Los Angeles. Kriminelle Banden verdienen mit dem Diebstahl von Trend-Hunden wie der Französischen Bulldogge Millionen. Auch Lady Gaga war Opfer.

Die Santa Monica Hills in Los Angeles oberhalb der Nobelviertel Brentwood, Bel Air und Beverly Hills sind ein Laufsteg der Eitelkeiten. Zwergspitze, Malteser-Hunde und Labradore flanieren über die verschlungenen Wanderwege, ihr Fell glänzt in der ewigen Sonne.

Manche Menschen haben hier fünf oder mehr Hunde an der Leine. Es sind sogenannte Dogwalker, die die Hunde vielbeschäftigter Besitzer ausführen. Während es bei den Schwätzchen der Dogwalker früher um die Verdauung der Schützlinge oder um die Allüren ihrer Halter ging, gibt es derzeit nur ein Thema: die neusten Fälle von Hundediebstahl.

„Ihr müsst eure Route jeden Tag ändern, die Diebe spähen einen aus“, warnt ein Dogwalker seine Kollegen. Eine Frau sagt, dass ihre Auftraggeberin sie nur noch bewaffnet losgehen lässt. Auch interessant: „Beißvorfall“ - Joe Bidens Hunde fliegen aus dem Weißen Haus

Hundekauf boomt in der Corona-Krise

Der Hundeverband American Kennel Club geht von zwei Millionen Fällen jedes Jahr aus. In der Corona-Krise boomt der Hundekauf und damit auch das Verbrechen. Der Schock war groß, als Lady Gagas Dogwalker Ende Februar am frühen Abend mitten in Hollywood angeschossen und schwer verletzt wurde.

Lady Gaga mit einer ihrer drei Französischen Bulldoggen.
Lady Gaga mit einer ihrer drei Französischen Bulldoggen. © picture alliance | Xpx / Star Max

Die Diebe entführten die beiden Französischen Bulldoggen der Sängerin, Gustavo und Koji. Eine Frau brachte die Hunde einen Tag später wohlbehalten zur Polizei, sie habe sie angeleint auf der Straße entdeckt. Mehr zum Thema: Nach Entführung: Lady Gagas Hunde bei der Polizei abgegeben

Hinter den neuen Fällen stecken vermutlich Gangs – die Tat diene ihnen als Aufnahmeritual, sagen Ermittler. Besonders beliebt sind Französische Bulldoggen, von ihren Besitzern liebevoll „Frenchies“ genannt. Stars wie Hugh Jackman oder Madonna setzten einen Trend, die Züchter kamen nicht mehr hinterher.

Die Tiere sind eine leichte Beute

„Es ist, als würde man 7000 Dollar an einer Leine herumführen“, sagt einer der führenden Züchter Kaliforniens, James Harrison. „Exemplare mit bestimmten Fellzeichnungen erzielen das Doppelte. Wenn man ‚Frenchies‘ züchtet, multipliziert sich der Gewinn für die Kriminellen. Da ‚Frenchies‘ immer freundlich sind, sind sie auch eine leichte Beute. Sie werden in letzter Zeit so oft geklaut – es war nur eine Frage der Zeit, bis es einen Prominenten trifft.“

Meist werden die Hunde gestohlen, wenn sie vor Geschäften angeleint sind. Doch die Diebe werden immer dreister und gewalttätiger. Im Januar wurde ein Paar in Texas beim Gassigehen mit einem Sturmgewehr bedroht. Beute: die Englische Bulldogge. Lesen Sie hier: Hunde: Diese neuen Regeln für Besitzer sollen bald kommen

Im ­Februar schlugen drei Männer in San Francisco auf der Straße eine 30-Jährige zusammen und stahlen ihre beiden „Frenchies“. Im Februar ließ eine Familie in North Hollywood eine vermeintliche Käuferin ihrer „Frenchies“-Welpen ins Haus: Mit ihr drängten sich zwei Männer durch die Tür, die den Besitzern die Hunde gewaltsam abnahmen. In Jacksonville ließ ein Pizzabote einen Teacup-Pudel mitgehen.

Keine Welpen-Fotos in sozialen Medien posten

Auch in Großbritannien verdoppelte sich im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Hundediebstähle. Am begehrtesten sind dort Cockerspaniel, gefolgt von English Springer Spaniels und Jack-Russell-Terriern. „Wir haben große kriminelle Banden entdeckt, die damit Millionen Pfund machen“, teilte die Tierschutzorganisation RSPCA mit. Mehr zum Thema: Hundediebstahl - Anstieg um 250 Prozent in Großbritannien

Inzwischen würden die Gauner sich das RSPCA-Logo auf ihre Wagen kleben und Hundehalter gezielt ansprechen, um den Wert der potenziellen Beute zu ermitteln.

Amanda Blakeman vom Polizeiverband NPCC bestätigt, dass die Kriminellen ihre Aktivitäten dem Haustier-Boom angepasst hätten. Sie warnt Hundebesitzer davor, Fotos ihrer Welpen in den sozialen Medien zu posten.

Lady Gaga bietet 500.000 Dollar

Das könne die Aufmerksamkeit von Kriminellen nach sich ziehen. „Hundediebstahl kann erhebliches Leid für die Besitzer verursachen“, sagt sie. Auch für die Tiere bedeutet das Verbrechen eine Qual. Erwachsene Hündinnen würden mit Hormonbehandlungen zu drei bis vier Würfen pro Jahr getrieben, so die Tierschützer.

In Deutschland geht der Verein „Vier Pfoten“ von mehreren Diebstählen pro Tag aus. Statistisch werden sie nicht erfasst, oft glaubt man fälschlicherweise, der Hund sei ausgebüxt. Bester Schutz sei ein Mikrochip, empfiehlt der Verein.

70.000 Dollar Krankenhauskosten hat Lady Gaga für ihren Dogwalker übernommen. Die angebliche Finderin hat die vom Popstar ausgelobten 500.000 Dollar aber noch nicht erhalten. Die Ermittler wollen erst klären, ob sie etwas mit der Entführung zu tun hat.