Berlin. Gesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Präsident Lothar Wieler haben sich zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie geäußert.

Das Virus bringt schon wieder den Zeitplan durcheinander: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet damit, dass der Höhepunkt der aktuellen Omikron-Welle nicht schon Mitte Februar, wie bislang angenommen, sondern erst Ende des Monats erreicht sein könnte. Die Rekord-Inzidenzen würden demnach erst später, „vielleicht Anfang März“ zurückgehen. Grund dafür sei der Subtyp BA.2 der Omikron-Variante. Er gilt als infektiöser als der Subtyp BA.1, der bislang in Deutschland vorherrschend ist.

In seinem aktuellen Wochenbericht bewertet das Robert Koch-Institut (RKI) den Omikron-Subtyp BA.2 als besonders durchsetzungsstark: „International wird beobachtet, dass sich BA.2 stärker ausbreitet als BA.1, so zum Beispiel in Dänemark oder dem Vereinigten Königreich.“ Ob BA.2 sich auch bei der Krankheitsschwere oder der Wirksamkeit von Impfstoffen von BA.1 unterscheidet, ist dagegen noch nicht erforscht. In Deutschland lag der Anteil von BA.2 in der zweiten Januarwoche laut RKI erst bei 2,3 Prozent, sei aber gegenüber der Vorwoche leicht gestiegen. Lauterbach geht davon aus, dass sich BA.2 auch hierzulande durchsetzen wird.

Lauterbach: Nicht auf Omikron-Impfstoff warten

Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen warnte Lauterbach am Freitag eindringlich davor, mit der Booster-Impfung zu warten, bis ein angepasster Omikron-Impfstoff zur Verfügung stehe: Viele hätten die Sorge, dass die jetzigen Impfstoffe nicht gut helfen würden. Das sei aber falsch, so Lauterbach. „Die alten Impfstoffe schützen drastisch vor Tod. Das Risiko zu sterben, senkt ein Booster um 99 Prozent.“ Intensivmediziner sehen den Effekt in den Kliniken: Nur ein Prozent der Corona-Patienten in den Krankenhäusern sei geboostert, sagt Christian Karagiannidis, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung.

Die Impfstoff-Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna hatten in den vergangenen Tagen erklärt, angepasste Omikron-Impfstoffe würden aktuell bereits in klinischen Studien erprobt. Lauterbach geht allerdings davon aus, dass sie in der derzeitigen Welle nicht mehr zum Einsatz kommen: Sie seien erst „im Mai in großer Menge zu erwarten“.

Omikron Infektion bietet nur für kurze Zeit Schutz

Mit Blick auf die aktuelle Welle warnte Lauterbach zudem vor der Illusion, mit einer Omikron-Infektion eine dauerhafte Immunisierung zu erreichen. Eine Infektion mit Omikron biete nur für kurze Zeit einen Schutz vor Infektion mit anderen Varianten, mit denen Experten spätestens im Winterhalbjahr rechnen. Gegenüber einer Infektion mit Delta etwa schütze eine überstandene Infektion mit Omikron nur zu 50 Prozent – und das auch nur eine kurze Zeit lang. „Von diesem Schutz wird im Herbst nichts übrigbleiben.“ Gegen die verschiedenen Virusvarianten helfe nur eine Impfung.

Angesichts knapper PCR-Testressourcen wollen sich Bund und Länder bis zur kommenden Woche auf eine neue Testverordnung einigen: Laborgestützte PCR-Tests sollen dann bevorzugt für das Pflegepersonal in Kliniken und Einrichtungen genutzt werden, sowie für Menschen, die eine Corona-Erkrankung nur überstehen würden, wenn eine Diagnose sehr schnell gestellt und eine Therapie sehr frühzeitig begonnen werden könne. „Priorisierung bedeutet nicht, dass andere keinen Anspruch haben“, so Lauterbach, doch die beiden Gruppen müssten jetzt bevorzugt behandelt werden. Für alle anderen will Lauterbach verstärkt auf Antigen-Schnelltests setzen: „Wenn man Antigentests klug einsetzt, kann man die Omikronwelle gut beherrschen. Beim Freitesten etwa sei der Antigen-Test sehr sicher.

Auf die Kritik an den Testkapazitäten in Deutschland verteidigte sich Lauterbach: Anders als etwa die Stadt Wien habe sich Deutschland in den vergangenen Monaten nicht für den flächendeckenden Einsatz von PCR-Pool-Tests entschieden. Er habe das bereits im ersten Pandemiejahr vorgeschlagen. Man habe sich damals aber für den Einsatz der (deutlich günstigeren) Antigen-Schnelltests entschieden. Jetzt aber, mitten in der Welle, sei es nicht mehr möglich, das System umzustellen.