Berlin. Viele Familien haben finanzielle Probleme durch Corona. Die Bundesregierung unterstützt Betroffene. Ein Überblick über die Leistungen.

Seit über zwei Jahren erschwert die Corona-Pandemie den Alltag von Familien. Einrichtungen werden geschlossen, wieder geöffnet, es gibt Wechsel-Modelle für Schulklassen, wechselnde Test-Strategien in Kitas. Über alles müssen Eltern ständig auf dem aktuellen Stand sein, um keine Regeln zu verletzen. Die Bundesregierung hat in unterschiedlicher Besetzung Corona-Hilfen für Familien auf den Weg gebracht, die zumindest finanziell Entlastung bieten sollen. Wer wann was davon in Anspruch nehmen kann, zeigt ein Überblick.

Bereits 2020 wurde der Kinderbonus in Höhe von 300 Euro an Familien ausgezahlt und sollte helfen, die Wirtschaft zu beleben und Arbeitsplätze zu sichern. 2021 bekamen ihn ebenfalls alle Kinder, die im Mai Anspruch auf Kindergeld hatten, dieses Mal in Höhe von 150 Euro.

Corona-Aufholpaket nicht nur für Lernrückstände

Mit dem Aufholpaket für Schülerinnen und Schüler will die Bundesregierung dabei unterstützen, Lernrückstände aufzuholen. Die Hälfte der darin investierten zwei Milliarden Euro soll für Angebote frühkindlicher Bildung, Freizeitaktivitäten und Unterstützung im Alltag genutzt werden. Eine Milliarde Euro sollen zusätzlichen Förderangeboten dienen. Das Aktionsprogramm wurde für 2021 und 2022 beschlossen.

Teil des Pakets war ein Kinderfreizeitzuschlag, der einmalig in Höhe von 100 Euro je Kind ausgezahlt wurde, um Hartz-IV-Familien zu entlasten. Familien, die im August vergangenen Jahres bestimmte Leistungen empfangen haben, wie beispielsweise Wohngeld, bekamen diesen Zuschlag automatisch ohne Antrag ausgezahlt.

Familien-Urlaub in Deutschland wird bezuschusst

Die Corona-Auszeit soll es Familien mit geringem Einkommen oder einem Angehörigen mit Behinderung ermöglichen, einen Urlaub in Deutschland zu verbringen. Auch dieses Angebot gehört zum Aufholpaket. Der Bund übernimmt für bis zu sieben Übernachtungen neunzig Prozent der Kosten. Den Rest sowie die Reisekosten müssen die Familien selbst zahlen. 111 Familienerholungseinrichtungen beteiligen sich an dem Programm und können als Reiseziel ausgewählt werden.

Familien mit geringem Einkommen können außerdem finanzielle Unterstützung für digitale Endgeräte für den Unterricht zu Hause bekommen. Bis zu 350 Euro gibt es pro Kind für Laptop, Tablet, Drucker oder Zubehör, nachdem das Jobcenter die finanzielle Situation der Eltern geprüft hat.

In einigen Bundesländern ist es möglich, Kita-Beitrage für die Dauer der Schließzeiten zurückzubekommen. Dafür sind die jeweiligen Länder und Kommunen zuständig. Umgesetzt hatte eine solche Regelung beispielsweise Brandenburg schon im Frühjahr 2020. Anders dagegen zum Beispiel Hamburg, wo eine Erstattung der Kita-Beiträge aufgrund von Schließzeiten im Lockdown oder Quarantäne nicht möglich ist.

Leistungen werden verlängert oder leichter zugänglich

Der Zugang zum Kinderzuschlag für Familien mit geringem Einkommen wurde pandemiebedingt vereinfacht. Dieser ist abhängig unter anderem auch von Wohnkosten und Größe der Familie. Bis zu 209 Euro können Familien monatlich pro Kind erhalten, also auch über die Pandemie hinaus. Bis zum 31. März 2022 müssen Eltern bei der Beantragung des Zuschlags keine Angaben über ihr Vermögen machen.

Angepasste Regelungen gab es auch beim Kinderkrankengeld. Vor der Pandemie konnten krankenversicherte Eltern pro Jahr und Kind für 10 Tage Kinderkrankengeld in Anspruch nehmen. Für 2021 und 2022 wurde dieser Anspruch auf 30 Tage erhöht. Bis 19. März 2022 galt das auch, wenn nicht das eigene Kind krank war, sondern wegen Quarantäne oder geschlossener Einrichtung zu Hause betreut werden musste. Diese Erweiterung fällt ab dem 20. März weg.

Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen oder aufgrund der Corona-Krise auf Grundsicherung angewiesen sind, wird der Zugang vereinfacht. Dadurch sollen mehr Menschen als bisher diese Unterstützung bekommen können. Die Regelung dazu gilt für alle, deren Bewilligungszeitraum noch vor dem 31. März 2022 beginnt.

Dennoch klagen Jugendliche, Familien und besonders Mütter über steigende Belastung durch die Pandemie und deren Folgen. Viele von ihnen fühlen sich von der Politik vernachlässigt oder nicht gesehen. So ist die Lebenszufriedenheit von Frauen laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung seit Frühjahr 2020 gesunken, die Care-Arbeit für Mütter seit Pandemie-Beginn um acht Stunden pro Woche gestiegen, bei Vätern dagegen nur um drei Stunden.