Berlin/Garmisch-Partenkirchen. Trotz Verboten wollen viele Wintersportler nicht auf das Skifahren verzichten. Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin ist alarmiert.

  • Wegen der Corona-Pandemie sind die Pisten in vielen bayerischen Skigebieten gesperrt
  • Auch die Skilifte fahren nicht, Gastronomie-Betriebe sind geschlossen
  • Dennoch wollen viele Wintersportler nicht auf das Skifahren verzichten – unter anderem rund um Garmisch-Patenkirchen

Um die Corona-Pandemie einzudämmen, bleiben die Skilifte in Bayern bis auf Weiteres geschlossen. Doch viele wollen trotzdem nicht auf ihren Wintersport verzichten. Immer mehr Menschen begeben sich auf Skitouren – und damit in Gefahr, befürchten Verantwortliche.

Die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen hat deshalb letzte Woche einen Brandbrief auf Facebook veröffentlicht. Darin warnt Elisabeth Koch Bayerns Ministpräsidenten Markus Söder (beide CSU) vor Risiken und „lehnt jegliche Verantwortung“ ab. Lesen Sie dazu auch:Quarantäne für Einreisende – Österreich verhindert Urlaub

Trotz Corona nutzten Skitourengehen und Rodler die beschneiten Pisten im geschlossenen Skigebiet in Garmisch-Partenkirchen.
Trotz Corona nutzten Skitourengehen und Rodler die beschneiten Pisten im geschlossenen Skigebiet in Garmisch-Partenkirchen. © dpa | Angelika Warmuth

Corona-Pandemie: Am Wochenende eine Schlange von Wintersportlern

Denn auch wenn die Skigebiete dicht sind, das Tourengehen ist erlaubt. Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, zog sich am vergangenen Wochenende eine lange Schlange von Wintersportlern den Hausberg in Garmisch-Partenkirchen hoch. Der Parkplatz an der Talstation sei nachmittags so voll gewesen wie bei normalem Skibetrieb. Auch interessant:Corona Deutschland – Diese neuen Regeln drohen jetzt

Seit Jahren beobachtet die Rathauschefin, dass immer mehr Freerider, Touren- und Pistengeher in die Skigebiete und den freien Skiraum zieht – sowohl auf den ausgewiesenen Pisten als auch abseits davon.

Corona-Maßnahme: Bürgermeisterin befürchtet Sicherheitsrisiko durch geschlossene Lifte

Das Problem laut Koch: Wie soll mit den Skitouristen und den „mit Sicherheit stattfindenden“ Unfällen umgegangen werden? Bisher hätten die Rettungskräfte die Lifte benutzt, um schnell zu den Verletzten zu kommen. Koch erwartet von der Bayerischen Staatsregierung konkrete Informationen und ob zusätzliche Transportmittel bereitgestellt werden. Außerdem fragt die CSU-Politikerin, wie die Lawinenkommission ohne Seilbahn tätig werden soll.

Ein Sprecher der Lawinenwarnzentrale im Bayerischen Landesamt für Umwelt erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: „Bergsteiger, Skitourengeher und Schneeschuhwanderer sind in der freien Natur eigenverantwortlich unterwegs.“ Geschlossene Pisten seien genauso wie das Gelände abseits präparierter Pisten nicht verkehrsgesichert.

Deutscher Alpenverein: Lösungen statt Hysterie

Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins, ist der Meinung, dass jetzt Lösungen gefunden werden müssten, statt in Hysterie auszubrechen. Er bestätigt unserer Redaktion, dass in dieser Saison mehr Skitourengeher unterwegs seien. Das zeigten die Verkaufszahlen. „Die Leute kaufen wie verrückt Skitourenausrüstung“, so Bucher.

Matthias Stauch, Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn sowie des Verbands Deutscher Seilbahnen, macht der Tourenboom Sorgen: Bei teils zwei Zentimetern Schnee im Tal seien Tourengeher auf Pisten unterwegs, die präpariert würden - „Lebensgefahr“. Mancher könnten nicht mit dem Material umgehen oder stehe nach dem Aufstieg vor einer Abfahrt, die er nicht bewältige.

Corona-Einschränkungen: Chef der Zugspitzbahn fürchtet „Katastrophe“

Stauch befürchtet mit dem ungeordneten Andrang der Wintersportler „die absolute Katastrophe“. Es fehle die „organisierte Infrastruktur“ wie beim Betrieb der Bahnen. Wenn Hütten zu blieben, mangele es auch an sanitären Anlagen. Zurück bleibe nicht nur Müll, sondern andere Hinterlassenschaften.

Auch andere Gemeinden in Bayern warnen vor einem Müll- und Verkehrskollaps. Besucher können aktuell nicht in Gaststätten und Hotels einkehren oder übernachten. Das heißt: Autoschlangen durch die Orte, Brotzeitpapier in der Landschaft, Notdurft hinterm Busch – und für die Einheimischen: Keine Einnahmen.

Trotz Corona-Lockdown: Warum ist Skitourengehen erlaubt?

Ändern wird sich an den Schließungen erst einmal nichts. Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen ist Bayern diese Woche fast zum strengen Lockdown aus dem Frühjahr zurückgekehrt.

Doch auch wenn die Skigebiete geschlossen sind, bleiben Skitouren erlaubt. Möglich macht das ein Gesetz: In Bayern gibt es das Recht auf Genuss der Naturschönheiten und auf Erholung in der freien Natur. Beim Tourengehen besteigen die Wintersportler auf Skiern die Berge und fahren dann abseits ins Tal – häufig abseits offizieller Pisten. (dpa/jtb)