- Christian Drosten empfiehlt, Kinderspielplätze in der Corona-Krise wiederzueröffnen – auch, um einen „Kollateralschaden“ in den Familien abzuwenden
- Aufgrund der frischen Luft auf dem Spielplatz hält Drosten das Ansteckungsrisiko zwischen den Kindern für deutlich geringer als etwa in einer Kindertagesstätte.
- Die Öffnung von Kindertagesstätten, die bislang landesweit bis auf die Notbetreuung geschlossen sind, hält Drosten hingegen weiterhin für schwierig
Der Chef der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, hat sich in der jüngsten Folge des NDR-Podcasts über die Coronavirus-Krise auch zur Situation von Kindern in der Pandemie geäußert. In der Sendung empfiehlt Drosten, der auch die Bundesregierung in der Krise berät, die Öffnung von Kinderspielplätzen – auch, um einen „Kollateralschaden“ in den Familien abzuwenden.
Gerade mit Blick auf Familien in kleinen Stadtwohnungen hält Drosten dieses Vorgehen für sinnvoll: „Wenn man für die Kinder sofort was tun will, dann gibt es eine Maßnahme, bei der man am ehesten ein gutes Gewissen haben kann. Und das ist, die Spielplätze wieder zu öffnen, denn die sind draußen.“ Aufgrund der frischen Luft auf dem Spielplatz hält Drosten das Ansteckungsrisiko zwischen den Kindern für deutlich geringer als etwa in einer Kindertagesstätte.
Drosten dazu im Podcast „Coronavirus Update“: „Wir haben zwar auf einem Kinderspielplatz vielleicht in der Stoßzeit auch mal 20 Kinder, das stimmt. Aber die sind doch meistens relativ voneinander entfernt.“ Lesen Sie hier: Sieben beliebte Podcasts zur Corona-Pandemie
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Coronavirus-Krise: Warum öffnen die Kitas nicht? Drosten erklärt Problem
Die Öffnung von Kindertagesstätten, die bislang landesweit bis auf die Notbetreuung geschlossen sind, hält Drosten hingegen weiterhin für schwierig: „Wenn es wirklich so sein sollte, dass man jetzt die Kitas wieder öffnen kann, dann müsste man auch verlangen, dass im Rachen von einem Kind wirklich weniger Virus drin sein muss als im Rachen eines Erwachsenen.“
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Wegen der kleinen Anzahl von Kindern in den Coronavirus-Studien habe man das aber bislang nicht belegen können. Sein Labor an der Berliner Charité beschäftige sich gerade intensiv mit der Viruskonzentration im Rachen von Kindern – Drosten dazu: „Ich bin gespannt, was dabei rauskommt. Wir werden das schnell an die Öffentlichkeit bringen, sodass man auch verstehen kann, wie die Datengrundlage ist.“
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Coronavirus bei Kindern nur schlecht erforscht
Zugleich stellt Drosten klar: „Ich sehe genauso, dass es total wichtig ist, dass wir die Kitas irgendwie wieder öffnen können, weil es bestimmte Gruppen gibt – Alleinerziehende oder Doppelberufstätige im Home-Office und so weiter – die können das einfach nicht handlen.“ Der Virologe sieht die Politik in der Pflicht.
Bislang sei die Gesundheit von Kindern in der Pandemie nur schlecht erforscht worden, meint Drosten. „In den Studien, die man da zusammenstellt, sind immer zu wenig Kinder drin.“ Ein Grund dafür seien auch die Sorgen vieler Eltern, die ihre Kinder nicht zum Hausarzt oder einer Teststelle bringen wollen.
Kinder würden meist am Ende der Infektionskette stehen, meint der Experte – am Anfang der Epidemie in Deutschland seien es meist junge Erwachsene zwischen 30 und 40 gewesen, die das Virus in die Haushalte gebracht hätten. Lesen Sie hier: Virologe Drosten warnt – und berichtet von Morddrohungen
(phb)
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