Ohio stellten sich Bürgermeister Dan Horrigan and Polizei-Chef Steve Mylett am Sonntag auf eine Empörungswelle mit Potential für Unruhen ein. Zur Mittagszeit mussten die beiden Funktionäre der Öffentlichkeit qua Gesetz reinen Wein einschenken über einen Polizeieinsatz, der die USA seit Tagen in Wallung bringt.

Vor einer Woche wurde der 25-jährige Afro-Amerikaner Jayland Walker im Zuge einer Verkehrskontrolle erschossen. Anwälte des Opfers und Bürgerrechts-Organisationen berichteten, acht Cops hätten in dem binnen fünf Minuten eskalierten Zwischenfall 90 Mal auf Walker gefeuert. Polizeichef Mylett bestätigte am Sonntag, dass Walkers Leiche 60 Schusswunden aufweise. Rodderick Pounds, ein Pastor, sagte, Walker sei „vom Gesicht bis zu den Knien durchsiebt worden”. Der Polizei lastete er ein „barbarisches Massaker” an.

Neuer Vorfall: Video zeigt Tötung von Schwarzem durch US-Polizisten

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    Jayland Walker: Polizei rechtfertigt Schusswaffen-Einsatz

    Dem tödlichen Zwischenfall, der wieder die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Polizeigewalt gerade gegen Schwarze aufwirft, war eine Routine-Überprüfung vorausgegangen. Walker habe sich der Kontrolle (warum es ging, konnte Mylett nicht sagen...) entzogen, sich im Auto eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert und sei anschließend mit einer Ski-Maske bekleidet zu Fuß geflüchtet. Der Versuch, ihn mit einem Taser außer Gefecht zu setzen, scheiterte.

    Den Schusswaffen-Einsatz erklärte Mylett damit, dass Walker während der Verfolgung seinerseits geschossen habe. In seinem Auto wurde eine Waffe und ein geladenes Magazin gefunden. Mylett erklärte weiter, dass Walker bei der Flucht nicht bewaffnet war. Zwei von der Polizei massiv bearbeitete Videos, die auf Kameras in den Autos und an der Uniformen der beteiligten Cops zurückgehen, geben keinen Aufschluss über den Hergang.

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    Demonstrationen: Walkers Familie will keine Gewalt

    Noch erklären sie nicht, warum acht Cops nachts wie wild auf einen flüchtenden Mann schießen. Die Szene vom Kugelhagel am Ende ist markerweichend. Walkers Familie rief die Demonstranten, die sich in Akron aufhalten, zum Gewaltverzicht auf. Die beteiligten Beamten wurden vorübergehend suspendiert. Sie wurden noch nicht offiziell vernommen. Die Untersuchung, die das regionale FBI im Ohio leitet, kann Wochen dauern.

    Polizeigewalt: Schwarze Menschen sterben in USA doppelt so oft

    In den USA sorgen immer wieder Fälle von mutmaßlich rassistischer Polizeigewalt gegen Afroamerikaner für Proteste. Regelmäßig sterben dort schwarze Männer und Frauen bei Polizeieinsätzen. Wie die "Washington Post" aus Daten ab 2015 ermittelte, sterben schwarze US-Amerikaner und -Amerikanerinnen im Verhältnis zu ihrem prozentualen Anteil in der Bevölkerung doppelt so oft bei Polizeieinsätzen wie weiße.

    Weltweites Aufsehen erregte der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis im Jahr 2020. Danach weitete sich die Diskussion über institutionsbezogenen Rassismus und Polizeigewalt in größeren Teilen der Gesellschaft auch auf Europa aus. Die Organisation "Death in Custody" gibt an, dass seit 1990 in Deutschland 209 schwarze Personen bei Polizeieinsätzen gestorben sind. (mit afp)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de