Berlin. Ab Montag können auch Fünf- bis Elfjährige das Biontech-Vakzin verabreicht bekommen. Können nun Schulschließungen vermieden werden?

Einige Familien warten seit Wochen auf diesen Tag, andere hadern noch immer, ob sie das Angebot wahrnehmen sollen: Am Montag ist in den meisten Bundesländern der erste Tag, an dem auch Kinder unter 12 Jahren gegen Corona geimpft werden können, im Laufe der Woche soll das im ganzen Bundesgebiet der Falls ein. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wer wird geimpft?

Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Die europäische Zulassung des Biontech-Impfstoffs für diese Gruppe liegt schon seit Ende November vor, die Bewertung der Ständigen Impfkommission war mit Spannung erwartet worden. Vergangene Woche äußerte sich die Stiko schließlich und empfahl die Immunisierung für Kinder mit Vorerkrankungen und diejenigen, die Menschen aus Risikogruppen in ihrem engen Umfeld haben.

Auf individuellen Wunsch, so die Stiko, können allerdings auch alle anderen Kinder geimpft werden.

Für Kinder und Jugendlich ab 12 wird die Immunisierung bereits seit August empfohlen, 48 Prozent von ihnen sind laut Daten des Bundesgesundheitsministeriums bereits zweimal geimpft. Für Kinder unter fünf Jahren gibt es weiterhin keinen in der EU zugelassenen Impfstoff.

Ärmel hoch, auch bei den Kleinen: So wie hier in Österreich starten auch in Deutschland Impfungen für 5- bis 11-Jährige.
Ärmel hoch, auch bei den Kleinen: So wie hier in Österreich starten auch in Deutschland Impfungen für 5- bis 11-Jährige. © action press | Georges Schneider

Wo können Kinder jetzt geimpft werden?

In den meisten Bundesländern sollen Kinder vor allem in Arztpraxen geimpft werden. Einige setzen allerdings auch auf spezielle Impfangebote für Kinder: So sollen zum Beispiel in Bremen und Hamburg spezielle Impfzentren für Kinder eröffnen, Berlin will Impfteams in Schulen schicken. Und in Hannover sollen die Kleinen auch im Zoo geimpft werden, die Termine dafür sind nach einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen“ bis Weihnachten schon ausgebucht.

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) warb für niedrigschwellige Angebote für Kinder-Impfungen: Überall im Land seien kindgerechte Impfangebote erforderlich, sagte sie unserer Redaktion, „in Kinderarztpraxen, Impfzentren und mit mobilen Impfteams“.

Den Start der Kinder-Impfungen an diesem Montag nannte Spiegel ein gutes Signal. „Für viele 5- bis 11-jährige Kinder und ihre Familien ist das eine große Erleichterung“, sagte die Ministerin.

Wie sind Kinder vom aktuellen Infektionsgeschehen betroffen?

In der derzeit rollenden vierten Corona-Welle sind die Ansteckungszahlen unter den bislang ungeimpften Kindern besonders hoch: In der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen verzeichnete das Robert-Koch-Institut in der vergangenen Woche ein Sieben-Tage-Inzidenz von 951. Höher war der Wert nur noch unter den 10- bis 14-Jährigen, wo er bei 1020 lag.

Dieses Infektionsgeschehen schlägt auch durch auf den Alltag der Kinder: Die Kultusministerkonferenz verzeichnete zuletzt 86 Schulen, die aktuell corona-bedingt keinen Präsenzunterricht anbieten, und 1526 weitere mit eingeschränktem Präsenzbetrieb. Rund 100.000 Schülerinnen und Schüler sind nach den Zahlen der KMK derzeit mit Corona infiziert, das entspricht einem Prozent der Schülerschaft in Deutschland.

Diese Zahlen werden nach Einschätzung von Expertinnen und Experten noch deutlich steigen, wenn die noch ansteckendere Omikron-Variante des Virus’ in Deutschland dominant wird.

Selbst wenn Omikron mildere Verläufe erzeuge als Delta, könne laut Florian Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), allein die hohe Anzahl an Infizierten dazu führen, dass in absoluten Zahlen mehr Kinder ins Krankenhaus müssten als jetzt.

Lassen sich mit der Impfung Schulschließungen vermeiden?

Die Schulschließungen in den vergangenen Corona-Wellen haben Schäden hinterlassen, vor allem bei jenen Kindern und Jugendlichen, die ohnehin schwierige Bedingungen haben als ihre Altergenossen. Darüber besteht Einigkeit unter Bildungsforschern, Vertreterinnen und Vertretern der Lehrerschaft und der Politik.

Die Kultusministerkonferenz hat deshalb in der vergangenen Woche betont, dass es in diesem Winter eine Priorität der Corona-Politik sein muss, weiterhin Präsenzunterricht zu ermöglichen: „Das Offenhalten der Schulen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, hieß es in einem Statement.

Impfungen auch für Kinder können dazu beitragen, sagt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger unserer Redaktion. „Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, um erneute flächendeckende Schulschließungen zu verhindern“, sagte die FDP-Politikerin. Eine Impfung biete einen guten Schutz, auch und gerade für Kinder mit Vorerkrankungen, und sei zudem ein wichtiger Beitrag, um den Präsenzunterricht zu sichern. Jede Impfung helfe, die Verbreitung des Virus einzudämmen.