Berlin. Biontech, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson: Was ist über mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe bekannt? Alle Infos.

  • Wie alle Medikamente können auch die Corona-Impfstoffe unerwünschte Nebenwirkungen auslösen
  • Eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit ist das in den meisten Fällen aber nicht
  • Das sind mögliche Nebenwirkungen der Impfungen mit Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson

Seit Dezember werden in Deutschland Menschen gegen Covid-19 geimpft. Zunächst wurde der Impfstoff von Biontech/Pfizer verabreicht, dann auch das Vakzin mRNA-1273 von Moderna und schließlich auch der Corona-Impfstoff von Astrazeneca. Zugelassen ist mittlerweile auch das Vakzin von Johnson & Johnson.

Vor allem in Bezug auf den Impfstoff von Astrazeneca gibt es immer wieder Meldungen über Nebenwirkungen. Das führt dazu, dass viele Menschen zwiegespalten sind. Einerseits wollen sie sich gegen eine Infektion mit dem Coronavirus schützen – andererseits fürchten sie Nebenwirkungen durch die Corona-Impfung.

Lesen Sie hier: Alle wichtigen Fragen und Antworten zu den Corona-Impfstoffen und der Impfung.

Corona-Impfung: Drohen Nebenwirkungen?

Nach Impfungen kann es grundsätzlich immer zu Reaktionen und Nebenwirkungen kommen – auch bei ganz herkömmlichen Vakzinen wie Tetanus- oder Mumps-Masern-Röteln-Impfungen. Jeder, der sich schon einmal hat impfen lassen, kennt es: Um die Einstichstelle herum kann es zu Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen kommen. Auch ein leichtes Krankheitsgefühl mit Kopfschmerzen oder grippeähnlichen Symptomen ist möglich.

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    Diese Art Nebenwirkung werden auch als unerwünschte Reaktion bezeichnet. Das sind laut Robert Koch-Institut normale Folgen einer Impfung. Das Immunsystem zeige durch die Impfreaktion, dass es sich wie beabsichtigt mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Derartige Nebenwirkungen würden in wenigen Tagen abklingen.

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    Nebenwirkungen, die über eine normale Impfreaktion hinausgehen, werden als schwerwiegende Reaktion bezeichnet. Diese sind laut Robert Koch-Institut jedoch äußerst selten. Doch was muss man nach einer Corona-Impfung erwarten?

    Grundsätzlich treten die Nebenwirkungen in Verbindung mit Covid-19-Vakzinen deutlich häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Je nach Impfstoff sind laut Paul-Ehrlich-Institut zwischen 72,5 Prozent (Biontecht) und 81,8 Prozent (Moderna) der betroffenen Frauen.

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    Biontech/Pfizer-Impfstoff: Was ist über Nebenwirkungen bekannt?

    Die Unternehmen Biontech und Pfizer waren die ersten, die eine Impfstoffzulassung in der EU erhalten haben. Das Vakzin des Mainzer Unternehmens und des US-Konzerns gilt mit einer Wirksamkeit von 95 Prozent als einer der größten Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Der Stoff mit der Bezeichnung BNT162b2 wirkt nach Angaben der Firmen bei allen Altersgruppen ähnlich gut. Zudem verursache er praktisch keine ernsten Nebenwirkungen.

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      Bei der letzten klinischen Großstudie habe man bei älteren Patienten die wenigsten und schwächsten Nebenwirkungen beobachtet. Als einzig signifikante Nebenwirkungen seien bei einigen Studienteilnehmern Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Müdigkeit festgestellt worden, erklärten die Hersteller.

      Nach Berichten über Dutzende Fälle von Herzmuskelentzündungen nach einer Corona-Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Präparat hält Israels Gesundheitsministerium eine ungewöhnliche Häufung der Erkrankung für nicht erwiesen.

      Auch ein deutscher Experte findet die bisher bekannten Daten erstmal nicht besorgniserregend. Israelische Medien hatten über eine Analyse berichtet, derzufolge 62 Fälle von Myokarditis aufgetreten seien, vor allem bei jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren. Davon seien zwei Patienten - ein Mann und eine Frau - gestorben.

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      Paul Ehrlich-Institut überwacht die Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen

      In Deutschland überwacht das Paul Ehrlich-Institut die Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen. Dazu veröffentlichen die Experten in regelmäßigen Abständen Sicherheitsberichte zu aufgetretenen Nebenwirkungen. Bis zum 2. April wurden laut dem Institut 10.722.876 Dosen des Vakzins von Biontech/Pfizer verimpft. Dabei wurden dem Paul-Ehrlich Institut bei 12.409 Personen ein Verdacht auf Nebenwirkungen gemeldet, was einer Quote von 0,12 Prozent entspräche.

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        In 85,2 Prozent dieser Fälle (etwa 0,09 Prozent aller Impfungen mit dem Impfstoff von Biontech) seien unerwünschte Reaktion geschildert worden, teilt das Institut weiter mit. Das sind Nebenwirkungen wie

        • Kopfschmerzen,
        • Schwindel,
        • Hautreizungen oder
        • Magen-Darm-Beschwerden.

        Schwerwiegende Reaktion wurden in 14,8 Prozent der Fälle (etwa 0,02 Prozent aller Impfungen) geschildert. In seltenen Fällen kam es zudem zu allergischen Schocks. Diese können aber gut behandelt werden. Da sie meist schnell nach der Impfung auftreten, müssen Patienten noch einige Zeit zum Beispiel im Impfzentrum bleiben, nachdem sie das Vakzin erhalten haben.

        Corona-Impfstoff: Gibt es Langzeitfolgen?

        Über mögliche Langzeitfolgen ist allerdings noch nichts bekannt – schließlich wurde das Vakzin im Eiltempo entwickelt. Im Rahmen von Langzeitstudien wird nach Unternehmensangaben nun an 150 Orten weltweit die Langzeitwirkung des Impfstoffs erforscht, unter anderem in Deutschland, den USA, der Türkei und Südafrika. Dadurch wollen die Entwickler langfristige Nebenwirkungen ausschließen.

        Moderna-Impfungen: Das weiß man über Nebenwirkungen

        Auch der Impfstoff des US-Biotechnologieunternehmens Moderna ist bereits vielen Menschen verabreicht worden. Das Mittel mit dem Namen mRNA-1273 hat eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte.

        Nach Angaben des Konzerns wurde der Impfstoff in der Regel von den Probanden in den Studien gut vertragen. Die Mehrzahl der Nebenwirkungen wurde demnach als leicht oder mäßig eingestuft. Etwas schwerere Nebenwirkungen nach der zweiten Impfung wie etwa

        • Müdigkeit,
        • Muskel-,
        • Gelenk- oder
        • Kopfschmerzen sowie
        • Schmerzen nach dem Einstich

        seien nur von „kurzer Dauer“ gewesen.

        Bis zum 4. April wurde das Vakzin von Moderna laut dem Paul Ehrlich-Institut 713.067 mal verimpft. Dabei sei in 1139 Fällen der Verdacht auf Nebenwirkungen gemeldet worden. Das entspricht einer Quote von 0,16 Prozent. In über 90 Prozent der Fälle handelte es sich um leichte Reaktionen.

        Darüber hinaus gibt es auch Bericht über anhaltende Schmerzen im Oberarm, die vor allem nach einer Impfung mit Moderna auftreten sollen.

        Astrazeneca: Welche Nebenwirkungen hat der Impfstoff?

        Der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca hat ebenfalls vielversprechende Ergebnisse für seinen Corona-Impfstoffkandidaten gemeldet. Der gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Impfstoff soll einen 70-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten. Im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte Astrazeneca die Ergebnisse der Phase-2-Studie mit dem Impfstoff. Demnach traten bei älteren Probanden seltener Nebenwirkungen auf als bei den jüngeren. Lesen Sie hier: Das sind Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffs.

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          Zu den Nebenwirkungen zählten

          • Schmerzen an der Einstichstelle,
          • Muskel- und Kopfschmerzen,
          • ein fiebriges Gefühl oder
          • Müdigkeit.

          Da für die Wirksamkeit bei älteren Patienten aber lange keine detaillierten Daten vorlagen, wurde der Impfstoff in Deutschland zunächst vorrangig an Personen zwischen 18 und 64 Jahren verabreicht - so hatte es zunächst auch die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen.

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          Mittlerweile traten nach einigen Impfungen aber sogenannte Sinusvenenthrombosen auf – vor allem bei jüngeren Patienten. In Deutschland hat die Stiko ihre Empfehlung daher geändert. Nun wird der Impfstoff Personen unter 60 nur noch nach ausdrücklicher Einwilligung verabreicht.

          Von einem gefährlichen Impfstoff zu sprechen, scheint aber falsch. So verzeichnete das Paul Ehrlich-Institut bis zum 4. April bei 2.945.125 Impfungen in Fällen 17.170 Nebenwirkungen. Das entspricht einem Anteil von 0,58 Prozent. Zu schweren Nebenwirkungen kam es jedoch nur in 8,0 Prozent der Fälle bzw. bei 0,05 Prozent der Astrazeneca-Impfungen.

          Deutsche Forscher scheinen nun genauer erklären zu können, welche Ursache die Thrombosen haben: Nach Ansicht der Wissenschaftler liegt das Problem der Vektor-Impfstoffe wohl beim Transport der Spike-Proteine in die Zelle. Mehr dazu: Thrombosen nach Corona-Impfung – Forscher entdecken Ursache

          Greifen mRNA-Impfstoffe in das Erbgut ein?

          Nein. Die Annahme, dass mRNA-Impfungen (dazu zählen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna) das Erbgut verändern, hält sich unter Impfskeptikern hartnäckig. Allerdings ist dies nicht der Fall.

          Die Immunisierung findet nur an den Körper- und Muskelzellen im Bereich des Einstichs statt, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf seiner Webseite informiert. Bei mRNA handle es sich um ein Botenmolekül, „das nicht in die DNA einer Zelle eingebaut werden kann und vom Körper abgebaut wird.“ Daher sei eine Veränderung des Erbguts, etwa durch die Beeinträchtigung von Eizellen und Spermien, nicht möglich. Lesen Sie dazu: Corona-Impfstoff: So funktioniert die mRNA-Impfung

          (raer/jas/nfz mit dpa/afp)