Leipzig/Berlin. „Wie Trampen. Nur ohne Axtmörder“: So wirbt der Fahrdienst Clevershuttle in Leipzig. Der Bruder einer ermordeten Tramperin wehrt sich.

Der Fahrdienst Clevershuttle sorgt derzeit mit provokanten Werbeslogans in Deutschland für Diskussionen – in Leipzig hat das Unternehmen nun offenbar den Bogen überspannt. „Wie Trampen. Nur ohne Axtmörder“, wirbt das Unternehmen dort für seinen Dienst.

Die Kritik entzündet sich an dem Fall der ermordeten Tramperin Sophia, die in Leipzig studierte. Ihr Bruder Andreas Lösche sagte der Deutschen Presse-Agentur, er finde die Plakate „pietätlos“ und „unmöglich“. „Die Dinger gehören abgehängt.“

Er habe vor rund zwei Wochen über Facebook und Twitter davon erfahren, mehrere Menschen hätten ihm Bilder der Kampagne geschickt. „Die Leute bringen die Plakate offenbar mit dem Fall meiner Schwester in Verbindung.“

Clevershuttle provoziert mit Kampagne – bundesweit 45 Sprüche

Lösche habe die Geschäftsführung von Clevershuttle bereits per Mail aufgefordert, die Werbekampagne zu beenden. Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet, darunter die „Abendzeitung“ (München) und die „Frankenpost“ (Hof).

Sophia Lösche hatte vor gut einem Jahr von Leipzig in Richtung Nürnberg trampen wollen. Dort kam die 28-Jährige aber nie an. Ein Fernfahrer aus Marokko erschlug sie mit einem Eisen. Er wurde wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft verurteilt.

Auf Twitter hat ein Nutzer ein Foto von der umstrittenen Werbung geteilt.

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Nach Angaben von Clevershuttle werden die Motive derzeit entfernt. „Innerhalb der nächsten Tage sollte das Motiv nicht mehr im Stadtbild zu sehen sein“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Spruch „Wie Trampen. Nur ohne Axtmörder“ sei eine von 45 Schlagzeilen im Rahmen einer bundesweiten Kampagne gewesen.

Neben Leipzig hingen die Plakate auch in Berlin und München. Die Firma bedaure, dass ein Motiv der aktuellen Werbekampagne Schmerz bei der Familie von Sophia ausgelöst habe. „Dies war zu keinem Zeitpunkt unsere Intention.“

Clevershuttle räumt Fehler ein

Ziel sei es gewesen, sich „Horrorfilm-Klischees“ zu bedienen und diese auf die Spitze zu treiben‎. Daran sei man „ganz klar“ gescheitert, räumte Clevershuttle ein, das auch mit Sprüchen wie „Wie Lieferdienst. Nur, dass du ausgeliefert wirst“ oder „Wie Koks-Taxi. Nur ohne Koks“ um Aufmerksamkeit buhlt.

Clevershuttle bietet per App Ridesharing an, bei dem mehrere Fahrgäste mit ähnlichem Ziel auf der Strecke eingesammelt werden und sich die Fahrtkosten teilen.

Ähnliche Anbieter gibt es in zahlreichen deutschen Städten, in denen digital gesteuerte Sammeltaxis den Verkehr entlasten sollen. Beobachter kritisieren dabei, dass Berlkönig und Co. teilweise die rechtliche Grundlage fehle.

Eine Konkurrenz zu den Diensten sind Carsharing-Unternehmen. Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass Drive Now und Car2Go künftig gemeinsam als Share Now kooperieren. Ab dem 12. November ist die „Share Now“-App für Kunden verfügbar. Die beiden Unternehmen dahinter, Daimler und BMW, arbeiten indes auch beim autonomen Fahren fortan zusammen. daimler und bmw kooperieren auch beim autonomen fahren daimler und bmw kooperieren auch beim autonomen fahren(dpa/les)