Göttingen. Göttingen hat innerhalb weniger Wochen den zweiten Corona-Massenausbruch. Dieses Mal sind die Maßnahmen zur Eindämmung drastischer.
Der letzte große Ausbruch des Coronavirus in Göttingen ist nur ein paar Wochen her. Weil Bewohner des Hochhauskomplex Iduna-Zentrum bei privaten Feiern Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten hatten, wurden die drei Wohntürme zum Corona-Hotspot. Es folgten Quarantäne, Schulschließungen und Sportverbot in der Stadt. Jetzt gibt es einen neuen Hotspot, und die Behörden stellten eine komplette Wohnanlage nur wenige Meter vom Iduna-Zentrum entfernt unter Quarantäne.
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Die Entscheidung betrifft laut Stadt rund 700 Bewohner. Rund 120 Infektionen wurden bis Freitag nachgewiesen, nachdem zunächst zwei Mädchen aus dem Wohngebäude bei einer Routinekontrolle positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Anfang der Woche errichtete die Stadt daher ein mobiles Testzentrum mit Bussen vor Ort ein.
Die rund 700 Bewohner des Gebäudes, das in der Stadt als sozialer Brennpunkt gilt, wurden getestet. 60 Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, aber die Behörden gehen davon aus, dass es in dem Wohnkomplex eine hohe Zahl von Kontaktpersonen ersten Ranges gibt. Damit sind Personen gemeint, die einen engen Kontakt zu bestätigten Corona-Infizierten hatten.
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Polizei und Ordnungsamt riegeln Gebäude ab
Am Donnerstag rückten nun Ordnungsamt und Polizei in Schutzanzügen an und errichten Zäune um das Gebäude. Die Wohnanlage ist abgeriegelt. Über Notfallpakete soll die Lebensmittelversorgung der Bewohner sicher gestellt werden.
Für sie selbst gilt im ganzen Gebäude Maskenpflicht und bis zum 25. Juni dürfen sie den Hochhauskomplex nicht mehr verlassen, gab ein Stadtsprecher bekannt. Flure, Treppenhäuser und Aufzüge müssen täglich gereinigt und desinfiziert werden. Die strikten Maßnahmen sollen eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern.
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Die Stadt hat zur medizinischen Versorgung ein mobiles Zentrum eingerichtet. Dolmetscher waren vor Ort und klärten die Bewohner, die aus vielen verschiedenen Nationen stammen, über die Quarantäne auf. „Unser Ziel ist jetzt, die Menschen zu informieren, damit die Maßnahmen verstanden und auch gut umgesetzt werden können“, sagte der Stadtsprecher.
Schulen in Göttingen bleiben vorerst geöffnet
Zudem werde es ein Angebot für Nachtestungen geben. Mit einem Informationsstand vor Ort sollen alle Fragen zu Umsetzung der Quarantäne geklärt werden. Abhängig von der Entwicklung in den nächsten Tagen behalten sich die Behörden weitere Maßnahmen vor. Als erste Reaktion wurde die Maskenpflicht an Schulen bis Ende Juni verlängert.
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Bedeutet das auch eine erneute Schließung der Schulen, die erst am Montag wieder geöffnet hatten? Bisher geht die Verwaltung nicht davon aus. Kinder und Jugendliche aus dem Komplex durften bis zum Vorliegen der Testergebnisse nicht die Schule oder die Kita. Nach Angaben der Stadt leben mehr als 200 Kinder und Jugendliche in der dreiteiligen Wohnanlage.
Polizei muss wegen aggressiver Stimmung schlichten
Diese ist laut Christian Hölscher von der Jugendhilfe Göttingen kein idealer Ort für aufwachsende Kinder. Hölscher sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von engem Wohnraum, mangelnder Hygiene und Drogen- sowie Alkoholproblemen. „Wir müssen jetzt hoffen, dass alle in dieser Ausnahmesituation einen kühlen Kopf bewahren.“ Von einer aggressiven Stimmung berichteten derweil am Freitag Reporter vor Ort. Einsatzkräfte hätten wiederholt schlichtend eingreifen müssen.
Die Zahl der Neuinfektionen in den letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner stieg für Stadt und Landkreis Göttingen auf 47,91. Niedersachsen Sozialministerin Carola Reimann (SPD) bezeichnete die Situation in Göttingen am Freitag als „ein lokales, aber massives Infektionsgeschehen“.
Massenausbrüche im Schlachthof und in Berlin
In einem Wohnblock stehen dort 369 Haushalte unter Quarantäne nachdem sich die Zahl der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Menschen auf 57 erhöht hatte.
Über 650 Mitarbeiter waren dort bis Mittwochabend positiv getestet worden. Der Landkreis hat bei der Bundeswehr Hilfe erbeten, um auch die restliche Belegschaft möglichst schnell testen zu können. Schulen und Kitas im Kreis sind geschlossen. Lesen Sie dazu den Kommentar: Das kranke Geschäftsmodell der Fleischindustrie muss enden
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(dpa/jas)