Berlin. Der türkische Journalist Erk Acarer wurde in der Türkei immer wieder bedroht und floh nach Berlin. Nun wurde er auch dort angegriffen.

Der türkische Journalist Erk Acarer ist in seinem Wohnhaus in Rudow von Unbekannten angegriffen worden. Wie der im Exil lebende Journalist auf Twitter mitteilte, hätten ihn die Täter mit Faustschlägen und Messern attackiert. Die Berliner Polizei bestätigte die Attacke auf den 48-Jährigen, die sich demnach am Mittwochabend gegen 21.50 Uhr im Innenhof des Hauses an der Straße Alt-Rudow zugetragen hat.

Zwei Männer sollen Acarer geschlagen und getreten haben, während ein dritter „Schmiere gestanden“ habe, so die Polizei weiter. Nachdem sich ein Zeuge bemerkbar gemacht habe, seien die Täter geflüchtet. Der Journalist wurde am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Erk Acarer war 2017 mit seiner Familie nach Berlin gekommen. In der Türkei war er laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ für seine kritische Berichterstattung zu islamistischem Terror, islamistischem Fundamentalismus und dem Krieg in Syrien immer wieder bedroht worden.

Präsident Erdoğan könnte hinter der Tat stecken

Da Acarer seine berufliche Tätigkeit als Grund für die Attacke vermutet, ermittelt der für politische Delikte zuständige polzeiliche Staatsschutz. „Ich kenne die Täter. Ich werde mich dem Faschismus nie ergeben“, schrieb der Journalist in einem weiteren Tweet.

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Der ebenfalls im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, wertete den Angriff als „direkte Botschaft“ des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan, der damit deutlich machen wolle, dass die Türkei „einen regimekritischen Journalisten sogar in Berlin angreifen“ könne.

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Auch Sevim Dağdelen, Bundestagsabgeordneten der Linken, vermutet den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hinter dem Anschlag steckt und fragt auf Twitter, wie lang die Bundesregierung dem „lebensgefährlichen Treiben des Erdogan-Netzwerks noch zuschauen“ will. Ähnlich sieht es auch der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir. „Es ist ungeheuerlich, dass Exilanten aus der Türkei hierzulande Angst haben müssen um ihre Sicherheit.“

Politiker und Verbände zeigen sich solidarisch mit Acarer

Über den „feigen Angriff“ sei man „entsetzt und fassungslos“, twitterte der Staatsminister im Auswärtigen Amt Michael Roth (SPD). „Diese brutale Attacke auf die Pressefreiheit muss aufgeklärt werden.“ Fragen dieser Zeitung auf die Auswirkung des Vorfalls auf die deutsch-türkischen Beziehungen beantwortet das Amt nur vage. Man setze sich weltweit für Presse- und Meinungsfreiheit ein und verurteile solche Übergriffe, sagte ein Sprecher. „Für alle Menschen, die in Deutschland leben, muss gesichert sein, dass sie nicht – wie auch immer motivierter – Gewalt ausgesetzt sind.“

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„Auch Berufsverbände verurteilten die Attacke auf Acarer. „Wir sind entsetzt über diesen Angriff auf einen Journalisten, der in der Türkei nicht mehr leben und arbeiten konnte, weil es um die Pressefreiheit dort schlecht bestellt ist“, sagte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) Monique Hofmann.

Am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg versammelten sich ab 19 Uhr rund 200 Menschen versammelt, um ihre Solidarität mit dem angegriffenen Journalisten zu bekunden. In deutschen und türkischen Redebeitragen wird das Regime der türkischen Regierungspartei AKP kritisiert und als „faschistisch“ bezeichnet. Auf einem Plakat steht nach Angaben eines der Demonstranten: „Wir werden euch verurteilen. Wir werden das letzte Wort haben.“ Auch Fahnen der türkischen Oppositionspartei HDP werden geschwungen.

Der Zug zieht über die Oranienstraße zum Oranienplatz.
Der Zug zieht über die Oranienstraße zum Oranienplatz. © Philipp Siebert

Der „Welt“-Journalist Deniz Yücel, der selbst mehrere Monate in der Türkei in Haft saß, gab der deutschen Bundesregierung eine Mitschuld auf die Attacke. Denn Angreifer würden sich hier sicher fühlen. Allerdings glaube er auch, dass der Angriff auf Acarer von den hiesigen Sicherheitsbehörden ernst genommen wird. Dem gehe es den Umständen entsprechend gut, so Yücel weiter. Die Kundgebung wurde nach knapp einer Stunde auf dem Oranienplatz beendet.

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