Offenbach/Winterberg. In NRW zieht man die Notbremse. Die Skipisten in Winterberg sind nach einem Besucher-Ansturm geschlossen, Straßen für Gäste gesperrt.

  • Trotz des Corona-Lockdowns machen sich derzeit viele Tagesausflügler auf den Weg in die deutschen Skigebiete
  • In vielen Gebieten kämpfen die Behörden energisch gegen den Besucheransturm - meist ohne Erfolg
  • Vielerorts musste die Polizei Straßen zu Skigebieten abriegeln, im nordrhein-westfälischen Winterberg wurde ein Betretungsverbot der Skipisten ausgesprochen

Der Harz, das Sauerland und andere verschneite Berggebiete hatten am Wochenende mit einem Ansturm an Gästen zu kämpfen - und das in Lockdown-Zeiten.

Im nordrhein-westfälischen Winterberg zog man am Samstagabend die Notbremse und sprach ein Betretungsverbot der Skipisten aus. Bislang war das Skifahren und Rodeln auf den Pisten geduldet worden.

Am Sonntagvormittag sperrte die Polizei dann die Straßen und riegelte Winterberg ab. Dennoch kamen am Sonntagvormittag zahlreiche Tagestouristen. Fahrzeuge, die auf dem Weg ins verschneite Winterberg waren, wurden umgeleitet. "Wir setzen im Rahmen der Amtshilfe diese Maßnahme um", sagte ein Sprecher der Polizei. Sein Appell an Tagestouristen, die sich auf den Weg ins Sauerland machen wollen: "Bleiben Sie zu Hause!"

Polizei musste teilweise Straßen zu Skigebieten sperren

"Es ist das finale Mittel, das wir als Kommune zur Verfügung stehen haben", sagte Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann zu den Straßensperrungen. Die Stadt hatte die Polizei um Amtshilfe ersucht. Lesen Sie auch: Trotz Corona: Skifahrer auf gesperrten Pisten in Bayern

Im hessischen Willingen nahe der Stadt Brilon war die Lage ebenfalls prekär. "Wir mussten soeben die B251 von Brilon in Richtung Willingen sperren. Auch hier sind die Gebiete vollgelaufen. Auch in Hessen wird es voll", twitterte die Polizei.

Schon am Samstag waren in vielen Bergregionen die Parkplätze bereits am Morgen voll. "Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen", sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Goslar in Niedersachsen. "Es geht so gut wie gar nichts mehr, einige Autos sind auch liegengeblieben. Es ist zu viel los."

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Auf Rodelbergen wie der Hexenritt-Abfahrt am Wurmberg tummelten sich die Massen, auch auf Wanderwegen liefen Ausflügler dicht an dicht. Behörden und Polizei hatten zuvor immer wieder darum gebeten, im Corona-Lockdown lieber auf Ausflüge in die Berge zu verzichten - und doch kam es erneut zu einem Andrang von Rodlern und Wanderern.

Überfüllte Schneegebiete: Zahlreiche Anzeigen

Polizei und Ordnungsbehörden schrieben Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, wie eine Sprecherin der Stadt Winterberg im Sauerland (NRW) sagte. In den verschneiten Ortschaften bildeten sich lange Autoschlangen und Staus.

Schon am Samstagvormittag twitterte die Polizei Goslar, dass die Parkplätze weitgehend ausgelastet seien und sich auf der B4 ein langer Stau bilde.

Der Großraumparkplatz in Torfhaus war überfüllt. Auf dem Goetheweg von Torfhaus zum Brocken strömten die Massen. Auch in Braunlage war viel los. In Niedersachsen gibt es keine Beschränkung für Tagestouristen. Nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin und Hamburg reisten Ausflügler an.

Fahrzeuge stehen auf Behelfsparkplätzen an der Bundesstraße 242 zwischen Braunlage und Torfhaus im Harz.
Fahrzeuge stehen auf Behelfsparkplätzen an der Bundesstraße 242 zwischen Braunlage und Torfhaus im Harz. © Swen Pförtner/dpa

Keine Toiletten für Winterortbesucher

Lifte und Pisten sowie Restaurants und Hütten sind bis mindestens 10. Januar geschlossen. Die Betreiber der Wintersport-Arena und des Skiliftkarussells in Winterberg weisen auf ihren Internetseiten darauf hin, dass es darum für Ausflügler keine Toiletten und keine Möglichkeiten zum Aufwärmen gibt - und dass keine Retter vor Ort seien. Lesen Sie auch: Corona: Drosten erwartet „komplizierte erste Jahreshälfte“

Auch im Taunus chaotische Verhältnisse

Auch am Großen Feldberg in Hessen hielt der Ansturm von Ausflüglern mit Sehnsucht nach Schnee an. Rund um den höchsten Gipfel im Taunus sei es "chaotisch wie die letzten Tage", sagte ein Sprecher der Polizei in Königstein.

Zahlreiche Ausflügler seien trotz gesperrter Gipfel-Zufahrten unterwegs, Straßen in den Ortschaften rund um den Feldberg seien zugeparkt. Auch in der Rhön zog es am ersten Samstag des Jahres viele Menschen nach draußen und zur Wasserkuppe, Hessens höchstem Berg. "Es ist voll", sagte ein Polizeisprecher in Fulda.

Mindestens bis Mitte der Woche bleibt es laut Deutschem Wetterdienst unter dicken Wolken bei nasskalter Witterung. "Sonne ist in den kommenden Tagen wirklich kein großes Thema", so ein Sprecher des Wetterdienstes. (jb/dpa)

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